Andreas Erbe
· 02.02.2021
Um am Deutschen Windsurf Cup teilzunehmen, muss der 17-jährige Heidenheimer Maximilian Räuchle 2000 Kilometer von seinen Eltern gefahren werden. Und auch sein Lieblingsrevier, der Gardasee, liegt nicht gerade nebenan. Trotzdem fuhr Maxi in diesem Jahr seinen ersten PWA-Worldcup.
Was hat dich dazu gebracht, mit dem Windsurfen anzufangen und wann war das?
Ich war schon immer sehr vom Wassersport begeistert. Mit zehn Jahren habe ich auf dem Opti meinen Segelschein gemacht. Nach einem Surfkurs im Jahr 2014 am Gardasee wusste ich, dass das Windsurfen meine große Leidenschaft werden wird.
Vor dem Windsurfen bist du schon gesegelt. Was ist beim Windsurfen besser?
Das Feeling zum Wasser, die Freiheit, die Geschwindigkeit und die unbegrenzten Möglichkeiten, die das Windsurfen z.B. bei Manövern bietet.
Du kommst aus Heidenheim. Nicht gerade ein Hot Spot. Wo ist das nächste Revier, an dem du windsurfen kannst?
Wir sind bei uns wirklich nicht mit guten Spots und guten Windverhältnissen gesegnet. Wir haben die Lechstaustufe und den Brombachsee mit ca. 60 Minuten Fahrtzeit zur Auswahl. Mittlerweile hat sich aber der Gardasee als mein Trainingsrevier etabliert. Ich liebe diesen See. Dort kann ich mich auch anderweitig sportlich betätigen, um mein Surftraining sinnvoll zu ergänzen.
Wann bist du deine erste Regatta gefahren und was fasziniert dich am Wettbewerb?.
Die italienische Jugendmeisterschaft im Slalom 2017 am Gardasee war meine erste Regatta. Am Wettbewerb fasziniert mich, dass ich mich mit anderen messen kann und meinen Trainingsfortschritt sowie mein Verbesserungspotenzial erkenne. Ich lerne viele Menschen kennen und treffe auf Freunde, die meine Leidenschaft mit mir teilen.
Als Süddeutscher ist es sehr aufwändig am DWC teilzunehmen. In der letzten Saison bist du die beiden Cups auf Sylt mitgefahren. Wo sammelst du noch Rennerfahrung und auf wie viele Surftage kommst du im Jahr?
Wir sind von unserem Wohnort aus gut angebunden. Aber natürlich müssen wir oft lange Wegstrecken in Kauf nehmen. Ich versuche, so viele Regatten wie möglich zu fahren. Dazu gehören auch die Serien der International Funboard Association (IFCA), die Regatten in der Schweiz sowie die italienischen Events. Dieses Jahr komme ich auf ca. 70 Windsurftage.
Du bist beim bislang einzigen Worldcup des Jahres in Kroatien gestartet. Warst du zufrieden mit deiner Leistung dort?
Vor dem Worldcup machte ich mir keine Gedanken über die Platzierung. Das Ziel war, Erfahrungen zu sammeln. Ich war bis zum Worldcup in Kroatien maximal zehn Tage auf dem Wasser, hatte kein Training und war lediglich ein Rennen mit einem 3. Platz in der U21-Wertung mit Foil am Walensee gefahren. Nachdem ich diese Saison noch von Point-7 zu Severne wechselte, hatte ich relativ wenig Erfahrung mit dem neuen Material. Es lief zum Glück richtig gut. Alles war optimal. Das Equipment fühlte sich super an, und ich war top motiviert.
Du besuchst ein Sportgymnasium in Heidenheim. Welche Vorteile hat das für dich als Windsurfer?
Meine Schule unterstützt mich voll und ganz und ich bekomme zu jedem Rennen und zum Wintertraining frei. Nach dem wir in meiner Schule viele Sportler haben und auch das Fußball-Internat angeschlossen ist, sind hier alle sehr aufgeschlossen.
Kannst du die Schule und deine Windsurf-Leidenschaft gut verbinden?
Es erfordert natürlich viel Disziplin, speziell, wenn ich sonntags erst spät vom Surfen zurückkomme und ich mich am Montag wieder voll auf die Schule konzentrieren muss. Nach dem ich dies aber auch schon von klein auf von meinen Skirennen kenne, klappt das ganz gut.
Durch die Entscheidung für Foiling bei Olympia gibt es plötzlich neben dem Worldcup ein neues, attraktives Ziel für eine Windsurfkarriere. Hast du Ambitionen in diese Richtung?
Ich bin mir hier noch nicht ganz sicher, ob ich diesen Weg einschlagen möchte. Mein Fokus liegt darauf, internationale Regatten zu fahren. Ich werde nächstes Jahr sicherlich bei ein paar internationalen iQFOiL-Wettbewerben teilnehmen. Aber da gibt es auch noch die PWA... Mein Trainingsfokus liegt momentan auf Foil und ich warte die weiteren Entwicklungen ab.
Hast du auch Spaß am Freestyle oder in der Welle?
Ich habe zuerst mit Freestyle angefangen und war richtig begeistert. Nachdem ich 2016 ein Slalomboard von meinem Vater ausprobiert habe, war es mehr oder weniger aus mit Freestyle. Welle bin ich ein paar Mal auf Teneriffa und an der Nordsee gefahren. Durch das mittlerweile intensive Slalom- und Foiltraining kommt Welle und auch freestylen leider etwas zu kurz.
Was sind für dich die größten Probleme als junger Windsurfer?
Nachdem ich noch nicht 18 Jahre bin, benötige ich immer einen Chauffeur. Mein Vater steht mir dabei immer zur Seite. Wir sind ein eingespieltes Team und immer gemeinsam unterwegs.
Wie unterstützen deine Eltern dich?
Ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre der Sport für mich überhaupt nicht möglich. Mein Vater fährt mich an den Wochenenden an den Gardasee zum Training und natürlich zu allen Rennen
Du machst nächstes Jahr Abitur. Hast du dir schon Gedanken über die Zeit danach gemacht?
Nach meinem Abi im Mai 2021 werde ich mir ein Jahr Zeit nehmen, um mich voll aufs Windsurfen zu konzentrieren. 2022 beginne ich mit dem Studieren und versuche dann Studium und Windsurfen unter einen Hut zu bringen. Ich möchte auf alle Fälle einen Studiengang belegen, bei dem ich im späteren Beruf viel mit Menschen zu tun habe.
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