FREESTYLE HERREN Artistik auf dem Wasser – mit Freestyle ist diese Disziplin nur noch unzureichend beschrieben. Was die besten Profis, die vorwiegend aus der Karibik (Bonaire), Venezuela (Isla Margarita) und jetzt auch vermehrt aus Brasilien (Jeri) zeigen, stellt selbst die Judges vor ernste Probleme. Deshalb erklären vor dem ersten Wettbewerb die Fahrer den Punktrichtern quasi in einem „Einführungslehrgang“ die neuesten Moves. Vorreiter im Erfinden sind natürlich Weltmeister Gollito, sein Kronprinz Kiri Thode und die Frans-Brothers Taty und Tonky. Erfindet einer einen neuen Trick, versucht er ihn vor den Wettbewerben mehr oder weniger geheim zu halten, denn spätestens nach zwei Tagen Vorführung auf dem Wasser hätte ihn auch die Konkurrenz drauf. Dass die besten Europäer (Paskowski, Günzlein, Roßmeier, Akgazciyan, Otaegui, Ruenes & Co.) nur noch mithalten können, wenn sie in den Trainingsrevieren auf der Südhalbkugel überwintern, könnte der Zukunft des Tricksurfens im Wege stehen. Weniger Könner, kleinere Felder, geringeres Interesse der Veranstalter, schwindende Preisgelder, kaum noch Veranstaltungen. Das Ende? Mit nur noch drei Freestyle-Cups zeigt sich der Abwärtstrend. Wer hält ihn auf? Die PWA ist gefordert, mehr Ausgleich zwischen den Disziplinen herzustellen. Aber leicht gesagt in der Wirtschafts- und Finanzkrise, wenn selbst der Millionen-Zirkus Formel 1 ins Schlingern gerät. Die einzige Überraschung beim Saisonauftakt auf Lanzarote ist ein neues Gesicht im Worldcup. Steven van Broeckhoven rockte sich sofort auf Rang sechs, nachdem er schon auf der EFPT an die Spitze gestürmt war. Bei drei Double Eliminations, die Costa Teguise zauberte wieder perfekte bis geniale Bedingungen hervor, dominierte Gollito vor Thode, Otaegui, Browne und Tonky Frans. Deutschlands Aushängeschild André Paskowski schaffte mit Platz neun noch den Sprung in die Top Ten. Mit der Fähre ging’s direkt im Anschluss auf die Nachbarinsel Fuerteventura, wo René Egli in Sotavento wieder für den Grand Slam Worldcup (Slalom und Freestyle) 90.000 Euro Preisgeld organisiert hatte. Viel Slalom, wenig Freestyle, nur eine Double und eine halbe Single, mehr ging diesmal nicht. Vorne alles klar, Gollito vor Tonky Frans und „Brawzinho“ Browne. Van Broeckhoven schon auf vier, Thode nur auf fünf. Und dahinter die Deutschen Paskowski und Günzlein, die sich trotz Film-Projekte und Einsätze im elterlichen Tauch-Business in Bestform zeigten. Die Entscheidung über den WM-Titel sollte in einem Freestyle-untypischen Revier fallen. Sylt mit seiner Brandung, vor allem bei ungünstiger Windrichtung plus zusätzlicher starker Strömung plus frostigen Temperaturen, ist denkbar ungeeignet für Warmwasser-Trickser. Gollito wurde nicht so richtig warm, er musste die Frans-Brüder Taty (1.) und Tonky (3.) vorbeilassen. Dazwischen schob sich Kiri Thode. Allein, es reichte dem Lockenkopf zum erneuten ersten Platz in der Rangliste. Paskowski und Günzlein teilten sich einmütig Rang neun auf der Nordseeinsel.