SURF Redaktion
· 12.05.2023
Auf der Suche nach neuen Spots in Chile folgte Marc Paré dem Surazo-Wind nach Süden. Eine neue Video-Serie zeigt den Trip, im Interview berichtet Marc über Herausforderungen und Gefahren.
Chile ist längst ein Traum-Ziel für viele Windsurfer, zahlreiche Profis verbringen hier den Winter. Marc Paré machte sich Ende 2022 auf die Suche nach neuen Spots südlich von Matanzas und Topocalma! Dabei folgte er Gerüchten über den Surazo-Wind, der im Süden stärker sein soll. Nur mit Google Maps und der Hilfe freundlicher Einheimischer, wagte er sich an unbekannte Orte und sogar in eine Konflikt-Region, um die perfekten Wellen zu finden.
In der dreiteiligen Youtube-Serie “Chasing Surazo” nimmt uns Marc mit auf die Reise und zeigt spektakuläre Action. Jetzt sind alle Teile verfügbar:
(per Klick geht es zu den Videos)
Ich hörte Gerüchte von Einheimischen und anderen Surfern über gute Windsurfbedingungen weiter südlich und darüber, dass der Surazo-Wind in den heißeren Sommermonaten weiter nach Süden wandert und in diesem Gebiet stärker weht. Das hat meine Neugier und meinen Entdecker-Instinkt geweckt und mich dazu gebracht, bei Google Maps nach möglichen neuen Spots zu suchen und Einheimische zu fragen.
Die besten Spots haben wir gefunden, indem wir einige mögliche Orte auf den Karten identifiziert hatten, und glücklicherweise kannte unser Kameramann einige Breaks, die er zuvor schon gesurft hatte. Dort haben wir dann geschaut, ob der Wind reicht. Bei fast allen wurde der Wind leider von Felsen oder Bergen blockiert - außer an einem Spot, der sich als überwältigend herausstellte!
Wie bei jedem Trip war das Frustrierendste, wenn die Spots unsere Erwartungen nicht erfüllen konnten. Es ist ziemlich hart, wenn du Wind und Wellen entdecken möchtest, aber sich alles gegen dich verschworen zu haben scheint. Aber wenn du dann doch welche findest, ist die Belohnung unbeschreiblich.
Es ist schwer, einen einzelnen Moment herauszupicken, es gab so viele kleine Momente, die diese Reise so besonders gemacht haben. Aber zwei der Spots, an denen wir rausgegangen sind, waren besonders, und einige der Leute, die wir getroffen haben. Zum Beispiel Seba, ein einheimischer Surfer, der Custom-Boards aus Holz baut. Sein Leben und seine Einstellung waren absolut fesselnd und einzigartig. Seba war unglaublich talentiert darin, wunderschöne Surfbretter von Hand herzustellen, aber seine Leidenschaft für das Meer und sein Engagement für Nachhaltigkeit waren wirklich inspirierend. Seba war mehr als nur ein Shaper – er war ein wahrer Künstler und ein wunderbarer Mensch.
Ja, es gab definitiv ein paar brenzlige Situationen. Das erste Mal, als wir im Hafen von Lebu ankamen und eine Gruppe von Jungs versuchte, in unser Auto einzubrechen, kurz nachdem wir runtergegangen waren, um einen Spot zu checken. Glücklicherweise hatten sich unsere Freunde Richard und Vicho etwas verspätet und kamen gerade zur richtigen Zeit an. Sie haben die Diebe angeschrien, die sind dann schnell abgehauen. Gefährlich war es auch im Süden, wo die Mapuche leben. Dort besteht ein Konflikt, und uns wurde gesagt, dass es besser sei, bestimmte Dörfer nicht zu durchqueren. Chile ist insgesamt ein sehr sicheres Land, und man muss nur an bestimmten Orten oder zu gewissen Zeiten vorsichtig sein, so wie überall.
Bei so einem Trip kann man eigentlich nie genug vorbereiten. Aber abgesehen von den Informationen, die uns die Einheimischen gaben, und den Orten die wir in den Karten markiert hatten, haben wir im Grunde nur improvisiert und uns auf die Situationen eingelassen.
Es war herzerwärmend, wie einfach, glücklich und hilfsbereit die Menschen in diesen kleineren Städten waren, und das war es auch definitiv eine super erfüllende Erfahrung!
Es lohnt sich immer, loszufahren, und es ist wie eine große Welle des Glücks und der Aufregung, die dich trifft! Am Ende ist es immer schwer, wieder wegzufahren und zu wissen, dass es krachen könnte, ohne dass man dort ist.
Es war eine super positive Erfahrung mit den Locals, sie haben uns sehr gut aufgenommen und sie haben geholfen und mit uns geteilt so viel sie konnten, was erstaunlich ist! Wir waren an ein paar “reinen” Wellenreit-Spots, und trotzdem waren die Surfer dort die ersten, die uns erklärt haben wie man ein- und aussteigt, und teilten ihre Wellen mit uns.
Ich würde nichts anders machen, außer nochmal bei einer sehr guten Vorhersage zurückzukehren!
Kauf dir einen guten Neoprenanzug, weil das Wasser eiskalt ist, und sei respektvoll und freundlich zu den Einheimischen!
Ich habe für diesen Trip nicht übermäßig viel Ausrüstung mitgenommen, sondern den grundlegenden „Chile-Quiver“ von mittlerem und großem Board (in meinem Fall 81er und 87er Grip), Segel von 4.2 bis 5.0 Super Hero, ein paar Gabeln und ein paar Reserve-Masten.
Um aus Europa nach Chile einzureisen, muss man nur einen aktuellen COVID-Pass haben, und das war's. Die COVID-Maßnahmen in Chile sind genau die gleichen wie in Europa. Wir konnten in Matanzas im Haus unserer Freunde Richard und Vicho übernachten, die sind großartige Gastgeber, und sie begleiteten uns auch auf der Reise. Wenn es ums Schlafen geht, gibt es entlang der Küste viele “Cabanas”, wo man übernachten kann, es kostet ungefähr 50-70 Euro pro Nacht für eine 6-Personen-Kabine. Man muss sich nur umhören, die Einheimischen helfen gerne!
Die Stimmung und Atmosphäre in Chile ist immer noch so besonders, wie ich sie in Erinnerung hatte! In diesem Fall konnte ich aber die Kultur und die Menschen vor Ort noch genauer kennenlernen, das war eine erstaunliche und erfüllende Erfahrung!
Nachts am Lagerfeuer am Strand zu schlafen kann wirklich hervorragend sein, aber vor allem auch ein Albtraum, wenn dein Zeltkamerad grade Magenprobleme hat.
Einmal im Leben sollte man dahin fahren! Aber man muss sich gut vorbereiten, die Bedingungen sind hart und man sollte ein gewisses Fahrkönnen in der Welle haben, um es wirklich zu genießen!