Als Foil-Windsurfer bist du fit für den Energiewandel. Wind statt Benzin, mit zwei Quadratmeter weniger Plastikfolie als alle anderen Surfer – im gleichen Windbereich. Wir haben sieben Foilboards, acht Foils und vier Multi-Boards für den Umstieg 2018 probiert.
Schweben, Fliegen, Foilen – der Segelsport wird gerade vom Foil-Trend auf den Kopf gestellt und für Kiter ist "Foilen" bei Leichtwind bereits völlig normal. Wird das beim Windsurfen auch passieren? Es gibt gute Gründe dafür – und dagegen. Der Trend im Segelsport hängt sicher daran, dass der gemeine Freizeit-Segler im Vergleich zu Windsurfern bislang grottenlangsam unterwegs ist. Von einer ollen Jolle zur "Motte" mit Foil vervielfacht sich der Bootsspeed nahezu. Als Windsurfer wirst du mit dem Foil eher langsamer. Hobby-Kiter foilen mit entsprechendem Kite bei so unglaublich wenig Wind, was mit normalem Kitematerial nicht möglich wäre. Als Windsurfer wird man das unterste Windlimit gegenüber einem Formulaboard mit 11er-Segel kaum noch weit drücken – und benötigt dafür deutlich(!) mehr Fahrkönnen, nochmals tieferes Wasser und möglichst wenig Kraut im See.
Aber: Wer sich daran wagt, wer bereits sehr gutes Freeridefahrkönnen mitbringt (Schlaufen außen, Powerhalse gelingt wirklich sehr gut), spart sich vermutlich das komplette größte Rigg, nimmt 7,5 statt 9,0 und erlebt ein völlig neues Gleitgefühl. Bei acht bis zehn Knoten Wind mit einem leichten 7,5er-Segel lautlos zu cruisen, hat etwas Besonderes. Die Amwindeigenschaften sind beeindruckend, Foilen lernen und dann später noch die Foilhalse hat nicht nur etwas im Wortsinn "Erhabenes", sondern ist optimale Beschäftigung für diejenigen, die bei Leichtwind eine neue Herausforderung suchen. Das kernige, knackige, manchmal harte und rüttelnde Fahrgefühl, das wir am Windsurfen aber ebenfalls lieben, geht dabei allerdings verloren. Du hast die Wahl!
Den gesamten Test mit diesen Boards findet ihr unten im Download-Bereich:
Alternative Boards:
AN LAND
Boards: Bei den Boardkonzepten scheiden sich die Philosophien mindestens wie bei den Foils. AHD und RRD setzen auf das unveränderte High-Performance-Slalomboard – was im Test sehr gut funktionierte. Starboard hat für 2018 das Foil 147 im Programm, das nahezu identisch dem normalen Frühgleit-Windsurfbrett entspricht. Für Leichtwind bildet das mit dem "Race"-Foil von Starboard eine exzellente, extrem flugstabile Kombination, auch mit größeren Segeln von sieben bis neun Quadratmeter. Auf dem großen Board geht lediglich etwas sportliches Feeling verloren. Naish setzt mit dem Hover 122 WS auf ein reines Windsurf-Foilboard, das zum Konzept fürs Foilen mit eher kleinen Segeln bis 6,5 Quadratmeter und dem entsprechend besonders auftriebsstarken Flügel von Naish passt. Fanatic schickt den "Falcon LW" ins Rennen, ein Leichtwind-Slalomboard, das eher zum sportlichen Frühgleiten und weniger für Regatten entwickelt wurde und auch nicht in der leichtesten Bauweise erhältlich ist. Kompromisslose, leistungsorientierte Foilboards haben JP-Australia und Slingshot im Programm: Kurz und breit – und aufs Foilen spezialisiert, was im Test hervorragend funktionierte.
Foils: Vor allem die Carbonflügel "bestechen" mit teils sehr scharfkantigen Details. Die Tipps der Flügel, sowie die Abrisskanten an Masten und Wings sind teils filigran und schnell beschädigt und dazu verletzungsträchtig.
Handhabung und Pflege: Als High-End-Geräte benötigen Foils tatsächlich etwas mehr Umsicht beim Transport und auch – vor allem nach Gebrauch im Salzwasser – etwas Wartung. Vor allem die Carbon-Foils mögen keinen Steinkontakt an den Flügeln, die sehr dünnen Kanten sollten umsichtig behandelt werden. Da steckt ein GFK-Flügel deutlich mehr ein. Bei diesem und bei den übrigen Foils mit Masten und Fuselages aus Aluminium besteht an allen Kontaktpunkten zwischen Aluminium und Edelstahl (Schrauben im Gewinde) ein erhöhtes Korrosionsrisiko des Aluminiums, die Schraubverbindungen sind dann unter Umständen wegen des entstehenden weißen Oxidationspulvers nur noch extrem schwer lösbar.
Besonderheiten: Die im Profil zweiseitig abgeflachte Slingshot-Fuselage zeigt jede Menge Bohrungen, die es ermöglichen, durch Drehen der Fuselage um 180 Grad (vorne nach hinten) die Position des Masts zu verändern. Der Frontflügel wandert dabei je nach Wahl für mehr Kontrolle näher an den Mast heran oder für mehr Lift weiter vor. Wir konnten im Test tatsächlich einen Unterschied feststellen. In der "Power-Position", mit dem Flügel weit vorne, liftet das Foil besonders früh, mit dem Frontflügel nach hinten versetzt steigt das Board weniger und bei leichtem Wind – im Fanatic Falcon LW – foilt das Board in geringerer Höhe übers Wasser.
Befestigungssysteme: Die meisten Hersteller verwenden die in großen Slalom- und Formulaboards übliche Deep-Tuttle-Box. Der Vorteil ist die Kompatibilität untereinander und spätestens ab 2018 werden viele Hersteller die großen Slalomboards mit dieser Box in einer speziell verstärkten Variante für die Foilbenutzung ausrüsten.
Steifigkeit: Hohe Steifigkeit bringt gute Laufruhe, vor allem die Steifigkeit auf Torsion im Mast und der beiden Flügel gegeneinander erscheint wichtig. Seitliches Biegen des Masts beeinflusst die Fahreigenschaften dagegen gefühlt weniger. Vor allem die Alumasten überzeugen mit maximaler Verwindungssteifigkeit.
Auf dem Wasser
Gleiten und Performance: Wir haben bei den Tests die Geschwindigkeit gemessen, bei der man "aufs Foil" kommt. Erstaunlicherweise liegt schon das normale Gleiten kurz vor dem Abheben bei deutlich niedriger Geschwindigkeit als üblich. Mit großen Freeridern sind üblicherweise etwa gut 20 km/h nötig, um dauerhaft den erforderlichen dynamischen Auftrieb zum Gleiten zu erzeugen. Unterstützt vom Foil gleiten alle Boards bereits bei deutlich weniger Speed. Der Take Off auf das Foil erfolgte dann spätestens zwischen 15 und 19 km/h. Für beste Flugstabilität und maximale Performance ist ein Foilboard idealerweise nicht zu schmal (etwa 75 Zentimeter Breite bei möglichst breitem Heck erscheinen als solides Mindestmaß), möglichst leicht und auch nicht zu lang. Vor allem die getesteten Freerideboards mit doch längerer Bugpartie legen eher mal eine Zwischenlandung ein, als die kurzen Foil-Spezialisten – oder die zumindest leichteren und etwas kürzeren Slalomshapes.