GA Sails bringt mit dem IQ ME ein Membransegel auf den Markt. Wir haben bei Designer Peter Munzlinger nachgehakt, was das Konzept für Vorteile bieten soll und es auch ausgiebig auf dem Wasser getestet.
Peter, was unterscheidet ein Membransegel von solchen, die aus vergittertem X-Ply-Material hergestellt sind?
X-Ply wird ja als große Rolle hergestellt, in dem Fäden zwischen zwei Lagen Monofilm eingeklebt werden, das Material ist also überall gleich. Die Zugkräfte im Segel nimmt der Monofilm auf, nicht die Fäden dazwischen, diese dienen nur als Schutz gegen Durchreißen. Bei Membransegeln wird jede Bahn individuell angefertigt, die eingeklebten Fasern werden so ausgerichtet, dass diese genau in Zugrichtung liegen. Dadurch werden die Kräfte von den Fasern aufgenommen und der Film kann dünner gestaltet werden, was Gewicht einspart.
Was sind in deinen Augen die Vorteile dieser Technologie?
Das Gewicht ist etwas niedriger, aber vor allem das Fahrgefühl ist einzigartig!
Inwiefern machen Fasern in Zugrichtung überhaupt Sinn, wenn man diese hinterher an Latten und Segelfenstern wieder unterbrechen muss?
Die meisten Segel sind aus horizontalen Bahnen zusammengesetzt, die unter den Latten unter Spannung zusammengenäht sind, das ergibt dann das Profil. Dort sind Fasern dann unterbrochen, das kann man auch sehen. Um dies zu vermeiden, habe ich durchgehende Bahnen gemacht, die parallel zu den Fasern und Zugkräften verlaufen. Es gibt also keine Unterbrechung der Fasern an den Latten mehr. Einzig im Bereich des Fensters muss man Kompromisse machen, denn ohne geht es nun mal nicht. Aber dieses ist so kompakt wie möglich gestaltet und wird von den Technorafasern umrahmt – also kein großes Problem.
Wie stabil sind Membransegel deiner Meinung nach? Andere Hersteller haben damit wieder aufgehört, weil Delaminationen zum Problem wurden.
Ich denke technisch ist unser Konzept mit den durchgehenden Bahnen eine gute Lösung. Das Laminatmaterial ist weicher und weniger anfällig gegenüber Knicken als herkömmliches X-Ply. Trotzdem sollte man natürlich sorgfältig damit umgehen und es nicht ewig in der Sonne liegen lassen – aber das gilt auch für alle anderen Segel.
Wir haben das GA Sails IQ ME in der Größe 4,8 qm bereits ausprobieren können. Hier sind unsere Eindrücke:
An Land: In der Größe 4,8 qm bringt das IQ ME 3,02 Kilo auf die Waage, das sind etwa 200 bis 300 Gramm weniger als die Modelle Manic oder IQ in vergleichbarer Größe. Das Membran-Material wirkt bereits beim Ausrollen sehr weich und flexibel und erwies sich im Vergleich zum Monofilm als deutlich weniger knickanfällig. Beim 4,8er ME kommt man um einen 370er-Mast nicht herum, die Trimmkräfte sind sehr moderat und aufgeriggt steht das Segel erst mal ohne erkennbares Profil mit komplett flachen Latten da. Die übrigen Features, z.B. der Protektor, sind auf gewohnt hohem GA-Standard.
Auf dem Wasser: Die Befürchtung, ein flaches, zappeliges Segel in die Hand zu bekommen, widerlegt das IQ ME schon beim ersten Dichtholen, indem sich das an Land ratzeflache Profil in ein sattes Bäuchlein verwandelt, welches für gute Fahrstabilität sorgt. Das Segel lädt sich sehr gut auf, entwickelt dementsprechend genug Gleitpower, um auch schwere Surfer schnell auf Trab zu bringen. Voll angepowert liegt das Segel ausbalanciert und wunderbar komfortabel in der Hand. Man hört kein Knistern, kein Rascheln, nichts – nur Stille. Das IQ ME wirkt dadurch wie aus einem Guss – neutral und leicht in Manövern, mit kaum wahrnehmbarer Lattenrotation.
Das Besondere ist dabei nicht etwa ein extrem leichtes Handling, sondern eher das Fahrgefühl: Das IQ ME wirkt einerseits straff und reaktiv, andererseits auch sehr gedämpft und flexibel – eine Kombi, die es in dieser Form bei Monofilmsegeln kaum gibt. Auf der Welle zieht das GA-Segel mit viel Drive in den Turn und dürfte dank Vollvergitterung und eines solide erscheinenden Materialmix auch Crashs und Waschgänge gut überstehen.
surf-Fazit: Das GA Sails IQ ME überzeugt mit top Handling, richtig viel Power und einem extrem komfortablen Fahrgefühl sowohl Freerider, aber auch ambitionierte Wavesurfer. Wie teuer man dieses „gute Gefühl“ an der Kasse bezahlen muss, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.