Tobias Frauen
· 14.05.2023
Die Boards von Shape-Legende Peter Thommen sind ab 21. Mai wieder verfügbar. Im Angebot sind zwei Modelle mit 125 und 165 Liter Volumen, der Fokus liegt auf einfachem Handling.
“Wir bekommen wieder Boards von Cobra!” meldet Thommen-Geschäftsführer Mark Thoms aus den Niederlanden. Einige Jahre war es für die kleine Marke sehr schwer, Lieferungen von dem gut ausgelasteten Hersteller zu bekommen, pünktlich zum Start der Saison kann es jetzt wieder losgehen. Die Boards von Shape-Legende Peter Thommen sind ab dem 21. Mai direkt unter thommen1.com oder bei Windsport Fehmarn erhältlich.
Beide Boards sind in der Standard-Bauweise STD erhältlich, die an den stark beanspruchten Stellen besonders verstärkt ist. Die LTD-Bauweise ist fast wie ein Custom gebaut und leichter und steifer, aber natürlich auch teurer. Alle Boards kommen mit einem passenden Boardbag!
Peter Thommen baut seine Boards nach einer eigenen Philosophie, er setzt auf eher längere und gestreckte Shapes und hat damit vor allem Freerider im Auge, die ein möglichst unkompliziertes Brett wünschen. Das ist auch bei den beiden Modellen Glide und Ride zu erkennen, die jeweils nur in einer Größe verfügbar sind. Der 125 Liter große Ride wird als das “universelle Windsurf Board” angepriesen. “Peter kehrte zu den Bullet- und Sunset-Jahren zurück und verwendete eine gestreckte Rocker-Linie, eine V-zu-Quad-zu-Tri-Konkave für frühes Angleiten und kombinierte sie mit einem kleinen Tailkick, dünneren Rails und Wingern für Kontrolle bei stärkerem Wind”, heißt es von dem Hersteller. Der Ride kommt mit einer 28 Zentimeter langen Powerbox-Finne und einer 10 Zoll langen Mastspur, um einen großen Verstellbereich für Segel von 4,5 qm bis 7,5 qm zu haben. Die STD-Version kostet 1799 Euro, die LTD-Version 2149 Euro.
Der Glide ist mit 165 Litern deutlich größer. Bemerkenswert ist in dieser Gruppe das Thruster-Setup. Standardmäßig gibt es im Heck eine 32-cm-Powerbox-Finne und zwei passende 12-cm-Sidefins in Slotboxen. Dieses Setup ermöglicht laut Hersteller ein sehr gutes Höhelaufen und mehr Halt beim Halsen. “Eine spezielle gestreckte Rockerlinie aus der goldenen Ära von Thommen und eine V-zu-Quad-konkave Bodenform sorgen für einen allmählichen Übergang vom Dümpeln zum Gleiten.” Der Shape soll auch bei zunehmendem Wind noch gut zu fahren sein. Der Thommen Glide kostet als STD-Version 1899 Euro, als LTD-Version 2249 Euro.
2020 hat surf beide Thommen-Boards in einem Kurztest bei moderatem Gleitwind auf einem Binnensee sowie in kabbeligen Ostseebedingungen ausprobiert.
Der Glide 165 (9,90 Kilo) ist mit einer Länge von 265 ziemlich lang, aufgrund der üppigen Breite von 84 Zentimetern im Mittelbereich und eher schmalen Bug- und Heckpartien fällt die Outline recht rund aus. Der nur 72,5 Zentimeter breite Ride Ltd 125 (7,66 Kilo) wirkt dagegen deutlich gestreckter, auch dieses Brett ist mit 255 Zentimetern aber vergleichsweise lang. Beide Boards verfügen über einen Griff im Deck, der vor allem beim breiten Glide Gold wert ist und das Tragen spürbar erleichtert. Der Griff lässt sich per Schaumstoffstopfen verschließen.
Beide Modelle bieten absolut aufsteigerfreundliche Schlaufenpositionen – beim Glide 165 hat man die Wahl zwischen einer weit innenliegenden Position zum Schlaufenfahren-lernen sowie einer gemäßigt sportlichen Standposition. Die Schlaufen selbst werden mit doppelten Schrauben fixiert. Beim Ride 125 hat sich Peter Thommen hingegen auf eine Schlaufenposition beschränkt. Beiden Boards gemein sind die recht dünnen Kanten, welche die Halseneigenschaften verbessern sollen sowie ein Thruster-Finnen-Set-up mit vergleichsweise kurzen Mittelfinnen (Glide 34, Ride 30 Zentimeter) und 12er-Seitenfinnen. Bei beiden Boards gehört ein passendes Bag zum Lieferumfang.
Der Glide 165 liegt recht stabil im Wasser und auch wenn die dünnen Rails nicht für maximale Kippstabilität sorgen können, so kann man doch auch als 90-Kilo-Aufsteiger noch ordentlich Schotstarten. Einmal in Fahrt, stabilisiert sich das Brett sofort, auf dem Weg in die Schlaufen erweist sich das Konzept als überdurchschnittlich richtungsstabil – auch, wenn man beim Weg nach hinten mal falsch belastet. Der Übergang ins Gleiten erfolgt absolut harmonisch, ohne spürbare Gleitschwelle, auch wenn man nur passiv an Deck steht und aufs Pumpen verzichtet. Dass der Glide 165 danach nicht losrast wie ein Sportwagen, sondern eher cruist wie eine gut gefederte Limousine, dürften allenfalls ambitionierte Heizer kritisieren, Aufsteigern ins Gleitsurfen und Freeridern kommt diese gutmütige Charakteristik aber entgegen.
Dabei ist der Glide keineswegs langsam, aber er vermittelt mit seiner satten, gedämpften Wasserlage eben weniger fliegendes Fahrgefühl. Dafür setzt das Brett weich in Kabbelwellen ein und hält die Nase auch in starken Böen immer unten. Überrascht hat uns das Brett in Manövern – es halst nicht wie ein 165-Liter-Brett, sondern fühlt sich im positiven Sinn deutlich kleiner an. Ob es an den erwähnten dünnen Kanten liegt oder an der Bodenkurve – vermutlich ist es beides – der Glide geht äußerst harmonisch und mit wenig Fußdruck ums Eck. Mittlere und weite Radien gleitet das Board zudem äußerst flüssig durch.
Viele der erwähnten Fahreigenschaften entdeckt man auch beim kleineren Ride 125 wieder, zum Beispiel den flüssigen Übergang ins Gleiten, das komfortable Fahrgefühl, hervorragende Kontrolle und echte Easy-going-Qualitäten. Auf extrem freies, sportliches Fahrgefühl muss man auch beim Ride weitgehend verzichten. Schnittig und mit viel Kontrolle auf der Kante zieht man durch weite Powerhalsen und andere Gleitmanöver, richtig eng drehen mag der Ride hingegen nicht, er tendiert dann mitunter zum Verschneiden.
surf-Fazit: Ride und Glide, diese Konzepte sind keineswegs von gestern! Beide Modelle sind für Aufsteiger ins Gleitsurfen perfekt, weil gleitstark, unkompliziert zu halsen und trotzdem sportlich genug zum Herumheizen. Umsteiger von alten, langen Freeride-Shapes und Wiedereinsteiger ins Windsurfen dürften diese Shapes ebenfalls lieben. Nur wer primär mit Cambersegeln und in weit außenliegenden Schlaufenpositionen auf Speedduelle aus ist, wird die Konzepte etwas zu brav finden.