Viele Surfcenter bieten für Leihmaterial Zusatzversicherungen an – leider oft zu gesalzenen Preisen. Welche alternativen Möglichkeiten es gibt, eigenes und Leihmaterial zu versichern, haben wir recherchiert.
Mit dem eigenen Material zu vereisen, ist für viele Surfer angesichts immer restriktiver werdender Gepäckbestimmungen und steigender Preise für den Transport zunehmend unattraktiv – das Leihgeschäft in den Surfcentern boomt deshalb. Hier spart man angesichts von Mietpreisen von knapp 300 Euro pro Woche zwar kein Geld, zumindest aber den Stress beim Check-in und jede Menge Schlepperei. Zusätzlich zur Leihgebühr kommt in vielen Surfcentern nochmal eine obligatorische Materialversicherung obendrauf – wobei sich hinter solchen „Versicherungen“ in der Regel keine Police im eigentlichen Sinn verbirgt. Es handelt sich lediglich um einen Aufpreis, mit dem die Surfcenter anfallende Reparaturkosten und den Wertverlust gegenrechnen. Hierfür fallen schnell nochmal 30 bis 50 Euro pro Woche für den Mieter an.
Unter diesem Aspekt machen Versicherungsangebote, mit denen man Surfmaterial gegen Diebstahl, Transportschäden oder Bruch absichern kann, durchaus Sinn – welche Möglichkeiten es hierbei gibt, haben wir recherchiert.
Beim Thema „Diebstahl“ gibt es zum einen klassische Versicherungsangebote wie etwa die Police „Surf Protect Complete“ von Versicherer Carl Rehder. Geschäftsführer Klaus Hain erklärt: „Normale Hausratversicherungen decken Fälle wie Diebstahl aus dem Keller oder der Garage manchmal gar nicht oder nur teilweise ab. Die Versicherungssumme ist dann oft an die Hausratssumme gekoppelt, meist sind es fünf bis zehn Prozent. Wer also eine Hausratssumme von 50.000 Euro hat, kann maximal 2500 bis 5000 Euro zurückbekommen. Wenn allerdings im Urlaub der Bulli oder das Womo aufgebrochen oder das Vehikel samt Inhalt gestohlen wird, kann das schnell der Supergau sein, denn man erhält von der Kaskoversicherung in der Regel nur den Wert des Fahrzeugs, nicht aber der Surfausrüstung. Genau hier setzt unsere Police an – Diebstahl aus dem Auto, Womo, Anhänger oder der abgeschlossenen Dachbox wird abgedeckt – auf Wunsch auch im europäischen Ausland. Für das Versichern einer Ausrüstung im Wert von 5.000 Euro schlagen pro Jahr bei deutschlandweiter Abdeckung 142,80 Euro, bei europaweiter Abdeckung 208,50 Euro zu Buche“, so Klaus Hain.
Das Start-up-Unternehmen hepster verfolgt einen etwas anderen, flexibleren Ansatz. Über eine Website können Funsportler spontan und mit komplett variabler Laufzeit einen Versicherungsschutz für ihr Equipment buchen, dieser gilt dann sowohl für eigenes Material als auch für Leihmaterial aus dem örtlichen Surfcenter. hepster selbst ist kein Versicherer im eigentlichen Sinn, sondern entwickelt mit etablierten Versicherern wie der Gothaer neue Produkte. Auch hier richtet sich der Beitrag nach der Höhe der Versicherungssumme. Wer beispielsweise sein Brett im Wert von 1.000 Euro für einen viertägigen Kurztrip absichert, zahlt für die Premiumversion 17 Euro. Abgesichert sind dann Fälle wie Raub und Diebstahl, aber auch Transportschäden und vor allem, wenn das Material beim Surfen kaputt geht. Der Schutz besteht auch für geliehenes Stationsmaterial – die Zusatzversicherung der örtlichen Surfschule kann man sich damit getrost sparen. Charmant: Nach Ablauf des Versicherungszeitraums läuft die Versicherung automatisch aus, man läuft also keine Gefahr, in einem teuren Anschlussvertrag zu landen. Vor Ablauf des Versicherungsschutzes gibt es lediglich eine Erinnerungsmail ins Postfach.
Auch der weltgrößte Wassersportverband VDWS hat mit Beginn des Jahres 2019 sein Versicherungsangebot erweitert. Das bewährte "SavetyTool" des VDWS dürfte mit aktuell rund 13800 Versicherten das am weitesten verbreitete Sicherheitspaket für Wassersportler auf dem Markt sein. Der VDWS hat sich das SafetyTool-Konzept in enger Zusammenarbeit mit den Versicherungsexperten vom Südwest Ring ausgedacht, ist erste Ansprechadresse und übernimmt das Handling des Safety-Tools. Dahinter stehen natürlich rennomierte Versicherungsunternehmen wie in unserem aktuellen Fall die AXA. Oder die Allianz. Abgesichert ist darin gemietetes Material. Wer also im Urlaub Material in einer Station leiht und dieses beschädigt, bekommt den Schaden von der Versicherung erstattet.
"In der Tat denken viele Surfer, dass auch eine normale Haftpflicht solche Schäden abdeckt", erklärt Dirk Muschenich vom Verband VDWS auf Nachfrage. "Aber Haftpflicht ist nicht Kaskoschutz! Auch in Surfschulen kann man ja oft eine „Versicherung“ abschließen, aber das ist meist nur ein Topf, aus dem Schäden bezahlt werden – das ist okay, wenn es nur um Materialbruch geht, sobald es aber z.B. Personenschäden gibt, sieht der Fall schon ganz anders aus."
Deshalb hat der VDWS Anfang 2019 mit dem "SavetyTool Plus" ein Upgrade herausgebracht. Hier werden Schäden am eigenen Material abgesichert sein, zum Beispiel, wenn man sich beim neuen Brett den Bug zerdeppert oder einen Mast in der Brandung bricht. Gleichzeitig ist das Upgrade auch eine Familienversicherung. Partner und Kinder bis zum 18. Lebensjahr sind automatisch mitversichert, egal ob diese Surfen, Kiten, Segeln, Kajak fahren, SUPen oder Snowkiten. Nur Wettkämpfe sind ausgeschlossen, im Schadensfall gibt es einen kleinen Selbstbehalt, bei Mietmaterial beträgt dieser 50 Euro für alle Wassersportgeräte, 100 Euro für Boote.
Das bekannte SavetyTool kostet 39 Euro pro Jahr, das Savety-Tool Plus 99 Euro Euro. Wichtig ist nur, dass man sein Tool mindestens zwei Wochen vor dem Beginn einer Reise abschließt. Wer es ganz spontan braucht, kann aber auch bei Abschluss des SavetyTools explizit auf sein Widerrufsrecht verzichten und ist dann sofort auf der sicheren Seite.
Egal ob klassische Versicherung oder flexible Police wie die von hepster – versichert ist jeweils der Zeitwert des Materials. Sofern es sich um eigenes Material handelt, muss in beiden Fällen der Wert bei Kauf anhand von Belegen nachgewiesen werden können. Friederike Tesch von hepster erklärt: „Grundsätzlich ist es ja bei allen Versicherungen so, dass es ohne Rechnung immer schwer nachzuvollziehen ist, wie alt das beschädigte Gut ist und wie teuer es war. Wichtig ist immer, dass der Surfer nachweisen kann, dass es sich um sein eigenes Material handelt – sei es eine Quittung vom Kauf oder ein Nachweis des Vorbesitzers. Im besten Fall lässt sich der Surfer den Kaufbeleg des Materials vom Vorbesitzer aushändigen, das erleichtert im Schadensfall vieles. Liegt kein Kaufbeleg vor, wird der Wert anhand von Recherchen und Listen ermittelt. Das Alter wird dann anhand des Erstverkaufsdatums festgesetzt. Generell sollte man sich also immer die Quittung geben oder kopieren lassen, wenn man sich gebrauchtes Material kauft.
Policen wie „SavetyTool Plus" des VDWS oder die "Surf Protect Complete“ von Carl Rehder machen vor allem dann Sinn, wenn man den Supergau eines Totalverlusts durch Diebstahl ganzjährig absichern möchte, etwa, wenn Material ganzjährig im Auto oder Anhänger lagert. Die Stärke der hepster-Angebote ist vor allem die Flexibilität, minutenschnell lassen sich Versicherungen theoretisch sogar übers Smartphone am Strand abschließen. Vor allem wer ausschließlich im Urlaub aufs Wasser kommt und im Alltag keinen ganzjährigen Versicherungsschutz benötigt, fährt mit einer solchen Police günstiger und deckt ein umfassenderes Szenario ab. Infos zu den Versicherungen für Surfer findet ihr unter www.hepster.com, www.surf-insurance.com sowie www.vdws.de/safetytool