Mein erstes Board

Manuel Vogel

 · 01.09.2021

Mein erstes BoardFoto: thorstenindra.com
Schnäppchen- Paradies boot Düsseldorf.

Eigenes Material – brauchst du’s oder nicht? Welche Boards in welcher Größe machen Sinn? Was solltest du beim Gebrauchtkauf beachten? Und wie entdeckt man versteckte Schäden? Hier gibt’s alle Antworten für einen günstigen Start.

Drei Bretttypen für Einsteiger – Longboard mit Schwert (links), WindSUPs zum Paddeln und Windsurfen bei wenig Wind (Mitte) und große Freerideboards (rechts), die allerdings erst bei mehr Wind, Gleitbedingungen und entsprechendem Fahrkönnen Sinn machen.

Kaufen oder leihen?

Auch wenn es Vertreter der Surfindus­trie nicht sonderlich gerne hören – direkt nach dem ersten Surfkurs macht es keinen Sinn, sich eigenes Material zu kaufen. Warum? So wie ein Kleinkind quasi jeden Monat aus seinen Klamotten wächst, entwächst auch du im Frühstadium deines Surferlebens dem Material. Mit jedem Tag auf dem Wasser lernst du dazu und damit ändern sich auch die Ansprüche ans Material. Ein Anfängerboard mit über 200 Liter Volumen ist zu Beginn perfekt, wird dir möglicherweise aber schnell zu groß und träge sein – wenn du am Ball bleibst. Umgekehrt wirst du dir anstatt deines kleinen Lernsegels bald einen größeren und leistungsstärkeren Motor wünschen.

Für die ersten Surftage nach dem Kurs lohnt es sich, in einer VDWS-Surfstation oder einem Surfclub Material zu leihen und eventuell noch mal ein paar Euro in einen Fortgeschrittenenkurs zu investieren. So kannst du die entsprechenden Manöver lernen, zwischen unterschied­lichen Brett- und Segeltypen beziehungsweise Größen wechseln und auf diese Weise ohne Risiko eine spätere Kaufentscheidung absichern. Tipp: Viele Surfcenter verkaufen am Saisonende günstiges Material. Einfach mal nachfragen!

Shop oder Online?

Sobald du regelmäßig aufs Wasser gehst und über das Anfängerstadium hinaus bist, beginnt eine eigene Ausrüstung Sinn zu machen – du kannst deinen Spot frei wählen, bist unabhängig von Öffnungszeiten und sparst auf Dauer Geld. Ohne Vorkenntnisse ist es sinnvoll, sich im Shop beraten zu lassen, hier bekommst du Tipps zum Aufbau und hast im Notfall einen Ansprechpartner. Viele Shops bieten zudem auch Gebraucht- oder Testmaterial an. Natürlich warten auch online viele Schnäppchen und gute Angebote, allerdings auch viele Fallen und Fragen. Um das Richtige zu finden, musst du erst mal wissen, was für dich passt: Welcher Bretttyp mit welchem Volumen? Wie groß muss das Segel sein? Passen Mast und Gabelbaum zu meiner Segelgröße? Wie erkennt man, ob gebrauchtes Material noch fit oder schon Schrott ist? Das Wichtigste rund ums Board haben wir dir im Folgenden zusammengestellt:

Brettgröße und Typ

Es gibt unzählige, für Neueinsteiger leider oft verwirrende Bretttypen auf dem Markt mit Bezeichnungen wie „Freeride“, „Slalom“, „Wave“, „Freestyle“ und mehr. Diese Begriffe beziehen sich auf den empfohlenen Einsatzbereich. Boardklassen wie Wave, Freestyle oder Slalom sind für Neueinsteiger ungeeignet, weil sie ein hohes Fahrkönnen erfordern! Unabhängig vom Alter des Boards kommen für dich als Aufsteiger folgende Brettklassen in Frage:

Longboard

Bester Bretttyp für wenig Wind und den Einsatz auf Flachwasser. Longboards haben ein Schwert, welches die Abdrift minimiert, außerdem laufen sie schon bei wenig Wind schnell und gut Höhe – ideal also, wenn du hauptsächlich auf Binnenseen cruisen und entspannt üben willst. Entscheidend ist wie immer das Volumen, die Faustregel für Aufsteiger lautet:

Volumenberechnung: Körpergewicht + (80 bis 110) = ideales Brettvolumen

Freerideboard

Bretttyp ohne Schwert, der auf Gleiten ausgelegt ist. Bei wenig Wind (<12 Knoten) im Vergleich zu Longboards recht langsam und mit größerer seitlicher Abdrift, Vorteile (schneller) nur in Gleitfahrt. Ideal wenn du schon Trapezsurfen kannst, das Gleiten übst und hauptsächlich an Spots aufs Wasser gehst, wo es mit über zwölf Knoten weht.

Volumenberechnung: Körpergewicht + (50 bis 80) = ideales Brettvolumen.

Inflatable WindSUPs

Aufblasbare Boards, die man zum Stand-up-Paddeln (SUP) und – sofern sie mit einer Windsurfoption (einem Gewinde im Deck, in das man eine Mastfußplatte einschrauben kann) ausgestattet sind – auch zum Windsurfen benutzen kann. Da der Sport aus Amerika nach Europa geschwappt ist, werden die Maße in Fuß und Inch angegeben. Ideal und mit ausreichend Volumen sind Bretter zwischen 9’5’’ (9 Fuß, 5 Inch) und 11’6’’, was etwa 3,00-3,50 Metern entspricht.

Unbedingt beachten: Boards ohne Centerfinne oder Schwert sind zum Windsurfen absolut ungeeignet (!), weil die seitliche Abdrift bei wenig Wind zu groß ist. Ideal sind WindSUP-Boards hingegen, wenn du ein Lager- und Transportproblem hast und als Familienbrett für wenig Wind.

Zustand, Alter & Preis

Ein zehn Jahre altes Brett kann top in Schuss und um Welten besser für dich geeignet sein, als ein neues Brett der falschen Kategorie (z.B. Wave) oder Größe (z.B. zu wenig Volumen). Ältere Gebrauchtboards gibt es auf Ebay und anderen Plattformen bereits für 100 bis 200 Euro. Entscheidend ist bei Boards nur die Größe und ob die Hülle Risse oder Löcher hat, durch die Wasser ins Innere eindringen kann. Schadstellen müssen kein Problem sein, sofern sie professionell repariert wurden. Außerdem sollte das Board eine Mastschiene haben, in der eine Mastfußplatte montiert werden kann. Bei sehr alten Modellen sind oft spezielle Mastfuß-Systeme nötig, die mit vielen Segeln nicht mehr kompatibel sind und für die es keinen Ersatz mehr zu kaufen gibt.

Versteckte Schäden entdecken

Ältere Boards werden mitunter weich und können dann an den betroffenen Stellen einreißen und Wasser ziehen. Lege das Brett vor dem Kauf auf den Boden und drücke mit beiden Daumen fest die Bereiche zwischen den Fußschlaufen bis zur Mastspur ab. Ist das Deck weich, lass die Finger davon oder drücke den Preis. Wenn alles hart ist, wird es halten. Offene Risse oder Löcher sind ein Ausschlusskriterium, sichtbare und harte Reparaturstellen sind an sich kein Problem. Unregelmäßigkeiten im Design bzw. der Lackierung können auf versteckte Reparaturstellen hindeuten. Oft ist dies im Bugbereich der Fall. Wichtig ist, dass der Schaden abgedichtet wurde bevor das Brett Wasser ziehen konnte. Erkundige dich in jedem Fall beim Verkäufer nach Vorschäden.

Crashtest Dummies

Oft werden bei Boards die Bugbereiche stark in Mitleidenschaft gezogen, weil der Mast – vor allem wenn man das Trapezsurfen lernt und die unvermeidlichen „Schleuderstürze“ produziert – regelmäßig auf die Brettnase haut. Ein günstiger, selbstklebender Nose Guard aus dickem Schaumstoff sorgt dafür, dass dein Brett diese Übungsphasen heil übersteht – erhältlich im gut sortierten Surfshop ab 40 Euro. Ebenfalls ein Tipp ist der Surfbent (Preis: 68 Euro, links). Dieser wird mit dem Mastfuß aufs Deck geschraubt und verhindert, dass der Mast die Brettspitze hart treffen kann.

Weiter Informationen zum Gebrauchtkauf findest du auch in unserem Artikel hier.