Board-KaufberatungBreite wichtiger als Volumen

Board-Kaufberatung: Breite wichtiger als Volumen
Board-Kaufberatung: Breite wichtiger als Volumen

Jahrelang war das Boardvolumen die wichtigste Konfektionsgröße im Surfshop. Über 100 Liter ist aber heute die Breite das viel wichtigere Maß, wie auch das Duell der beiden ungleichen Brüder Bic Techno und Bic Techno Pro zeigt.

  Hier treten 130 Liter Volumen (links) gegen 133 Liter an. Der Techno Pro ist aber im Vergleich mit 80 Zentimetern Breite trotz drei Liter weniger das deutlich größere Board.
Hier treten 130 Liter Volumen (links) gegen 133 Liter an. Der Techno Pro ist aber im Vergleich mit 80 Zentimetern Breite trotz drei Liter weniger das deutlich größere Board.

Gleich zweimal kann man bei der Boardauswahl in die Volumenfalle tappen, wie zahlreiche Leseranfragen bei uns zeigen: Besitzer älterer Boards, die ihren Bretterpark endlich mal modernisieren möchten, orientieren sich häufig weiterhin am Volumen, sollten aber nach zehn oder mehr Jahren vor allem auch die Breite berücksichtigen. Wer von einem F2 Xantos II oder einer Fanatic Bee mit satt über 150 Litern, aber nur rund 62 bis 64 Zentimeter Breite kommt, lagert nach heutigen Maßstäben einen nervösen, schmalen Donnerbalken in seinem Material-Fundus. Denn ein Freerider mit 150 Litern gleitet heute mit durchschnittlich rund 80 Zentimetern so stabil wie ein Flugzeugträger übers Wasser. Als Ersatz für den Oldtimer wäre daher ein modernes Board der 120- oder 130-Liter- Klasse wahrscheinlich eher richtig.

“Wer einen Nachfolger für sein zehn Jahre altes Board sucht und sich dabei nur am Volumen orientiert, kauft mit ziemlicher Sicherheit ein zu großes Board.”

Nur dann kann man ähnliche Segelgrößen nutzen, nur dann wird man ein zumindest ähnliches Surferlebnis neu entdecken. Die Boardbreite ist nicht nur für das Fahrgefühl verantwortlich, sondern ebenfalls ein erstes Indiz für die optimal passenden Segelgrößen. Oberhalb der 100 Liter gibt die Boardbreite in etwa die optimale Segelgröße an (mit einer Range von eineinhalb bis zwei Quadratmetern): Bei 85 Zentimetern passt ein 8,5er-Segel nahezu perfekt, bei 70 Zentimetern ein 7,0er.

Unterhalb der 100 Liter markiert die Breite näherungsweise die obere Segelgröße. Auf einem 54 Zentimeter breiten Waveboard fährt man besser nicht größer als maximal 5,4 und auf einem Freemoveboard mit 62 Zentimetern stimmt der Trimm meist sehr gut bis 6,2 Quadratmeter.

Die zweite Falle lauert bei modernen Shapes, wenn Bretter unterschiedlicher Klassen verglichen werden – wie in unsererem exemplarischen Test.

Denn bei den auf mehr Komfort ausgelegten Freerideboards einerseits und den sehr leistungsorientierten Slalom- Raceboards andererseits arbeiten die Boardshaper mit sehr unterschiedlichen Outlines. Bei gleichem Volumen fällt ein spezialisiertes, modernes Slalomboard meist deutlich breiter und dafür dünner aus als ein vielseitiges Freerideboard.

Die Bezeichnungen Techno und Techno Pro klingen in unserem Fall zur maximalen Verwirrung noch recht ähnlich und nach dem Volumen wäre der gelbe Techno, der Freerider, das “größere” Board. Auf dem Wasser bleibt davon keine Spur: Der Techno 133 wirkt für einen Freerider dieser Klasse sehr agil und hängt mit der neuen, hochwertigen Select-Carbonfinne RS7 Racing sehr folgsam am Fuß. Schnell ist man in die Schlaufen geschlüpft, das Brett vermittelt ordentlich Speedfeeling und fetzt frei übers Kabbelwasser. Powerhalsen gelingen flott, das Board dreht dabei besonders gerne eng, in weiten Gleithalsen verliert man häufiger etwas Schwung. Mit einer zusätzlichen, kleineren Finne lässt sich das Brett bedenkenlos mit Segelgrößen von 5,3 bis 8,0 bestücken und ist als Freerider für Aufsteiger wie auch gute Windsurfer durchaus empfehlenswert.

Ganz anders der Techno Pro: Das nach dem Volumen eigentlich kleinere Board wirkt wie eine ganze Klasse größer, es gleitet in modernen Slalomrace- Dimensionen auf der extrem breiten Gleitfläche und ist mit Segeln von 7,6 bis 9,5 Quadratmetern sicherlich am besten getrimmt. Um die lange Finne im breiten Heck zu beherrschen, sind die (unbequemen) Schlaufen weit außen montiert, so wie Surfer mit Raceerfahrung es mögen und wie Freerider es meistens meiden. Die breite Fahrmaschine gleitet dabei ganz brav, wackelt weder quer noch längs und hält den Bug ganz ruhig flach über dem Wasser, selbst wenn mal eine kernige Böe ins Segel hämmert. Das vermittelt zwar weniger Speedfeeling als auf dem schmaleren Shape, wirkt sich im unteren und mittleren Windbereich aber spürbar leistungssteigernd aus. In der Halse spielt der “Pro” ebenfalls den Gegenpart zum gelben Techno. Richtig enge Halsen sind nicht vorgesehen, auch für weitere Turns darf man dem Board ordentlich Druck geben, doch dafür gleitet es mit gutem Speed wieder aus der Kurve heraus, so wie man es für Slalommatches fordert.

Fazit: Mit dem Techno und Techno Pro hat Bic Sport zwei günstige Boards im Programm, die für den jeweiligen Einsatzbereich gut geeignet erscheinen. Der Techno 133 überzeugt mit objektivem Speed und subjektivem Speedfeeling. Der Techno Pro 80 ist wegen der Schlaufenposition anspruchsvoller zu fahren, trägt locker große Segel, wird bei wenig Wind schnell und bleibt lange gut kontrollierbar. Dabei ist das Board objektiv schneller als es subjektiv wirkt.

Evolution: Vom Zahnstocher zur Rennsemmel

  Zwei moderne Shapes: Der Freerider (links) fällt bei mehr Volumen schmaler aus und eignet sich für kleinere Segel. Das Freeraceboard kann trotz geringerem Volumen (dünner gehalten) größere Segel tragen, satte zehn Zentimeter mehr in der Breite wirken wie eine gute Brettklasse größer.
Zwei moderne Shapes: Der Freerider (links) fällt bei mehr Volumen schmaler aus und eignet sich für kleinere Segel. Das Freeraceboard kann trotz geringerem Volumen (dünner gehalten) größere Segel tragen, satte zehn Zentimeter mehr in der Breite wirken wie eine gute Brettklasse größer.