Dass man auch mit Ü50 noch einige der größten und gefährlichsten Breaks der Welt surfen kann, beweist Robby Naish wieder mal eindrucksvoll.
Robby Naish erzählt: Es ist fast 30 Jahre her, dass ich das erste Mal auf Fidschi war. Ich war damals mit Pete Cabrinha und dem Rest der Gaastra-Crew dort, um Teile des Films "Angle of Attack” zu drehen. Den Trailer gibt es heute noch auf YouTube zu sehen – es ist wie eine Zeitreise: Die Shorts waren kurz und eng, die Farben grell und bunt und der junge Sport Windsurfen eroberte die Welt im Sturm. Namotu war damals ein kleines Atoll, mit ein paar Büschen und ein oder zwei Palmen drauf. Danach habe ich Namotu noch viele Male besucht und heute ist es ein exklusives, privates Surf-Ressort.
Diesmal sollte wieder ein Film gedreht werden, aber eigentlich für eine Kitesurf-Doku. Doch als ich die Vorhersage sah, konnte ich nicht ohne Windsurfmaterial losfahren. Ich packte die Minimalausrüstung ein, ein 82-Liter-Board und zwei 5,0er-Segel. Trotzdem musste ich mit der ganzen Kiteausrüstung 630 Dollar Übergepäckrate zahlen. Ich konnte nur hoffen, dass die Bedingungen diesen Preis rechtfertigen.
Jeden Dollar gut investiert
Unter Wellenreitern sind die beiden Inseln Tavarua und Namotu, nicht weit von der Hauptinsel Fidschi entfernt, weltberühmt. Auf Tavarua gibt es ein großes Surfcamp, auf Namotu finden gerade mal 30 Surfer Platz im Resort des australischen Ex-Windsurf-Pros Scotty O’Connor und seiner Frau.
Nach einer Kitesession zum Eingewöhnen startete der zweite Morgen bereits mit ungewöhnlich viel Wind, und der Swell pumpte schon richtig große Wellen aufs Riff, das man nur mit dem Boot erreichen kann. Ein Windsurfsegel auf einem Boot aufzuriggen ist schon kompliziert, seinen Kite fertig zu machen ist noch ungleich schwieriger. Und wenn du einmal auf dem Wasser bist, war’s das dann – Pause machen auf einem Boot, das ständig in Bewegung sein muss, ist nicht. Ich konnte mit meinem 5,0er-Segel direkt vom Boot losbraten, was sehr ungewöhnlich ist für Fidschi. Cloudbreak brach bereits etwas masthoch. Ist es kleiner, kann man es zum Windsurfen und Kiten vergessen, denn dann sind zu viele Wellenreiter draußen. Ich war der einzige Windsurfer zusammen mit acht Kitern, was den Spot schon ziemlich voll macht.
Ich fühlte mich von der ersten Welle an wohl, auch wenn ich die ganze Saison nicht bei Wind von links gefahren war. Wenn ich die zweite oder dritte Welle eines Sets nahm, war das Face so glatt, dass ich Bottom Turns ziehen konnte, die sich anfühlten als hätte man ein paar "G" Kurvenbeschleunigung. Es fühlte sich fast zu einfach an, denn es war mir klar, wenn ich auf der Inside von den Brechern erwischt werde, dann war’s das mit der Session.
Ich surfte einige Stunden lang, eigentlich zu lange, denn die anderen wollten ja eigentlich einen Kitefilm mit mir drehen. Aber das musste auf die nächsten Tage verschoben werden. Diese wenigen Stunden, nur mit ein paar Freunden bei perfekten Bedingungen in einer der besten Wellen der Welt surfen zu können, war einer der besten Windsurf-Momente in meinem ganzen Leben. So etwas mit 52 Jahren und rund 41 Jahren auf dem Surfbrett sagen, zu können, spricht, glaube ich, für sich.