Anton und Leo Richter hatten keine Chance – Vater Profi-Windsurfer, Mutter leidenschaftliche Windsurferin, die Onkels Windsurfer, Oma und Opa auch – was soll da anderes aus den Kieler Jungs werden als Windsurfer. Wir haben sie am Rand von Vincent Langers Kids Camp getroffen und zum Interview gebeten.
Philipp Richter startete in seiner aktiven Karriere mit einer heute sehr bekannten Segelnummer – G-44. Nach Ende seiner erfolgreichen Regattazeit vermachte er die Nummer an Philip Köster, als der von einer spanischen auf eine deutsche Segelnummer wechseln wollte. Heute geht der Arzt aus Kiel gelegentlich mit seinen beiden Söhnen Anton und Leo an den Start – so zum Beispiel beim Wavecontest auf Sylt zu Saisonbeginn. Dort kämpften dann die Segelnummern G-440, G-441 und G-442 in der Welle gegeneinander und Papa Philipp konnte die beiden Youngster mit Platz fünf noch im Zaum halten.
Doch Leo und Anton belegten bei ihrer ersten Regatta bei den Erwachsenen gemeinsam den 17. Platz – unter 48 Teilnehmern. Bis 2018 fuhren der 13-jährige Anton und der 15-jährige Leo in der Klasse Bic Techno 293 sehr erfolgreich. 2019 griffen die beiden Brüder dann erstmals im Multivan Windsurf Cup an. Und das gleich im Racing, Slalom und in der Welle. Nach der letzten Regatta der Saison in Kellenhusen belegen sie in trauter Zweisamkeit in der Overall-Wertung die Plätze zwölf und 13.
Dass der Weg nach oben für die beiden weitergeht, scheint vorprogrammiert. In der Familie Richter am Wittensee waren Vater und Mutter bereits Surfer, die Brüder Philipp, Peter und Thies ebenfalls und Antons und Leos Mutter Nadja surft auch.
Wenn Eltern ihren Kindern das Windsurfen beibringen wollen, dann kann das ziemlich schiefgehen. Wie war das bei euch?
Leo: Wir haben angefangen, als wir so fünf Jahre alt waren. Wir hatten immer ein großes Brett und kleine Segel mit in Dänemark. Da hat unser Vater uns draufgestellt. Anfangs nur kurz, aber dann hatten wir immer mehr Bock und sind immer länger gefahren.
Euer Vater Philipp war sowohl in der Welle als auch im Slalom und Racing erfolgreich. Ihr startet auch schon in der Welle, im Slalom und auch mit dem Foil. Habt ihr eine Lieblingsdisziplin?
Anton: Am meisten Spaß macht schon Wave, aber Slalom und Foil machen mittlerweile fast genauso viel Spaß, weil man damit einfach mehr aufs Wasser kommt. Mit dem Foil kannst du fast täglich aufs Wasser gehen und trainieren, aber gute Wave-Tage hat man in Schleswig-Holstein ja eher selten.
Leo: Klar, Wave ist schon geiler, aber es macht auch viel Spaß mit anderen auf dem Wasser zu sein und zu trainieren.
In diesem Jahr wart ihr erstmals im Deutschen Windsurf Cup dabei. Seid ihr bei allen Events gestartet?
Leo: Ja, in diesem Jahr fuhren wir alle Regatten mit.
Anton: In den letzten Jahren sind wir auch Bic Techno 293 gefahren.
Dort wart ihr auch schon sehr erfolgreich. Warum fahrt ihr nicht mehr in der Nachwuchsklasse?
Anton: Wir sind schon viel Regatten auf Bic Techno gefahren. Aber die Teilnehmerfelder wurden in letzter Zeit immer kleiner. Teilweise waren wir nur noch vier Starter und dann sind wir lieber aufs Funboard umgestiegen.
Wie waren für euch die ersten Regatten bei den Großen – wart ihr sehr aufgeregt?
Leo: Das ging eigentlich. Dadurch, dass wir vorher schon Bic Techno gefahren sind und davor auch schon Opti-Regatten gesegelt sind, ging das eigentlich ganz gut. Man musste sich am Anfang aber erst mal daran gewöhnen, dass alles ein bisschen schneller geht, dass man aufpasst, zur richtigen Zeit da zu sein und im richtigen Heat zu starten. Aber da gewöhnt man sich schnell dran. Und wenn man ein paar Rennen mitgefahren ist, dann wird man auch schnell besser und ist vielleicht nicht mehr Letzter. Das macht dann auch schnell Spaß.
Ist bei euch auch was richtig schief-gegangen?
Leo: Ja, schon. Im Slalom bin ich einmal am Ziel vorbeigefahren. Da war Flagge „H“ gehisst und das heißt: „nach Hause“, aber man musste noch eine Halse durchs Ziel machen und ich bin einfach direkt an den Strand gefahren – das wird mir sicher nicht wieder passieren.
Anton: Für mich war der Anfang beim Foilen ziemlich frustrierend. Da bin ich hoffnungslos hinterhergefahren und konnte die Höhe der anderen überhaupt nicht halten. Aber das ist auch besser geworden. Wir haben halt noch nicht so viel Zeit auf dem Foil gehabt und hatten auch noch nicht das passende Renn-Material.
Foilen ist schon ziemlich materialaufwändig. Wie macht ihr das, unterstützt euch die Familie?
Leo: Wir sind in diesem Jahr schon gut von GA-Sails unterstützt worden mit Slalomboards und ich habe auch schon ein Foilboard. Anton musste noch mit seinem Slalomboard fahren. Wir haben jetzt auch schon schnelle Foils, aber noch keine richtigen Racefoils. Den Nachteil merkt man schon an der Kreuz und bei ganz leichtem Wind. Einige aus unseren Altersklassen haben auch schon richtige Foilsegel, aber es geht auch so und man kann mithalten. Wir können zwar noch keine Top-Plätze rausfahren, aber für die erste Saison ist das absolut okay.
Hat euch euer Vater als erfahrener Regattasurfer dabei geholfen, Sponsoren zu finden oder habt ihr das alles selbst gemacht?
Anton: Da hat unser Vater uns schon geholfen. Wir haben geschaut, wo wir ganz gute Preise bekommen und wie wir uns in der ersten Saison das Material ein bisschen teilen können, auch um erst mal zu sehen, wie es in der ersten Saison so läuft.
Habt ihr euch fürs nächste Jahr schon konkrete Ziele gesetzt?
Anton: Auf jeden Fall bessere Platzierungen herausfahren und sich irgendwann mit den Top-Leuten batteln. Und auf dem Foil besser werden!
Aber ihr wollt auf jeden Fall weiter im Racing, Slalom und der Welle starten.
Leo: In der Welle und im Slalom auf jeden Fall. Beim Foilen wissen wir noch nicht genau und überlegen noch. Aber wahrscheinlich schon, denn wenn man besser wird macht es auch mehr Spaß.
Fehlt nur noch Freestyle.
Leo: Das haben wir noch nicht so gemacht. Mal sehen, ob wir da in den nächsten Jahren mehr rangehen. Aber bisher haben wir das weggelassen.
Was sind in der Welle die Moves, die ihr gerade trainiert?
Leo: Loops natürlich. Anton springt auch noch ein bisschen lieber als ich. Frontloops gehen schon gut und jetzt sind die Backloops die nächste Challenge.
Anton: Backloops haben wir doch auch schon welche gestanden!
Leo: Ja, ich meine „sicher stehen“!
Beim Windsurf Cup auf Sylt haben wir schon gesehen, dass ihr euch auch bei fetten Wellen nix sch...?
Anton: Wir sind das schon irgendwie gewohnt, weil wir im Sommer oft in Dänemark sind, da sind die Wellen ja auch schon hoch. Wir haben schon vor ein paar Jahren angefangen in der Welle zu fahren und dann wächst man da so langsam rein.
Leo: Sylt war schon hart, weil das mit dem Shorebreak und der Strömung schon noch mal anders war. Ich will nicht sagen, dass man Schiss hat, aber Respekt schon. Aber mir hat das großen Spaß gemacht.
Wie sieht’s in der Schule aus – müsst ihr manchmal „krank“ sein für die Regatten oder wie kriegt ihr das hin?
Leo: Das geht eigentlich ganz gut. Wenn wir mal länger weg sind, zum Beispiel für eine Woche auf Sylt oder zur Jugend-WM in Frankreich, dann können wir uns beurlauben lassen. Da macht unsere Schule ganz gut mit.
Wie ist das unter Brüdern, ihr seid zwei Jahre auseinander, pusht ihr euch auf dem Wasser oder nervt es, wenn der eine etwas schneller kann als der andere oder bei der Regatta weiter vorne ist?
Anton: Eigentlich pushen wir uns schon gegenseitig, aber wenn der eine bei einer Regatta vorne ist, dann ist es für den anderen schon nervig.
Leo: Klar, wenn Anton den Frontloop vor mir steht, dann ärgert mich das natürlich schon. Oder wenn er bei einer Regatta weiter vorne ist. Da kann man auch mal drüber hinwegsehen. Beim nächsten Mal ist es wieder andersherum, denn generell sind wir so ziemlich genau auf einem Level.