Nationalpark OstseeDas war los auf dem Strategietreffen in Kiel

Manuel Vogel

 · 28.04.2023

Nationalpark Ostsee: Das war los auf dem Strategietreffen in Kiel

Auf dem Treffen der Wassersportgemeinde in Kiel wurde heftig diskutiert und das weitere Vorgehen gegen mögliche Spotsperrungen im Zusammenhang mit dem geplanten Nationalpark Ostsee erläutert.

Wie sehr das geplante Nationalpark-Projekt des Umweltministers die Wassersport-Szene beschäftigt, zeigte sich beim “Strategietreffen” in der Kieler Werftbahnstraße, welches am Abend des 28. April stattfand - die Halle war gut gefüllt! Wingsurfer, Wellenreiter, Windsurfer, Kiter sowie Vertreter von Wassersportverbänden und Surfschulen waren nach Kiel gekommen, um dabei zu sein, teilweise reisten die Besucher aus Hamburg, Schwerin oder von Fehmarn an.

Zahlreiche Wassersportler waren beim Treffen in Kiel dabeiFoto: Manuel Vogel
Zahlreiche Wassersportler waren beim Treffen in Kiel dabei

Zunächst gab es von Björn Brüggemann, dem Gründer der Petition gegen Spotschließungen, eine kurze Einführung zur Thematik. Grob zusammengefasst: Kommt der Nationalpark Ostsee wie geplant, müssen 50 Prozent der Fläche im ausgewiesenen Gebiet zu Nullnutzungszonen werden, in denen dann jeglicher Wassersport verboten wäre.

Anschließend berichtete Dr. Jörgen Vogt, Chef der Global Kitesports Association (GKA) sowie der Global Wingsports Association (GWA), über seine Erfahrungen aus dem Nationalpark Wattenmeer, wo acht Jahre lang gegen Kiteverbote gekämpft wurde.

Große Teile der Küste könnten Teil des Nationalpark Ostsee werden. Auf mindestens 50 Prozent der Flächen wäre Wassersport dann akut gefährdetFoto: Landesregierung SH
Große Teile der Küste könnten Teil des Nationalpark Ostsee werden. Auf mindestens 50 Prozent der Flächen wäre Wassersport dann akut gefährdet

Nationalpark Ostsee: Ablehen oder befürworten?

Im weiteren Verlauf wurden auch Fragen des Publikums diskutiert. Gespalten scheint die Wassersportgemeinde angesichts der Frage, ob ein Nationalpark generell abzulehnen sei, oder ob der Nationalpark befürwortet werden sollte, verbunden mit der Hoffnung, dass die Zugänge zu den Spots erhalten bleiben. Das Problem: Für viele Wassersportler ist der Nationalpark nach wie vor ein nebulöses Konstrukt, bei dem aktuell nicht absehbar ist, welche Spots von Schließungen überhaupt betroffen wären. Dementsprechend tun sich Teile der Wassersportgemeinde aktuell noch schwer damit, Maßnahmen zum Umweltschutz abzulehnen und sich kategorisch gegen den Park auszusprechen.

Die Gegenseite argumentiert, dass ein Nationalpark alleine den Zustand der Ostsee nicht zwangsläufig verbessert, da die großen Probleme - Nährstoffeintrag, Altlasten, Munitionsreste und der Schiffsverkehr - dadurch nicht gelöst würden. Zudem bestehe - das Beispiel des Nationalpark Wattenmeer hat es gezeigt - das Problem, dass innerhalb eines Nationalparks durch einfache Verwaltungsakte, z.B. einer Gemeinde, einzelne Spots für Wassersportler gesperrt werden könnten, z.B. wenn der Verdacht besteht, dass Sportler Vögel oder Natur stören. Den Beweis anzutreten, dass dies nicht zutrifft, wäre nahezu unmöglich und mit langwierigen Gerichtsprozessen und teuren Gutachten verbunden.

Eine gemeinsame Position zu finden, dürfte also aktuell das schwierigste Unterfangen sein.

Teile der Veranstaltung wurden aufgezeichnet, ab Minute 13:00 des folgenden Videos könnt ihr die Argumente und Diskussionen nachverfolgen.

Aktuell werden verschiedene Workshops eingerichtet, in denen bestimmte Aufgaben verteilt werden sollen - weitere Infos dazu folgen in Kürze.

Die wichtigsten Punkte zum Stand des Nationalparks Ostsee im Überblick:

  • noch gibt es keinen Beschluss zur Einrichtung, aber ein Vorschlag mit den betroffenen Gebiete liegt vor
  • Interessenvertreter aus Tourismus, Sport, Fischerei und anderen Bereichen stellen bald ihre Standpunkte in sechs Workshops mit je 50 Teilnehmern vor
  • darauf folgt ein Verzahnungs-Workshop mit je fünf Teilnehmern aus den sechs Workshops, dort wird ein Gesamtbild erarbeitet und der Politik präsentiert
  • viele verschiedene Interessen treffen aufeinander, keine Garantie dass nur durch Petition die Interessen der Wassersportler berücksichtigt werden
  • in der nun geplanten Info-Veranstaltung für Surfer, Winger und Kiter soll gemeinsam mit Björn und den Initiatoren der Petition eine Strategie entwickelt werden

Das sind die Pläne für einen Nationalpark Ostsee

Foto: Umweltministerium Schleswig-Holstein

Nationalpark Ostsee: Das steckt dahinter

Tobias Goldschmidt hat bereits 2022 erste Pläne für einen „Nationalpark Ostsee“ vorgestellt. Er soll die verschiedenen Natur- oder Vogelschutzgebiete an der Ostsee verbinden und zugleich „ihren Schutz vertiefen“, wie der Grünen-Politiker sagt – damit es der Ostsee „zukünftig wieder besser geht“. Für den Wassersport könnte das massive Einschränkungen mit sich bringen, denn Teil eines Nationalparks sind sogenannte Nullnutzungszonen, in denen Wassersport, Schifffahrt und Fischerei tabu wären.

In einem Nationalpark müssten mindestens 50 Prozent der Fläche der Natur überlassen werden – ähnlich wie es beim Nationalpark Wattenmeer der Fall ist, der rund 300.000 Hektar größer ist als das Potenzial an der Ostsee. Das Ministerium erhofft sich von dem neuen Nationalpark „einen echten Attraktivitätsschub“ für die Ostseeküste und „enorme Chancen für den Tourismus und die Wirtschaft“, wie Goldschmidt dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag sagte.


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