Dass Windsurfen keine Trensportart mehr ist, ist der 17-Jährigen aus Lübeck egal, denn ihre Leidenschaft brachte ihr neben dem Titel „Rookie of the Year“ auch 2020 Euro ein.
Oft machen Kinder genau das Gegenteil von dem, was Eltern gerne tun. Nicht so bei Familie Behrens aus Lübeck. Papa und Mama – beide begeisterte Windsurfer – konnten den während ihrer zahlreichen Sessions auf dem Rücksitz des Autos geparkten Quängelgeist erst mit einem Wellenreiter und später mit dem Windsurfer beruhigen. Jetzt geht man gemeinsam aufs Wasser.
Im Januar kürte die Jury der boot Düsseldorf, bestehend aus Vincent Langer, Freestyler Valentin Böckler, der mehrfachen Weltmeisterin Andrea Hoeppner und surf-Chefredakteur Andreas Erbe Maria zum „Rookie of the Year“.
Hat dich die Wahl überrascht und was machst du mit den 2020 Euro Preisgeld?
Ich war mega überrascht, als ich im Dezember Bescheid bekam. Von da an konnte ich es kaum noch erwarten, im Januar auf der boot zu sein. Vor allem, weil ich noch nie da war. Mit dem Preisgeld bezahle ich meine nächsten Reisen auf die Kanaren, um an den PWA Worldcups teilzunehmen.
Deine Hauptdisziplin ist die Welle. Vor Lübeck gibt’s davon ja nicht so viel. Wie kommt es, dass du so jung schon so gut bist?
Wir sind sehr oft in Klitmøller, wo die Bedingungen top sind. Außerdem sind bei uns in Weißenhaus an der Ostsee auch gute Wellen. Die Urlaube auf Teneriffa haben mir auch sehr geholfen.
Wann und wo hast du mit dem Windsurfen angefangen?
Meine Eltern sind schon immer an jedem windigen Tag an die Küste gefahren und ich war logischerweise immer dabei. Während die beiden auf dem Wasser waren, musste ich die ersten Jahre im Auto warten. Irgendwann wurde meinen Eltern mein Motzen zu viel und ich bekam einen Wellenreiter. Später hatte ich ein SUP-Board mit Windsurfoption, damit war ich dann tatsächlich in Klitmøller auf dem Wasser. Richtig mit Windsurfen habe ich dann mit zwölf Jahren auf Fehmarn in stehtiefem Wasser angefangen. Nachdem ich den Wasserstart gelernt hatte, bekam ich ein 68-Liter-Waveboard, mit dem ich dann auch in die Wellen konnte.
Was hat dich am Anfang am meisten am Surfen fasziniert und was heute?
Am Anfang mit zwölf Jahren hat mich die Geschwindigkeit, das Surfen in den Fußschlaufen und die damit verbundene Kontrolle fasziniert. Heute fasziniert mich beim Windsurfen das Wellenabreiten und Springen. Vor einer Windsurfsession aufgeregt am Strand zu stehen, weil die Bedingungen groß sind, ist total geil!
Leider gibt es in Deutschland nur wenig Mädchen und Frauen, die Regatten surfen. Wie bist du auf die Idee gekommen, selber an Wave Contests teilzunehmen?
Caro Weber hat mich zu meinem ersten Wave Contest, den Danish Open im Herbst 2018 in Klitmøller, ermutigt. Nach den Danish Open bekam ich immer mehr Lust an Wettkämpfen, so dass ich 2019 am PWA Youth Worldcup auf Teneriffa teilnahm und viele neue coole Leute kennenlernte. Ist mal ein ganz anderes Feeling, jeden Tag mit Gleichaltrigen auf dem Wasser zu sein.
Welche Fahrerinnen haben dich am meisten beeindruckt und beeinflusst?
Mein Vorbild war schon immer Sarah-Quita mit ihrer witzigen Art außerhalb der Wettkämpfe und ihrer krassen Leistung, die sie auf dem Wasser abliefert. Die Moreno Twins haben natürlich auch coole Moves drauf!
Empfindest du unter den Jugendlichen mehr Konkurrenzkampf oder mehr Kameradschaft?
Meiner Meinung nach herrscht bei Wettkämpfen eine gute Mischung aus beidem. Ich finde, man sollte sich während des Heats einfach auf sich selbst konzentrieren. Das heißt, beim Wettkampf ist man Konkurrent und am Strand aber wieder ,,best friends‘‘. Abends feiert man sowieso zusammen.
Können deine Mitschüler deine Leidenschaft verstehen?
Da Windsurfen ja jetzt nicht zu den populärsten Sportarten gehört, ist es schwer mit Klassenkameraden darüber zu reden. Wenn ich den Leuten bei meinen Stories irgendwelche Wörter wie ,,Wende‘‘ an den Kopf werfe, versteht keiner ein Wort. Ich bin im Sportprofil auf meiner Schule und unser Klassenlehrer ist auch Windsurfer, mit ihm kann ich mich super darüber unterhalten. Er hat sogar einmal einen Surfkurs auf Fehmarn für die ganze Klasse organisiert.
Wie unterstützen deine Eltern dich?
Meine Eltern unterstützen mich in allem. Von an den Spot fahren bis hin zu Materialkosten. Sie investieren eine Menge Zeit! Von November bis März habe ich gejobbt, um einen Teil der Kosten selbst zu übernehmen. Ich finde es wichtig, dass man nicht alles geschenkt bekommt und für selbstverständlich hält.
Wie sehen deine kurz- und mittelfristigen Ziele aus?
Meine Ziele sind weiterhin an so vielen Wettkämpfen wie möglich teilzunehmen und 2021 mein Abitur zu machen, um danach erst mal in Europa rumreisen zu können. Noch ein wichtiges Ziel ist, mit Papa vielleicht einen alten VW-Bus auszubauen, mit dem ich dann meine eigenen Surftrips unternehmen kann.
Alter: 17 Jahre
Geboren: 4. Juli 2002
Wohnort: Lübeck
Beruf: Schülerin
Surft seit: 2014
Regattadebüt: 2018
Erfolge: 2018: 4. Wave Women Danish Open, 2019: 1. Wave Women Overall Danish Open, 3. Wave Junior Overall Danish Open, 7. Wave B (Amateur) Men Overall Danish Open, 2019 3. Wave U20 Girls PWA Worldcup Teneriffa, 5. IFCA Women European Wave Championships (Klitmøller Games)
Lieblingsspots: Hanstholm, Klitmøller, Cabezo
Lieblingsmoves: Stalled Frontloop
Next Move: Table Top, Backloop
Hobbies: Wellenreiten, Snowboarden, Skaten, Joggen
Vorbilder: Sarah-Quita Offringa, Victor Fernandez
Sponsoren: Fanatic, Duotone, ION, Freerider Shop Hamburg
Facebook: Maria Behrens G209
Instagram: maria_g209