SURF Redaktion
· 02.10.2017
27 Weltmeisterschaften hat er gewonnen – die Surflegende Robby Naish kommt rum in der Welt. In der aktuellen Ausgabe von GAPZ, dem Reisekulturmagazin aus dem Reutlinger Red Indian Verlag, erzählt Naish, warum er lieber Magazine als Bücher liest, wo eines der besten Restaurants der Welt liegt und welche Einflüsse das Internet auf unsere Reisekultur hat.
KLEINE AUFGABE
1. Etablieren Sie doch mal einfach eine Sportart, die so gut wie niemand kenn.
2. Treiben Sie die ganze Angelegenheit dann sportlich immer wieder mit radikalsten Auftritten und sensationellen Tricks voran.
3. Entwickeln Sie nebenher immer neue Materialien für Ihre Sportgeräte und räumen Sie über die Jahre so etwa bei 27 Weltmeisterschaften richtig ab. Na ja, und
4. das ständige Unterwegssein sollten Sie sowieso lieben. Sie sind plötzlich etwas angespannt? Muss nicht sein. Geht auch anders, nämlich verdammt lässig und entspannt.
Alles nur eine Frage der Persönlichkeit. Oder kennen Sie Robby Naish etwa wirklich nicht? Aloha, Sunnyboy!
Die Haie und du?
Ich hatte mehrere Begegnungen, manche näher als andere (bis auf einen Meter Abstand), aber keine davon war in irgendeiner Weise bedrohlich. Ich bin immer auf der Hut, was um mich herum passiert und habe wirklich viele Haie in meinem Leben gesehen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es viele enge Begegnungen gab, die ich nie bemerkt habe. Sie leben wo ich spiele. Ich habe großen Respekt vor ihnen, aber bin trotzdem immer vorsichtig.
Was können Manager von Surfern lernen?
Ich denke das hängt davon ab, was man lernen möchte. Allgemein ausgedrückt könnte man sagen, dass man ein gewisses Maß an Flexibilität im Umgang mit verschiedenen Dingen lernen könnte und die Fähigkeit, sich schnell an Herausforderungen und Veränderungen anzupassen. “Reading the wind and waves” sozusagen. Selbstbewusst zu sein ist außerdem ein Schlüssel zum Erfolg.
Deine allererste Reise?
Meine erste Reise von zu Hause weg ging nach Berkely in Kalifornien im Sommer 1976 als ich 13 Jahre alt war. Ein paar Monate später fuhr ich zu meiner ersten Weltmeisterschaft nach Nassau auf den Bahamas. Es war eine beeindruckende Erfahrung für mich. Mein erstes großes Event, das erste Mal außerhalb des Landes, ich reiste allein, ohne meine Eltern, und mein erster Weltmeistertitel. Es war wirklich cool.
Welcher Reise-Typ bist du?
Ich bin ein einfacher Reisender. Ich kann ohne Probleme im Flugzeug schlafen. Ich genieße die ruhige Zeit allein. Ich bin irgendwie “easy going”, ich kleide mich bequem und bin eher relaxed.
Deine Eindrücke vom Reisen heute und über die Jahre?
Reisen ist nicht mehr so einfach wie es mal war und in mancher Hinsicht einfacher als früher. Die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen sind zeitintensiver denn je und heute eher ein Ärgernis, aber viele andere Sachen machen es leichter. Die Welt ist mit dem Internet sehr klein geworden. Jede Info ist nur ein Klick entfernt, von der Wettervorhersage am Zielort bis hin zur sofortigen Reservierung … In alten Tagen ist man in ein Flugzeug gestiegen und hatte keine Ahnung, wie das Wetter sein würde. Wind, Wellen, Kälte – keine Ahnung. Man war während des Reisens komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Keine E-Mails und kein Mobiltelefon. Die Dinge sind beinahe zu einfach heutzutage. Es nimmt einem das Abenteuer aus dem Abenteuer.
Und wohin geht’s im Urlaub?
In der Vergangenheit war ich nicht oft im Urlaub. Ich war einfach glücklich, jeden Tag Surfen zu können … aber ein paar Tage Snowboarden im Jahr macht das Ganze perfekt! Mit einer Familie ist es schwierig, egoistisch alt zu werden, jetzt mache ich gelegentlich Urlaub, immer kurz. Zu unseren Lieblingsplätzen gehören Kailua (meine Frau und ich sind dort aufgewachsen, leben aber heute auf Maui. Ich weiß, das sind nur zwanzig Minuten mit dem Flugzeug, für uns ist es trotzdem Urlaub). Fidschi … Oregon (Katies Familie lebt dort, außerdem ist dort der Columbia River zum Windsurfen und Kiten, die Oregon Coast, und Mount Hood und Mount Bachelor zum Snowboarden). New York ist auch ein wirklich erstaunlicher Ort, etwas wirklich anderes.
Wo möchtest du unbedingt mal hin?
Südafrika (und Mauritius, Réunion, Cabo Verde, Chile … alle Orte, an denen es tolle Wellen gibt, auf denen ich noch nie gesurft bin).
Die besten Surf-Spots?
Auf jeden Fall Hawaii. Nicht nur die Insel, obwohl Maui immer konstant guten Wind hat. Für mich sind die besten Plätze auch die “hard core wave spots” wie Tahiti und die Fidschi-Inseln. Außerdem für normale Windsurfer sicherlich die Kanarischen Inseln, Brasilien, Venezuela, die Dominikanische Republik, Südafrika im Dezember und Januar, Teneriffa, Südfrankreich, Sardinien und die Nordseeküste für die harten Jungs (und Mädchen). Da gibt es viele gute Plätze auf der Welt!
Was liebst du an Maui, deiner Heimat?
Ich liebe den Wind und die Wellen und die internationale Kultur, die sich hier in North Shore über die Jahre durch die internationalen Surfer entwickelt hat. Das Klima ist erstaunlich, es ist berechenbar, mit allen modernen Annehmlichkeiten, aber immer noch mit viel wunderschöner Offenheit.
Restaurants, Bars, Clubs, Lounges – deine Tipps?
Ich gehe nicht viel aus wenn ich zu Hause in Maui bin. Wir leben auf dem Land, ungefähr eine halbe Stunde von der nächsten Stadt entfernt. Deshalb gehen wir nachts nur selten aus. Oahu ist bekannt für sein Nachtleben, die Restaurants und Clubs, in Maui ist das Angebot eher begrenzt. Wir haben Paia Town, eine kleine Westernstadt mit europäisch-südafrikanischem Hippie-Flair. Mama’s Fish House in North Shore ist eines der besten Restaurants der Welt. Teuer, aber mit überraschender Speisekarte und Atmosphäre sicherlich ein “Must Have” für jeden, der nach Maui kommt. Am anderen Ende der pay-scale ist das Paia Fish Market Restaurant ziemlich in der Mitte der Stadt, dort gibt es tolles Essen zu vernünftigen Preisen. Milagros Food Company, Cafe Des Amis sind auch tolle Restaurants in Paia. Zum Frühstücken gibt es Charlie’s und Anthony’s Coffee. Für das Nachtleben und allerlei andere Restaurants und Bars muss man nach Wailea, Kihei oder Lahaina (auf der anderen Seite von Maui zu den Hotels und Touristen). Es gibt wunderschöne Strände, tolle Restaurants und vieles mehr, was es auf unserer “ruhigen” Seite von Maui nicht gibt.
Welche Bücher?
Um ehrlich zu sein lese ich nie Bücher. Und auch in der Schule habe ich das eher selten getan. Ich lese Magazine, News, Surf- und Autozeitschriften. Ich denke auch viel nach und träume … ich habe den Leuten immer gesagt, dass ich mir lieber meine eigenen Gedanken mache als mir die anderer anzuhören, das ist wohl der Grund warum ich nicht viel lese. Ich denke, das funktioniert ganz gut.
Wie bleibst du in Form wenn du unterwegs bist, mal weit und breit kein Wasser in Sicht ist?
Push-Ups, Sit-Ups, einige Arm Curls mit einem Stuhl (weil ich selten ins Gym gehe), Pull-Ups, Joggen (nur wenn ich weg vom Wasser bin und sonst auch nicht auf einem Board stehen kann) und Skateboarden. Aber gerade komme ich glücklicherweise immer schnell genug zum Wasser zurück, sodass das nie ein Thema war.
Musik vorm Surfen?
Nicht wirklich. Ich habe die Tage viele Sportler gesehen, die vor oder während dem Surfen oder Snowboarden ihren iPod verwenden, aber für mich ist das eher störend. Ich komme leicht in Stimmung. Manchmal möchte ich zum Aufwachen etwas Lautes und Heftiges hören, aber ich komme auch ohne in Schwung. Ich bin glücklicherweise fast immer in guter Stimmung! Ich habe keinen Lieblingssong oder eine Lieblingsband, obwohl ich in letzter Zeit einiges an nachdenklicher und sanfter Musik wie David Gray und Ray LaMontagne gehört habe – sein Zeug mag ich wirklich sehr.
Wenn du ein Reisephilosoph wärst, welche These würdest du vertreten?
Reise mit viel Interesse, offenen Augen, gespitzten Ohren und ohne viele Worte. Verlasse die ebenen Wege, wenn du kannst, aber verhalte dich so respektvoll und unsichtbar wie möglich.
Robby Naish Profil
• Geboren 1963 in La Jolla, San Diego.
• Aufgewachsen in Kailua, Hawaii.
• Die erste gewonnene Weltmeisterschaft (mit 13!) auf den Bahamas
• Robby Naish, der wohl bekannteste und erfolgreichste Windsurfer aller Zeiten, besuchte die schönsten Strände der Welt, bis er auf Maui sein ganz persönliches Paradies entdeckte. Doch eine Ruhepause gönnt er sich noch lange nicht, auch heute noch jagt er den gefährlichsten Wellen rund um den Globus hinterher und hält es keine zwei Wochen zu Hause aus. Nach inzwischen 16 Jahren und 27 Weltmeistertiteln wurde er am 5. November 2002 in die Hall of Fame der Professional Windsurfers Association aufgenommen.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des GAPZ Magazins, Interview ist erschienen im GAPZ Magazins No.2