Die German Freestyle Battles sind zurück. Knappe zwanzig Grad Lufttemperatur und gute zwanzig Knoten Wind am Tag der Deutschen Einheit, waren mehr als Grund genug, die deutsche Freestyle Szene endlich wieder an einem windigen Tag zusammenzubringen und sich an einem Top-Spot austoben zu lassen.
Die beiden alteingesessenen GFB’ler Leon Struppeck und Loris Vietoris aus Kiel, sprangen diesmal für Organisator Valentin Böckler ein, und stellten innerhalb von einem Tag den absolut spontanen Contest in Orth auf die Beine. Vielen Dank an die beiden für ihren Einsatz.
Bis auf einen kleinen Wind-Durchhänger gegen Mittag, zu Anfang der Rückrunde, verlief alles wunderbar und wir schafften es, eine komplette Hin- und Rückrunde auszufahren.
Diese Unbeschwertheit trotz Wettkampf und die ausgelassene Stimmung an Land und auf dem Wasser machen die GFB’s so einzigartig. Von den insgesamt zwanzig Fahrern waren viele einfach froh, sich wiederzusehen und mal wieder zusammen surfen zu gehen. Doch darunter litt die Performance auf dem Wasser keinesfalls. Ganz im Gegenteil: Das Level war höher als je zuvor. Schon ab der ersten Runde regnete es Power-Moves auf der Orther Reede. Einige scheinen im letzten Jahr viel Zeit gehabt zu haben, an neuen Manövern zu feilen. Einerseits bekannte Gesichter, wie zum Beispiel Mathias Genkel, der mittlerweile schon seit mehr als zehn Jahren dabei ist und sich regelmäßig mit konstanten, beidseitigen gesprungenen Power-Moves aufs Treppchen katapultiert – und andererseits Neuzugänge wie Ole Wurmdobler aus Heiligenhafen, der sein erstes Battle fuhr und es direkt unter die Top-10 schaffte.
Freestyle ist sehr vielseitig. Fünf Knoten mehr oder weniger Wind können einen riesigen Unterschied machen. Die Herangehensweise, der Style und die Art der Manöver, ändert sich dann auf einen Schlag komplett. Und genau das haben wir bei diesem Battle erlebt – während eines Wind-Durchhängers gegen Mittag. Das gesamte Team stand hier vor einem inneren Konflikt, als die Bedingungen plötzlich nicht mehr „perfekt" waren, aber die Wettkampfleitung die Rückrunde weiterlaufen lies. Das Grundprinzip der Freestylebattles besagt nämlich eigentlich, dass nur an Top-Spots, mit deutlich ausreichendem Wind gefahren wird. Das war gegen Mittag zum Teil nicht mehr gegeben und wir stellten uns die Frage, ob wir möchten, dass einfach alle Spaß haben, oder ob wir heute sehen wollen wer der Beste ist – egal in welchen Bedingungen.
Es ging auf einmal darum, auch bei weniger Wind und mit Pump-Einsatz ein Repertoire an Manövern auf Lager zu haben. Oder, wie Magnus Wessel, mit anderer Taktik und zwar mit großem Segel und beidseitigen Spinloops, sein Scoresheet zu füllen. Magnus kämpfte sich mit starkem Einsatz bis auf Platz neun. Glücklicherweise setzte der Wind, kurz nach einer Abstimmung unter den Fahrern – bei der entschlossen wurde, weiter zu machen, jedoch zwei Heats zu wiederholen – wieder ein.
Es konnte also bei guten Bedingungen weitergefahren werden – was für ein Tag!
Bewertet wird mittlerweile auf Tabletcomputern mit eigener Judging-App – immer noch von Fahrern. Das klappt wirklich gut. Valentin Böckler hat da in letzter Zeit viel Arbeit reingesteckt und zusammen mit Partnern des GFB’s die App entwickeln lassen. Man tippt nur noch den Move ein, bewertet diesen in der Ausführung von eins bis fünf und das System spuckt dir den fertigen Score aus. Das ist richtig professionell und macht das Bewerten deutlich einfacher als früher.
Die Judges wechseln im Prinzip immer durch, aber irgendwann findet sich dann meistens eine kleine Truppe von drei bis vier Teilnehmern zusammen, die bereits ausgeschieden und raus aus dem Neo ist. Die eingespielte Truppe bewertet dann bestenfalls einen Heat nach dem anderen bis einschließlich der Finals. Da wird es nämlich oft richtig knapp und man muss schnell tippen können, da so viele Moves hintereinander gesprungen werden. Bei unserem Schweizer Gastmitstreiter Jeremy Plüss vom Bieler See war es das ein oder andere Mal richtig knapp. Zum Beispiel gegen David Weissensteiner oder Leon Struppeck. Doch niemand machte ihm das Leben leicht, auch nicht Teamkollege Luca Hartmann aus Gettorf, der seine Power-Moves wie Skopu und Burner perfektioniert hat und sich am Ende mit Hendric Gutacker Platz sieben teilte.
Jeremy gewann eine Runde nach der anderen, bis er im Finale auf Niclas Nebelung traf. Niclas fuhr den ganzen Tag extrem solide Heats auf absolutem Weltcup-Niveau und lies auch im Finale nichts anbrennen. Er sicherte sich somit den ersten Platz vor Jeremy Plüss auf Platz zwei und mir selbst auf Platz drei.
Die beiden deutschen Freestyle Mädels, Elena Dominick und Lina Schmied, mussten das Battle diesmal unter sich ausmachen, da ihre Konkurrentinnen aktuell im Süden Frankreichs verweilen und somit nicht spontan antreten konnten. Das spannungsreiche Duell mit Sliding- und Classic- Manövern konnte Elena am Ende für sich entscheiden. Freestyle liegt auch bei den Damen, mit solch motivierten Mädels, in guten Händen, und wir freuen uns schon auf’s nächste Mal, wenn die restliche Konkurrenz auch wieder dabei ist.
Es war wohl das erste und letzte GFB dieser Saison, aber wir freuen uns schon auf 2022.
Danke an die Organisatoren, an alle die dabei waren und an Adi Beholz, der dieses tolle Format vor über zehn Jahren eigeninitiativ ins Leben gerufen hat.
Herren:
1. Niclas Nebelung
2. Jeremy Plüss
3. Julian Wiemar
4. Mathias Genkel
5. Leon Struppeck
6. David Weissensteiner
7. Luca Hartmann
7. Hendric Gutacker
9. Sebastian Dietrich
9. Ole Wurmdobler
9. Magnus Wessel
9. Roman Handke
13. Loris Vietoris
13. Kevin Langbehn
13. Quirin Kraus
13. Nils Martens
17. Julian Hohenstein
17. Niklas Dost
17. Simon Ponseti
17. Janus Wilke
Frauen:
1. Elena Dominick
2. Lina Schmied