Welches Foil Anfängern Flügel verleiht und wo die Bruchlandung wartet, haben wir in einem ersten Test herausgefunden.
Es wird übertragen durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Den einen erwischt es und wird nur noch schlimmer. Andere wirken immun dagegen. Foils werden klassisches Leichtwindmaterial nicht er-setzen, doch fortgeschrittenen Windsurfern bieten sie eine neue, ohne Zweifel faszinierende Herausforderung. surf liefert Praxis-Infos und einen ersten Vergleich der Systeme.
"Formula ist tot", sagt zumindest Werner Gnigler. Doch wenn der JP-Australia-Designer das sagt, wurzelt die Einschätzung vermutlich in den Erfahrungen mit den Top-Fahrern und bezieht sich auf die Rennszene – mit Top-Fahrkönnen, viel Zeit zum Üben und dem Wunsch nach etwas Neuem. Wer weiterhin am Walchensee bei leichtestem Wind so früh wie möglich ins Gleiten kommen will, wird die Gleitgrenze mit dem Foil nicht nochmals nach unten drücken. Man kann zwar mit kleineren Segeln fahren, das nötige Fahrkönnen ist dafür eine Stufe höher, und ohne viel Üben wird man vom erzielten Speed erstmal enttäuscht sein. Dafür ist das subjektive Speedgefühl im unteren Gleitbereich neu und beeindruckend. Es gibt nur Dümpeln oder frei und nahezu widerstandslos dahingleiten. Und 35 km/h auf dem Foil fühlen sich an wie 45 auf dem Freerider – einen Versuch ist es wert. Damit das nicht komplett in die Hose geht, findest du den ersten Grundlagenteil. Detaillierte Einzeltests kommen dann in Folge. Kein Grund zur Panik: Viele Foils sind momentan noch nur in homöopathischen Dosen verfügbar – wenn überhaupt.
Die "richtige" Mastlänge
Vor dem Foilen kommen die Vokabeln. Die müssen neu gelernt werden – und klingen nicht immer einleuchtend. Der "Mast" ist beispielsweise das senkrechte, mächtige Hauptprofil, das mit dem Board verbunden wird. Zwischen 55 und 95 Zentimeter lagen die Mastlängen in diesem Test. Auf dem kürzesten Mast fliegt das Naish SUP- und Windsurf-Convertible im Tiefflug übers Wasser. Bis in den ersten Stock kannst du dich dann auf dem Starboard Carbonfoil mit 95 Zentimeter beamen (inklusive Fuselage gemessen sogar 99 Zentimeter, vier länger als NeilPryde). Noch mal Vokabeln lernen: Fuselage ist das Längsteil, das unten am Mast die beiden Flügel trägt. Welches ist die bessere Wahl? Klar ist: Der 55er-Mast ist optimiert für Stand-up-Paddling in der Welle. Beim Abreiten der Welle ist kein Chop im Weg, du willst knapp über der Wasseroberfläche "hoovern" und hast so auch noch eine Chance, in gebückter Haltung mit dem Paddel runter ins Wasser zu kommen. Ein extrem langer Mast dürfte vor allem dem Anfänger zu einigen Adrenalinschüben verhelfen.
So wie auf unseren ersten Ausflügen auf der längsten Windsurfstelze. Zum Windsurfen auf dem Gardasee ist auch das Naish SUP-Allround-Foil zwar geeignet, doch wünscht man sich schnell etwas mehr Bodenfreiheit, um ungedrosselt über die Kabbelwellen zu kommen, auch wenn die gelegentlichen Aufsetzer sanft und harmlos wirkten. Für den Foil-Einsteiger dürften 70 bis 85 Zentimeter optimal geeignet sein, auch das eigentlich gut funktionierende BIC Foil erschien uns mit 70 Zentimetern schon nach kurzer Zeit als eher untere Grenze.
Mit zunehmender Sicherheit kommen die Vorzüge längerer Foils dann entspannter zum Vorschein. Auch größerer Chop lässt sich darauf stabil in gleichbleibender Flughöhe überqueren. Hat der lange Mast erstmal seinen Schrecken verloren und der Fahrer die Höhenangst abgelegt, reagierst du auf dem langen Foil gelassener auf Auf- und Abbewegungen des Foils – es ist ja nach oben noch Luft. Denn erst wenn der Mast "am Ende" ist, wenn das Foil die Wasseroberfläche durchstößt, reißt die Strömung ab und der Höhenflug ist jäh beendet. Top-Foiler kanten dazu das Board zunehmend – so wie die Kiter es extrem tun – nach Luv an. Das erfordert längere Masten – und ein Umdenken bei den Boardgrößen.
Die "richtige" Boardgröße
Bei den Top-Fahrern der Worldcup-Teams ist dieses Umdenken bereits in vollem Gange: "Anfangs wollten alle das große Foilboard, jetzt nehmen die meisten den kleineren 135er" sagt JP-Shaper Werner Gnigler "einige richtig gute Jungs fahren extrem nach Luv gekantet und deshalb noch schmalere Boards mit 72 Zentimeter Breite." Für den Einstieg ins Foiling würden wir so extreme Experimente allerdings nicht empfehlen, jedenfalls nicht für die meisten Foils. Unser Referenz-Slalomboard RRD X-Fire 114 bietet zwar die verlockende Option, ein Mittelwind-Slalomboard auch als Leichtwind-Foilboard zu verwenden, doch als Foilboard entpuppt sich das 70 Zentimeter schmale Board als sehr anspruchsvoll. Angleiten und aufs Foil kommen gehen zwar flüssig, doch in der Luft wirkt das Board wie ein Schwebebalken, zum Ausgleichen und Steuern ist der Hebel über die geringe Heckbreite nicht gerade gewaltig.
Für die Halse auf dem Foil ist schon gute Übung erforderlich, ähnlich wie auf dem noch schmaleren AHD AFS-1. Während sich auf den gemäßigt breiten Naish-Boards auch ein 5,0er noch gut anfühlte, wirkt das Segel auf dem JP oder dem noch breiteren Starboard schon sehr verloren. Diese Boards sind eher für 6,8 und größer gedacht.
Das "richtige" Foil
Wie stabil gleitet ein Foil durchs Wasser? Wie früh kommt es raus? Als besonders stabile Low-End-Foils empfanden unsere Probanden beide Naish-Foils, das Starboard als "GT"-Version, mit den beiden großen Flügeln und der kurzen Fuselage, sowie das NeilPryde Aluminium-Foil und das AHD AFS-2. Das NeilPryde F4 wirkt sehr sportlich und leistungsorientiert. Während AHD (Vorserie), BIC und das AHD FS-2 in Vollcarbon-Konstruktion und mit Mast und Fuselage aus einem Teil, dazu mit filigranen, teils scharfkantigen Wings, sehr leicht gestaltet sind, setzen Starboard und NeilPryde (Alu) auf Zerlegbarkeit und Robustheit mit sehr solide wirken Verbindungen.
Starboard bietet mit einem Baukastensystem nahezu jede Kombination aus drei Mastlängen, zwei Front- und zwei Backwings, sowie zwei Fuselages an. Die "GT"-Version mit großem Flügel vorne und großem Back Wing, montiert auf der kurzen Fuselage, flog sich sehr stabil und sicher. Es kommt früh aus dem Wasser und war auch in der Halse besonders gut kontrollierbar. Statt des zum Test vorhandenen 95er-Masts hätten wir gerne den 85er probiert. Das Set-up lässt sich mit dem Starboard Foilboard auch Einsteigern gut empfehlen. Nimmt man vorne den kleineren Flügel (Set-up "Slalom), kommt das Board später aufs Foil, bleibt gut kontrollierbar und fliegt dann mit Mach 2.
Das Top-Foil von NeilPryde, das "F4 Carbon", gibt es nur im Set mit zwei Front Wings und sowohl der Preis als auch die Tuningmöglichkeiten empfehlen es nicht unbedingt dem unbedarften Einsteiger. Auch mit großem Frontflügel kommst du erst ins Gleiten, dann geht das Board aufs Foil, die Fluglage ist nicht so stabil wie beim Alumodell. Über den Trimm des hinteren Flügels (+/- 1,5 Grad), kann man das leistungsoptimierte Foil sehr fein tunen, aber auch viel verstellen. Es geht irre Upwind, wirkt sehr schnell, aber auch etwas anspruchsvoller – eher ein Tipp für bereits erfahrene Foiler, oder Surfer, denen auch beim Foilen Leistung über alles geht.
Das NeilPryde Alu-Foil ist nicht nur vom Preis der Knüller, sondern hinterlässt auch bei unseren Testfahrten einen sehr guten Eindruck. Es kommt schon bei recht geringem Speed aufs Foil, gleitet stabil und fehlerverzeihend, geht im NeilPryde-Board stabil durch die Halse. Die Wings aus GFK haben weniger scharfe Kanten und keine spitzen Flügelenden, was auch der potenziellen Verletzungsgefahr zugute kommt. Gespart wurde durch die Verwendung von Alu für den Mast und GFK bei den Flügeln. Die Verbindung von Mast und Fuselage (ebenfalls Alu) ist verschraubt und wirkt sehr stabil, für den Transport bleibt ein handliches Paket.
Ganz ähnlich gleitet das AHD AFS-2. Für uns ohne Frage die erste Wahl vor dem AFS-1. Das Foil liegt ähnlich stabil im Wasser wie das NeilPryde Aluminium, wirkt noch etwas softer gedämpft, sehr ruhig und ohne Tendenzen, plötzlich unvorhersehbare Dinge zu tun.
Naish geht mit eher gedrungenen, großflächigen Flügeln einen eigenen Weg. Das Ergebnis ist der einfachste Zugang zum Foilen. Sehr frühzeitiger, gut zu bändigender Lift für stabile Fluglage und einfachste Halseneigenschaften. Kein Racefoil, sondern für entspanntes "Early Foiling" mit nicht zu großen Segeln.
BIC bietet mit 1799 Euro ein verhältnismäßig günstiges Carbon-Foil an. Der Mast fällt mit nur 68 Zentimetern inklusive Fuselage sehr kurz aus. Das Foil fährt sich easy und stabil, allerdings vermissten wir etwas Reiseflughöhe. Die Bohrungen passten leider nicht mit dem BIC-Board überein, der Kopf war für die anderen Tuttle-Boxen ohne Nachbearbeitung zu dick und zu hoch.
DIE DETAILS DER TESTPRODUKTE
DIE TESTERGEBNISSE
JP-Australia Hydrofoil 135 Pro
Von zwei speziellen Foilboards konnten wir von JP-Australia das kleinere mit immerhin noch 86 Zentimeter Breite testen. Das Board ist äußerst leicht und will einfach fliegen. Im Gegensatz zum Starboard vermitteln gleiche Foils unter diesem Board noch mehr "Lift", du benötigst sicher erst mal etwas mehr Übung für stabile Rundflüge, auch weil die Schlaufen weit hinten platziert sind. Dafür wirkt das extrem kurze Board deutlich sportlicher und spritziger, vermittelt mehr Leistungspotenzial und wirkt weniger klobig, sobald es einmal in der Luft ist.
Länge: 2,15 Meter; Breite: 86 Zentimeter; Gewicht: 7,5 Kilo; Preis: 2399 Euro
BIC Techno 148
Ein großes Board – zum günstigen Preis – und eine Deep-Tuttle-Box hat es auch noch. Das könnte das ideale Einstiegs-Foilboard sein. Der Foileinstieg gelingt damit zwar, echter Spaß wird aber vermutlich nicht aufkommen. Einerseits erschwert der schmale Schlaufenabstand hinten die Kontrolle über das sportliche BIC-Foil, andererseits drücken die große Länge und das hohe Gewicht das Board immer wieder vorne herunter.
Länge: 2,64 Meter; Breite: 75 Zentimeter; Gewicht: 10,2 Kilo; Preis: 999 Euro
AHD SL 2 122
Das AHD-Slalomboard SL 2 122 markiert die unterste Breite, die bei unseren Erprobungen Spaß und Kontrolle vereinte. Das Set-up wirkt so sehr sportlich, das Foil AFS-2 (ein Vorserienmodell) passte gut, ist easy zu beherrschen und wirkt besonders soft und laufruhig, wenn auch nicht super schnell.
Länge: 2,34 Meter; Breite: 76 Zentimeter; Gewicht: 7,0 Kilo; Preis: 1999 Euro
AHD AFS-1
Das AFS-1 ist gewissermaßen Vorreiter und AHD-Rider Bruno André zeigt immer wieder unglaubliche Action auf dem Foil beim Windsurfen und mit dem SUP-Board. Mit dem neuen AFS-2 dürfte die Windsurfära des AFS-1 allerdings zu Ende sein, denn das extrem auftriebsstarke Foil kommt zwar bei geringsten Geschwindigkeiten aus dem Wasser, ist aber in Verbindung mit dem sehr schmalen Board (nur diese Kombi passt) sehr schwierig zu kontrollieren und erfordert in der Halse im Vergleich zu allen anderen Foil-Kombos die mit Abstand höchste Geschicklichkeit. Der Nachfolger AFS-2 ist in der Pipeline, breiter, ohne das Loch am Bug (in der Praxis ohne Vorzüge) und in Kombination mit einem Foil AFS-2 MK II mit kleinerem Front Wing. Das dürfte wieder spannend werden.
Länge: 2,38 Meter; Breite: 67,5 Zentimeter; Gewicht: 8,6 Kilo; Preis: 3999 Euro (Board inkl. Foil)
Naish Hoover 122 WS Foilboard
Einfacher geht es nicht. Das Naish-Set aus Board und Windsurffoil ist für ein Foil-Set besonders einfach zu beherrschen. Das Board verträgt auch 7,7er-Segel, passt ebenfalls zum 4,8er. Die Schlaufen sind weit innen, man kommt leicht rein und dennoch ist die Fahrposition im Trapez von Anfang an entspannt, genau so, wie man es vom Windsurfen kennt. Das Board "hoovert" mit viel Lift bereits sehr früh und mit kleinen Segeln dabei sehr stabil, mit wenig Kraft lassen sich jederzeit Steuerimpulse setzen. Das Foil neigt kaum dazu, unkontrolliert nach oben zu schießen, am ehesten quittiert es den darauf folgenden Versuch das abzufangen mit einer Art Spin Out und recht kontrolliertem, softem Einsetzen. Sämtliche Reaktionen des Foils und Boards wirken gut beherrschbar und vorhersehbar. Das Foil ist auf Easy Foiling optimiert und gewinnt vermutlich kein (Upwind-)Race. Für unkompliziertes Foilen bei wenig Wind mit kleinen Segeln eignet es sich aber hervorragend.
Länge: 2,29 Meter; Breite: 73 Zentimeter; Gewicht: 7,8 Kilo; Preis: 2099 Euro
Naish Hoover 120 SUP / WS Foilboard
Unser Tipp für verkappte Stand-up-Paddler, die nur ganz gelegentlich mal Windsurf-Foilen möchten. Das Board kommt beim Windsurf-Foilen zwar sehr früh raus, der SUP-Foilmast mit nur 55 Zentimeter vermittelt aber nicht ganz das Feeling, das man erleben möchte und ist eher für Flachwasser als für ruppige 4 x 4-Pisten geeignet. Dafür kann das Brett zum SUP-Foilen verwendet werden und funktioniert obendrein ohne Foil mit vier Wavefinnen als konventionelles Wave-SUP.
Länge: 2,28 Meter; Breite: 76 Zentimeter; Gewicht: k.A.; Preis: 2299 Euro
RRD X-Fire 114 LTD V9 FB
Für Könner könnte das auf Dauer eine Option sein: Ein Board, das mit dem 7,8er als Slalomrakete richtig Gas gibt und bei Leichtwind Dank verstärkter Tuttle-Box mit dem Foil aufgerüstet werden kann. Den Einstieg ins Foilen erschwert man sich damit aber deutlich. Auf der Geraden und in der Halse fehlt ohne entsprechendes Feingefühl die nötige Kontrolle über das Foil. Ein sicheres Gefühl haben weniger Geübte darauf ganz sicher nicht so schnell. Nach unserer Einschätzung dürfte der nächst größere X-Fire 122 mit 228 Zentimeter Länge und 82 Zentimeter Breite gut funktionieren.
Länge: 2,35 Meter; Breite: 70 Zentimeter; Gewicht: 6,8 Kilo; Preis: 2539 Euro
Starboard Move MKII 5,7
Groß wie eine Tischtennisplatte, super stabil beim Angleiten, in der Luft und in der Halse. Zusammen mit dem "GT"-Foil ermöglicht das Starboard neben dem Naish-Board den einfachsten Einstieg ins Foiling. Die große Breite vermittelt Kontrolle und Sicherheit, geradeaus wie in der Halse und die Länge ist ein guter Kompromiss zwischen nicht zu sensibel und leichtfüßig genug zum Abheben. Das Board ist im Prinzip ein Leichtwind-Freeracer mit stärkerer Box und auch zum "normalen" Windsurfen voll geeignet.
Länge: 2,41 Meter; Breite: 95 Zentimeter; Gewicht: 9,6 Kilo; Preis: 2799 Euro