Verglichen mit Windsurfern der Prä-Internet-Zeit haben wir es heute einfach. Musste man damals noch, mit dem Ohr am Transistorradio klebend, die morgendliche Vorhersage belauschen oder sich seine Spotwahl auf Teletext zusammenreimen, bekommt man heute sehr präzise Vorhersagen geboten. Man muss sie nur richtig interpretieren können...
Wind entsteht durch Luftdruckunterschiede. Je größer die Unterschiede, desto stärker auch die Ausgleichsbewegung in Form des Windes. Dabei strömt die Luft immer von Orten mit hohem Luftdruck zu Orten mit niedrigem Luftdruck. Die Erddrehung verhindert, dass dieser Ausgleich direkt erfolgt und sorgt für die Ausbildung der sich drehenden Hoch- und Tiefdrucksysteme. Üblicherweise wird die Windstärke in Knoten (kn) oder Meter pro Sekunde (m/s) angegeben. Die umgangssprachliche Bezeichnung "Windstärke" orientiert sich an der Beaufort-Skala, "Fünf Beaufort (Bft) und "fünf Windstärken" sind also das gleiche. Allerdings gibt die Beaufort-Skala immer nur bestimmte Bereiche wieder, fünf Beaufort kennzeichnen beispielsweise alles zwischen 16 und 21 Knoten.
Hier gibt’s eine Umrechnungstabelle für alle verbreiteten Angaben:
Windvorhersagen basieren auf Rechenmodellen. Diese werden mit Messdaten – beispielsweise von Satelliten, Wetterbojen, Schiffsmeldungen und Radar – gefüttert und spucken am Ende eine Wetter- und Windvorhersage aus. Je nachdem welches Rechenmodell zugrunde liegt, entstehen aus den gleichen Messdaten unterschiedliche Vorhersagen. Jedes Modell hat im Normalfall bestimmte Stärken und Schwächen. So kann ein hochaufgelöstes Modell eventuell lokale Effekte wie Thermik oder Düseneffekte mit erfassen, vermag aber umgekehrt keinen Überblick über das große Ganze zu geben. Ein grobes Modell kann genau dies, scheitert aber mitunter an kleinräumigen und lokalen Effekten. Generell gilt: Am besten checkt man mehrere Vorhersagedienste. Je stärker verschiedene Vorhersagemodelle übereinstimmen, desto sicherer ist es, dass der Wind auch wie prognostiziert eintrifft. Weichen die Vorhersagen stark voneinander ab, ist Vorsicht geboten und man muss sich entscheiden, welcher Vorhersage man mehr vertraut.
Obwohl viele Vorhersagemodelle auch für lange Zeiträume (zehn bis 14 Tage) noch Werte ausspucken, muss man klar festhalten, dass Meteorologen bereits ab vier Tagen von "Trend" und weniger von "Vorhersage" sprechen. Die Treffsicherheit sinkt mit jedem Tag, den man weiter in die Zukunft geht und schwankt je nach Wetterlage. Hat sich eine stabile Hochdruckphase eingependelt, passen häufig auch 5-Tage-Vorhersagen gut, bei Frontenwetter und Westwindlagen ändern sich die Forecasts beinahe im Stundentakt. Man sollte sich also von 14-Tage-Vorhersagen nicht verrückt machen lassen.
An den Küsten und im Tiefland passen die gängigen Vorhersagen oft perfekt, am von Bergen eingerahmten Gardasee beispielsweise liegen sie regelmäßig völlig daneben. Warum ist das so? Wettermodelle legen gewissermaßen ein Gitternetz über die Erdoberfläche und weisen allen Punkten innerhalb eines Sektors die gleichen Werte zu. Beim weit verbreiteten GFS-Modell beispielsweise liegen die Gitterpunkte 30 Kilometer weit voneinander entfernt. Auf dem offenem Meer, an der Küste oder im Flachland ist das kein Problem, weil der Einfluss topographischer Hindernisse nahezu entfällt. Das Modell spuckt also für alle Punkte innerhalb eines 30x30 km Sektors die gleiche Vorhersage aus. Wendet man das gleiche Modell am Gardasee an, der nur wenige Kilometer breit und von 2000 Meter hohen Bergen eingerahmt ist, kommt das Modell an seine Grenzen, weil es unter Umständen nicht einmal erkennt, dass sich hier überhaupt ein See befindet, geschweige denn, dass dieser ein eigenes Windsystem aus Berg- und Talwinden besitzt. Aus diesem Grund sollte man im Alpenraum (z.B. Gardasee, Schweizer Seen, bayerische Seen) immer auch lokale Wetterdienste checken, diese mit höher aufgelösten Regionalmodellen arbeiten.