Vom „Regenschirm-Rigg” träumte sicher jeder schon mal. Mit dem Arrows iRig ist nur nebenbei eine altbekannte Marke wieder belebt worden, in erster Linie hat das Team aus dem Hause North Sails Windsurfing genau diese Idee umgesetzt – nur eben ganz anders.
Wie kommt man auf die Idee, ein aufblasbares Segel zu bauen? Brand Manager Raoul Joa: Den Wunsch eines aufblasbaren "Vortriebskörpers”, speziell für SUP-Boards, hatten sowohl die NKB-Jungs (Red.: North Kiteboarding), als auch Uli (Red.: North Sails Hardware-Ingenieur) und ich schon vor fünf Jahren. Die NKB-Jungs experimentierten dabei sowohl mit einem speziellen Kite als auch mit einem aufblasbaren Windwing-Gefährt. Beide Ansätze funktionierten nicht richtig in Kombination mit einem SUP und setzten sehr hohe Koordinationsfähigkeiten voraus. Da mir ein Produkt für jedermann vorschwebte, wollten Uli und ich von Anfang an ein Windsurf-artiges/ähnliches Produkt kreieren. Wie sich nach dem Feedback aus der Industrie mittlerweile herausstellte, arbeiteten auch Naish, Severne und Dan Kassler an ähnlichen Ideen. Einen Mast aufzublasen ist einfach – wir alle sind jedoch am Gabelbaum gescheitert, bzw. an dessen Anbindung zum Mast. Deshalb lag dieses Projekt dann auch bei Uli und mir zuerst für ca. drei Jahre auf Eis.
Erst als Uli mich während eines Trips zum Worldcup nach Alaçati solange nervte, bis ich mich zu einem Brainstorming mit ihm im Hotelzimmer hinreißen ließ (denn eigentlich hatten wir ein volles Programm mit North-Produkten, die damals in der Entwicklungsphase steckten). In diesem Gespräch sagte ich dann plötzlich entnervt: "Lass uns einfach aufhören, wie Windsurfer zu denken. Warum muss die Gabel aus zwei Elementen (Griffstangen) bestehen? Und warum muss das Segelprofil von oben nach unten komplett durchgehend sein? Lass uns das Segel doch lieber in zwei Hälften "zerschneiden” – eine Fläche unterhalb der Gabel und die andere Fläche oberhalb der Gabel.” Und das war schließlich der Durchbruch. Nach dem Trip hatte ich dann ein Meeting mit unseren CEO Till Eberle, der zudem auch verantwortlich für NKB ist. Nach einer halben Stunde war er von der Grundidee überzeugt, meinte jedoch nur mitleidig "viel Spass bei der technischen Umsetzung”. Daraufhin folgte ein Telefonat zwischen Till und Ralf Grösel, seines Zeichens NKB-Designer. Zwei Wochen später hatten wir den ersten Prototypen und die Sache nahm Fahrt auf, speziell nach dem ersten Einsatz, bei dem Alex Hasch (Marketing Manager bei North Sails) und mir die Augen rausfielen – denn das Ergebni übertraf selbst unsere kühnsten Erwartungen.
Wie würdest du Einsatzbereich und Zielgruppe beschreiben? Eigentlich wie das ganze Produkt kann man auch den Einsatzbereich super einfach beschreiben: Alles im Nichtgleiten – das heißt:
1. Menschen, die ihr SUP-Board auch bei einer leichten Brise nutzen wollen, denn der SUP-Spaß hört recht schnell auf, sobald eine Windstärke herrscht – und das kommt oft vor, und vor allem eine neue Dimension von Spaß und Thrill auf ihrem SUP-Board erleben wollen. Als Testimonial haben wir dazu 20 Leute das iRig ausprobieren lassen, auf einem großen Fanatic iSUP bei typischen Anfängerbedingungen, das heißt 0,5 bis 1,5 Windstärken und null Chop, von denen noch nie jemand vorher Windsurfen ausprobiert hatte. Die Hälfte war noch nicht mal auf einem SUP-Board gestanden. Das Ergebnis klingt unglaublich, aber bis zum heutigen Tag ist keiner von den Probanden jemals ins Wasser geflogen.
2. Anfängerschulung, denn gerade in der heutigen Zeit will der Mensch bei allem was er tut immer einen "instant success/thrill”. Ein klassisches Windsurf-Rigg mag einem dieses unbeschreibliche Gefühl geben "von alleine bewegt zu werden”. Das ist leider jedoch mit extremer körperlicher Anstrengung und Frust (durch etliches Hineinfallen) verbunden. Das iRig löst genau diese beiden Probleme. Und zwar ganz einfach durch sein sensationell geringes Eigengewicht vo 1,5 Kilo im Vergleich zu minimum 7 bis 8 Kilo eines traditionellen Riggs.
3. Stehsegelbedingungen sogar für "richtige” Gleitwindsurfer. Auch hier gilt die einfache Erfolgsformel "wieviel Effort bringt wieviel Thrill". Wann ist Windsurfen am anstrengendsten? Im Nichtgleiten, denn dann muss ich das komplette Rigg-Gewicht mit den Händen halten und ausbalancieren. Im Gleiten hingegen "schwebt” das Rigg durch den Winddruck und ich muss mich nur dagegen lehnen, womöglich sogar im Trapez. Daher gibt es viele Gleitwindsurfer, die bei Nichtgleitbedingungen nicht aufs Wasser gehen wollen – mich eingeschlossen. Mit dem iRig kehrt sich die Sache jedoch plötzlich um, denn durch das 70 bis 80 Prozent geringere Eigengewicht ist auch der Faktor Anstrengung um mindestens 70 Prozent reduziert. Und das alles bei unverändertem Thrill. Denn gibt es etwas Geileres als das Windsurf-Feeling? Ich denke, kein Windsurfer wird das verneinen.
Einige Nachteile scheinen unumgänglich, oder? Die Gabelhöhe ist nicht anpassbar, es hat keine Latten, kein Umgreifen am Gabelbaum möglich. Das sind typische Fragen eines Gleitwind- oder Performance-Windsurfers. Das iRig löst sich bewusst von dieser Denkweise.
Wir bieten drei verschiedene Größen an. Im Gegensatz zu einem traditionellen Rigg entscheidet hier nur die Körpergröße, welche Segelgröße ich benötige, denn die Segelgrößen besitzen unterschiedliche Gabel-Bladder-Höhen. Natürlich ist die Höhe dann theoretisch nur für eine Körpergröße wirklich perfekt. Aber was ist denn die perfekte Gabelhöhe? Fragst du drei Leute, bekommst du vier Aussagen, von Brust- bis Stirnhöhe. Und genau diese Range haben wir angesetzt, als wir die Gabel-Bladder-Höhen der einzelnen Segelgrößen definiert haben.
Keine Latten? Wozu braucht man Latten im Nichtgleiten? Bringt nur unnötiges Gewicht.
Kein Umgreifen am Gabelbaum? Wieso, das geht wunderbar. Denn das iRig hat auf beiden Seiten der Gabel-Bladder jeweils zwei beziehungsweise drei Halteschlaufen, sowie zwei Halteschlaufen an der Mast-Bladder, wovon eine auf Höhe der Gabel-Bladder angebracht ist. Damit kann man dann wunderbar während dem Manöver umgreifen.
Und es gibt noch ein paar interessante Fragen – von Windsurfern:
Wieso gibt es keine Startschot, sondern zwei Halteschlaufen an der Mast-Bladder? Ganz einfach, weil’s einfacher und intuitiver ist. Und weil durch das sensationelle Gewicht keine Startschot nötig ist. Man muss den Körper nicht als Hebel einsetzen, um das Rigg aus dem Wasser zu stemmen – wie bei einem traditionellen Rigg.
Warum gibt es keine Griffstange sondern "nur” Halteschlaufen an der Gabel-Bladder? Ganz einfach, Simplicity und Foolproof sind das Geheimnis des Erfolgs. Daher ist es bewusst komplett losgelöst von traditionellen Windsurf-Riggs.
Was kostet das Rigg und wo kann man es bekommen? Der Preis ist noch nicht fix. Wir planen jedoch mit einem Preis ab 379 Euro für die Größe S. Das iRig wird sowohl über Windsurf- und SUP-Shops als auch über den Sportfachhandel vertrieben werden.