Test NeilPryde Atlas (2021) – Features, Ausstattung & Trimmtipps

Manuel Vogel

 · 19.01.2021

Test NeilPryde Atlas (2021) – Features, Ausstattung & TrimmtippsFoto: Marius Gugg

Das NeilPryde Atlas soll Eignung für Flachwasser, Bump & Jump und moderate Brandung vereinen. Wir haben getestet, ob das Segel dieses Versprechen halten kann. Als Ergänzung zum Fahrbericht erfahrt ihr hier alles über das Konzept, die Ausstattung und den perfekten Trimm.

Designer Robert Stroj
Foto: Neil Pryde

Das Atlas ergänzt das Wavemodell Combat (Test in surf 1-2/2021) in Richtung Bump & Jump und soll gleichermaßen als Starkwind-Flachwassersegel als auch in der Brandung punkten. An welchen Stellschrauben aber müssen Designer drehen, um einem Segel die gewünschten Eigenschaften zu verpassen? Robert Stroj, verantwortlich für die Segelpalette von NeilPryde, erklärt seine Ideen.

Robert, Laien sehen vermutlich kaum einen Unterschied, wenn sie ein Wave-­Modell wie das Combat neben das Freemove-Modell Atlas legen – abgesehen vielleicht davon, dass das Atlas eine Latte mehr besitzt. Erkläre doch mal, wo die Unterschiede im Detail liegen.

Unser Combat ist seit Jahren als Allround-Wavesegel konzipiert, also für Leute, die primär in der Welle unterwegs sind. Das Atlas zielt auf Surfer/-innen ab, die mindestens genauso oft im Flachwasser oder bei Bump & Jump-Bedingungen surfen. Wenn man die 3-D-Files von Combat und Atlas übereinander legt, sieht das ebenfalls noch recht ähnlich aus, bei genauerer Betrachtung offenbaren sich aber deutliche Unterschiede: Das Atlas (blau; die Red.) hat mehr Vorliekskurve, was dem ganzen Segel mehr Spannung verleiht. In Verbindung mit einer zusätzlichen Latte resultiert dies in einem strafferen Segelgefühl und darin, dass das im mittleren Bereich tiefere Profil noch mehr Power entwickelt, als dies beim Combat (magenta, die Red.) der Fall ist.

Geht es letztlich nur ums Segelgefühl und die Frage „straff“ oder „weich“? Welche Unterschiede spürt man als normaler Surfer auf dem Wasser?

Beim Atlas ist das Profil straff und stärker vorgeformt. Das Profil ist also immer spürbar und gewissermaßen ins Segel eingebaut. Das soll das Angleiten erleichtern und dafür sorgen, dass man ohne großen technischen Aufwand über einen großen Windbereich kontrolliert surfen kann. Das Combat ist im Vergleich deutlich weicher. Ohne Winddruck steht es viel flacher da, was sich positiv aufs Handling auswirkt und auf der Welle für eine bessere Neutralität sorgt. Das Profil ist beim Combat in gewisser Weise dynamischer, es zieht sich erst rein, wenn Druck ins Segel kommt und macht sich wieder flach, wenn man auffiert.

Du beziehst dich hier auf den Profilverlauf und die Vorliekskurve. Welche Unterschiede gibt’s bezüglich Outline?

Das Atlas ist im Gabelbaumbereich etwas breiter. Nach oben hin kehrt sich das um und im Topbereich ist es sogar schmaler gestaltet als z.B. das Combat. Die Idee ist, dass das Atlas im unteren und mittleren Bereich mehr Power generieren kann, durch das schmale Achterliek aber nicht toplastig wird. Beim Combat hingegen kann man mit weiter ausgestelltem Achterliek gut klarkommen, denn das weichere Profil kann bei Überpower gut twisten und den Druck ablassen.

Danke Robert für das Interview!

„Das Atlas ist ein Tipp, wenn man Flachwasser, Bump & Jump und Welle zu gleichen Teilen surft“ Manuel Vogel, surf-Tester

Ob die Design-Philosophie aufgeht, haben wir an zwei Tagen auf dem Wasser ausprobiert.

NeilPryde Atlas Pro Größen: 4,2/4,6/ 5,0/ 5,4/5,8/6,2 qm | Vorliek: 376/393/409/ 426/440/455 cm | Gabel: 159/165/171/ 177/183/189 cm | Preise: 879-949 EuroFoto: Marius Gugg
NeilPryde Atlas Pro Größen: 4,2/4,6/ 5,0/ 5,4/5,8/6,2 qm | Vorliek: 376/393/409/ 426/440/455 cm | Gabel: 159/165/171/ 177/183/189 cm | Preise: 879-949 Euro

An Land: Das Atlas ist über alle Größen hinweg als Fünf-Latter konzipiert und besitzt eine längere Gabel als das Combat. Auch das stärker vorgeformte Profil ist markant. Stehen die Latten z.B. beim Modell Combat ohne Winddruck noch ratzeflach, ist das Profil beim Atlas immer sichtbar und „fest eingebaut“. Infolgedessen fallen die Trimmkräfte am Vorliek spürbar höher aus als beim Combat, sind aber verglichen mit Freemove- bzw. Wavesegeln anderer Marken immer noch im Rahmen.

Auf dem Wasser: Im positiven Sinn ist das Atlas für Faulpelze gemacht: Das Segel liegt sehr fahrstabil in der Hand, was bedeutet, dass es sehr leicht fällt, den richtigen Anstellwinkel zum Wind zu finden – was sich sehr förderlich auf die Gleitleistung auswirkt. Selbst im Vergleich zum ebenfalls sehr gleitstarken Combat kann das Atlas noch mal eine Schippe drauflegen und zieht kraftvoll los. Zwar wirkt das Segel auf der Geraden erst mal wenig agil, was allerdings in erster Linie dem eigenstabilen Fahrverhalten geschuldet ist und vor allem weniger geübten Fahrern/-innen den Weg durch die Brandung erleichtert. Wer Wellen abreitet, erlebt ebenfalls ein Segel, welches mit Macht durch den Turn hoch zur Wellenlippe zieht und sich beim Ablegen durchaus leicht anfühlt, nur eben um die Längsachse nicht so zum Spielen einlädt wie das Combat. Erfreulich ist, dass das Atlas mit recht wenig Trimm­änderungen über einen großen Windbereich gut funktioniert – der Druckpunkt bleibt lange stabil. Nur ganz flach machen sollte man das Segel nicht, dafür ist das Konzept schlicht nicht gemacht.

surf-Fazit: Das Atlas punktet in der Tat als gleitstarkes, handliches und sehr kontrollierbares Segel gleichermaßen bei Flachwasserpiloten in Kombination mit Freeride- oder Freemoveboards, als auch für Surfer/-innen, die richtige Brandungswellen abreiten wollen. Fans von neutralen Segeln mit spielerischem Handling, die überwiegend Welle surfen oder gar freestylen, sind mit dem Combat eindeutig besser beraten.