Was macht Andrea Hoeppner?

Was macht Andrea Hoeppner?Foto: Reiner Urbaniak
Was macht Andrea Hoeppner?

Für die Presse war die Hamburgerin in den 80ern das „Surf-Wunderkind“, und in den 90ern nannte die Hamburger Morgenpost sie schlicht die „Surf Queen“. Insgesamt drei Weltmeister-Titel stehen in der Vita der 51-Jährigen. Heute leitet sie erfolgreich ihre eigene PR-Agentur, macht einen Wassersport Podcast und geht so oft es geht auf Fehmarn oder in Südafrika windsurfen.

Die gebürtige Hamburgerin hatte das große Glück, dass ihre Eltern auf Fehmarn ein kleines Ferienhaus direkt am Wasser besaßen und sie dadurch früh mit dem Windsurfen in Kontakt kam.

In wenigen Worten, wie verlief deine Windsurf-Karriere?

Mit elf Jahren habe ich das erste Mal auf dem Brett gestanden, und mir war schnell klar, dass das mein Ding ist. Ich habe dann auch sehr schnell mit dem Regattafahren angefangen. Anfangs noch Stehsegeln auf einem Verdrängerboard. 1985 bin ich dann aufs Funboard umgestiegen und 1986 in Frankreich gleich Weltmeisterin bei der Serienbrett-WM in der Disziplin Kursrennen und in der Overall-Wertung geworden. Damals wurde noch auf den langen Raceboards gefahren. 1990 bin ich in Norwegen wieder Weltmeisterin im Kursrennen und Overall geworden. Da bin ich bei Starkwind schon die Kursrennen auf der kurzen Fanatic Ultra Rat gesurft. 1995 gelang mir exakt das gleiche noch einmal bei der WM in Südafrika – dort fuhr ich dann aber schon für HiFly.

Du bist seit 1987 auch im World Cup Cup gefahren und warst Mitte der 90er Teil des „Team Germany“.

Das stimmt. Aber 1998 habe ich gemerkt, dass das langweilig ist, wenn nur acht andere Frauen im Worldcup mitfahren und bezahlt hat einem das auch keiner wirklich. Ganz aufgehört mit dem Regattasurfen habe ich dann nach meiner verpatzten Olympia-Qualifikation für Sydney 2000.

  Neben Nathalie Siebel und Jutta Müller war sie der weibliche Part des „Team Germany“.Foto: Maleen Hoekstra
Neben Nathalie Siebel und Jutta Müller war sie der weibliche Part des „Team Germany“.

Dafür bist du noch mal auf den Mistral One Design umgestiegen.

Das Thema Olympia reizte mich einfach noch mal und ich finde, ich war gar nicht so schlecht, zumindest, wenn mehr als drei Windstärken wehten. Aber leider waren bei der Quali nicht mehr als drei Windstärken (lacht). Amelie Lux fuhr dann für Deutschland nach Sydney und holte Silber – bei sehr wenig Wind. Ich war heilfroh, dass ich da nicht antreten musste, das wäre voll peinlich geworden (lacht).

  Andrea Hoeppner war vor allem auf dem Slalom- und Kursrennbrett (1996 vor Sylt) erfolgreich.Foto: Maleen Hoekstra
Andrea Hoeppner war vor allem auf dem Slalom- und Kursrennbrett (1996 vor Sylt) erfolgreich.

Was kam nach dem sportlichen Karriereende?

Ich hatte das Glück, während meiner Zeit beim „Team Germany“ ein Praktikum bei einer großen PR-Agentur machen zu können. Dort konnte ich 2000 direkt als Junior Consultant anfangen. 2005 habe ich mich mit meiner eigenen Agentur „Hoeppner Sport- und Markenkommunikation“ selbständig gemacht.

Das lief gleich sehr erfolgreich.

Wir hatten Kunden wie Axe oder Lucky Strike, für die wir ihren Auftritt in der Formel 1 betreut haben, solange noch Tabakwerbung zugelassen war. Wir waren ein zehnköpfiges Team.

Hat dir deine sportliche Vergangenheit im Job geholfen?

Bei meinem ersten Job hat sie mir sicher Türen geöffnet und ich glaube später mit meiner Art an Probleme heranzugehen.

Inwiefern?

Gegen die Wand laufen, hinfallen, aufstehen und weitermachen (lacht). Ich bin bis heute sehr hartnäckig.

Bist du dem Windsurfen in der Zeit treu geblieben?

Im Prinzip schon, aber teilweise war ich so eingespannt, dass ich abends anstatt nach Fehmarn zu düsen, nur noch ’ne Runde Fahrrad gefahren bin – und selbst das ging teilweise nicht.

  Heute surft Andreas am liebsten in den Wellen in Südafrika.
Heute surft Andreas am liebsten in den Wellen in Südafrika.

Habt ihr auch Kunden aus der Windsurfbranche betreut?

Nein, das wollte ich auch nicht. Ich wollte beweisen, dass ich meinen Job beherrsche auch ohne diesen Weltmeister-Bonus.

Aber seit einigen Jahren hast beruflich wieder mit dem Windsurfen zu tun.

2009 bekamen wir den Auftrag, die boot Düsseldorf bei ihrem Markenrelaunch von einer reinen Messe zu einem Mitmach-Event zu begleiten. Der Kunde ist uns bis heute treu und das macht große Freude. Wir beraten den Projektleiter ganzjährig strategisch für die gesamte Messe. Und ab Herbst sind wir dann immer für die Halle 8a, also den Trendsportbereich, zuständig. Da machen wir das Konzept, planen das Programm und versuchen Hersteller auf die Messe zu holen, also arbeiten dann eher als Eventagentur, was wir aber eigentlich nicht sind. Dadurch habe ich natürlich wieder sehr viel mehr Kontakt zur Surfbranche.

Wie groß ist eure Agentur heute?

Wir sind zwischen vier und sechs Angestellten. Vor der Geburt unserer Tochter 2008 waren wir deutlich größer, aber danach haben sich meine Prioritäten verändert. Heute arbeite ich lieber mit netten Kunden zusammen als mit welchen, mit denen ich reich werden kann.

Wie schaust du heute auf die Surf-­szene, besonders bei den Frauen?

Früher haben uns die Jungs im Worldcup immer das Preisgeld geneidet. Da bekamen wir so etwa 25 Prozent ab. Deshalb finde ich es großartig, dass es Iballa und Daida Moreno geschafft haben, bei einigen Events „Equal Payment“ durchzusetzen und Jungs und Mädchen das gleiche Preisgeld bekommen. Überhaupt habe ich den allergrößten Respekt vor der jungen Generation der Windsurferinnen. Mit wie wenig Unterstützung sie welche Leistungen erbringen, das ist beeindruckend. Und dass sie fast alle neben ihrer Windsurfkarriere ein Studium oder eine Ausbildung durchziehen. Mädchen wie Sarah-Quita Offringa, Steffi Wahl oder Lina Erpenstein haben meinen größten Respekt.

INFO-BOX

  • Alter: 51 Jahre
  • Wohnort: Hamburg
  • Beruf: Unternehmerin
  • Surft seit: 1980
  • Regattadebüt: 1984
  • Größte Erfolge: Funboard-Weltmeisterin 1986, 1990, 1995. Worldcup-Siege auf Sylt 1996 und 1997
  • Lieblingsspots: Alles rund um Kapstadt und direkt vor meiner Haustür auf Fehmarn
  • Webpage: Wassersport Podcast „Salzwasser“. Bisher 50 Folgen erschienen.