Bernd Flessner
· 06.08.2022
Der PWA-Worldcup auf Sal hat die Kapverdischen Inseln wieder in den Fokus der Windsurf-Welt gerückt. Neben den legendären Wave-Spots bietet die Insel aber auch vielfältige Bedingungen für Freerider und Wave-Einsteiger. Bernd Flessner hat sein „Flessner & Friends Camp“ zum Anlass genommen, die besten Spots rund um die Insel zu besuchen. Hier sein Update.
Ja, das Camp wird stattfinden. Das war meine erfreuliche Antwort an die Teilnehmer, die sich für unser Surf-Camp „Flessner & Friends“ im Robinson Club Cabo Verde auf Sal Anfang Februar angemeldet und mich im Vorfeld regelmäßig kontaktiert hatten. Nach fast zwei Jahren Corona-Zwangspause öffnete im September 2021 wieder unser neuer Club auf den Kapverden.
Die Insel Sal ist im Winter bekannt für stabilen Passatwind und tolle Bedingungen auf dem Wasser. Punta Preta, einer der besten „down the line“ Wave-Spots der Welt und Austragungsort des ersten World-Cups des Jahres, liegt nur fünf Minuten vom Club entfernt. Was Paia auf Maui für die eingefleischten Windsurfer ist, das ist Santa Maria für die Wassersport-Szene auf Sal.
Der kleine Ort an der Südseite der Insel ist Treffpunkt für Wellenreiter, Wind- und Kitesurfer. Hier gibt es viele kleine Restaurants, Bars, Cafes und die eine oder andere Eisdiele. Der Sandstrand in Santa Maria ist außerordentlich schön, entlang der Südseite der Insel liegen tolle Spots – wie etwa Punta Leme. Hier gibt es zwei Wassersport-Stationen, eine davon ist die vom Lokalhelden Josh Angulo. Direkt daneben befindet sich der ION Club. Bei schräg ablandigem Wind von links startet man hier im Flachwasser quer zum Ufer Richtung Point Break nach Punta Leme. Wave-Einsteiger finden an dem Spot perfekte Bedingungen, um sich sicher und langsam an brechende Wellen zu gewöhnen. Da der Wind am Spot ablandig ist – und man von der brechenden Welle aus rauswärts surft, kann wenig passieren. Bei hohem Swell finden sich hier auch diverse Wellenreiter und Kitesurfer am Point Break wieder. Es kann echt eng werden, wie oben auf dem Bild zu sehen. Bei moderaten Bedingungen ist allerdings genügend Platz für Windsurfer, mittlerweile finden sich hier auch immer mehr Wingsurfer ein. Machen sich auf dem Wasser irgendwann Hunger und Durst bemerkbar, kann man sich bei Josh an der Station bestens stärken.
Zwei Downwind-Schläge von Punta Leme entfernt liegt der wunderschöne Robinson Club Cabo Verde. Der Club hat im Dezember 2019 seine Tore für Gäste geöffnet und ist ein Highlight für Wassersportler. Die neue Wassersport-Station bietet Wind- und Kitesurfern bestes Material und ist ideal ausgestattet. Bei Robinson ist das reguläre Material fürs Wind- und Kitesurfen sowie für Segler bei Vorlage des entsprechenden Befähigungsnachweises kostenlos im Übernachtungspreis einbezogen. Der Strand vor der Station ist sehr groß, so dass sich hier Wind- und Kitesurfer nicht in die Quere kommen. Keine 20 Meter neben der Station befindet sich die Beachbar des Clubs. Von hier lassen sich mit coolen Drinks in der Hand die Aktivitäten auf dem Wasser perfekt beobachten. Die Bedingungen direkt vor dem Club können an manchen Tagen durch den hohen Shore-Break anspruchsvoll sein, ansonsten kommen hier Wassersportbegeisterte voll auf ihre Kosten.
Der Club, etwas abseits des Dorfes Santa Maria gelegen, ist die ideale Basis für mein Surf-Camp „Flessner & Friends“. Bei diesem Camp geht es nicht ausschließlich ums Windsurfen und die perfekte Technik auf dem Wasser, es steht vielmehr die gemeinsame Zeit im Club und auf der Insel im Vordergrund. Wir möchten den Teilnehmern verschiedene Spots auf Sal zeigen und gemeinsam tolle Momente erleben. Lange Abende im Restaurant und im Club gehören natürlich ebenso dazu. In der Woche teile ich zudem zahlreiche Anekdoten meiner Karriere – diese gemütlichen Märchenstunden erfreuen sich stets großer Beliebtheit. Das Camp ist mit einer maximalen Teilnehmerzahl von zwölf Personen bewusst sehr klein gehalten. Dadurch entsteht jedes Mal eine Art familiärer Atmosphäre.
Je nachdem wie die Bedingungen am jeweiligen Tag sind, entscheiden wir morgens, wo wir aufs Wasser gehen. An windigen Tagen kommt es häufig vor, dass wir vom Club aus nach Punta Leme hochkreuzen. An diesen Tagen lernen die Teilnehmer, was es bedeutet, richtig Höhe zu laufen. Ist die Vorhersage gut, geht es mit einem Shuttle zum sogenannten Kite-Beach an die Ostküste der Insel. Hier herrscht schräg auflandiger Wind von links und der Spot erinnert mich immer ein wenig an tolle Tage auf Norderney. Am Kite-Beach gibt es zwei große Kite-Stationen, eine davon ist die Station vom Helden der Insel: Mitu Monteiro. Wir selbst fahren mit unserer Truppe unterhalb der Kitesurfer an den Strand. Der Spot ist nahezu perfekt, wenn man seine ersten Erfahrungen mit kleinem Material in der Welle machen möchte, weil die Bedingungen fair und gut beherrschbar sind. Trotz der zahlreichen Wassersportler am Kite-Beach gibt es eigentlich wenig Platzprobleme – der Strand ist sehr groß und weitläufig.
Häufiger kommt die Frage nach Punta Preta an der Westküste der Insel. Wie schon erläutert, liegt der Spot nur fünf Minuten vom Club entfernt. Wer Punta Preta direkt vor den Felsen wie die World-Cuper und erfahrenen Locals der Insel fahren möchte, der sollte wirklich ein guter Windsurfer sein und über genügend Material verfügen. An guten Tagen kommt man nicht um einen Besuch auf den Felsen herum, erwischt man allerdings eine schöne Welle Richtung Santa Maria, entschädigt das für vieles. Kaum ein anderer „down the line“ Wave-Spot bietet solch perfekte Wellen für Windsurfer.
Ungeübte Windsurfer können bei schräg ablandigem Wind unterhalb des Spots aufs Wasser gehen. Hier findet man einen schönen Sandstrand und – bis auf eine Shore-Break-Welle zu Anfang – kann wenig passieren. Trotz allem sollte jedem Wassersportler bewusst sein, dass es bei Materialbruch aufgrund der Strömung schwierig sein kann, wieder zurück ans Ufer zu kommen. Daher sollte man auf keinen Fall ganz alleine aufs Wasser gehen.
Weiter nördlich liegen noch zwei weitere Wave-Spots, die allerdings nur etwas für sehr Fortgeschrittene sind: Secret Spot und Alibaba. Dorthin gelangt man nur über eine Schotterstraße. Eigentlich ist es eine große Bucht – und je nach Swell-Richtung entscheidet man, wo gesurft beziehungsweise die Wellen abgeritten werden könnten. Wer hier surft, braucht allerdings Mut und großes Können, denn Sandstrand und perfekte Bedingungen zum Starten sucht man hier in der Regel vergebens. Wer Seeigelstiche nicht besonders mag, sollte hier definitiv nur mit Schuhen surfen.
Bei hohem Swell trifft man am Spot die besten Locals der Insel – und wenn man selbst nicht aufs Wasser geht, lohnt es sich einfach nur zuzuschauen.
Alles in allem hat Sal eine Menge zu bieten – gerade von November bis April ist die Insel eine top Destination. Ich persönlich freue mich schon jetzt auf unser nächstes Surf-Camp „Flessner & Friends“ in 2023.