Der Herbst ist in unseren Breitengraden die ideale Zeit für richtig gute Windsurf-Sessions. Die Wahrscheinlichkeit, einen ordentlichen Sturm abzugreifen ist groß, gleichzeitig ist das Wasser noch einigermaßen warm. Außerdem steht man mitten in der Saison und “ist drin”, Surfer und Material sind gut eingespielt. Wir zeigen euch ein paar Spot-Tipps für einen gelungenen Herbst-Trip!
Halb Nordrhein-Westfalen hat am Brouwersdam Windsurfen gelernt, der Spot gehört immer noch zu den Top-Zielen für alle Könnensstufen. Eine solch perfekte Infrastruktur, Sicherheit und Vielfalt bieten nicht viele Reviere. Doch in der näheren Umgebung gibt es noch zahlreiche andere, weit weniger bevölkerte Spots. Nicht nur die endlosen Sandstrände entlang der Küste von Nord- bis Südholland, sondern auch die Binnenlandschaft bei Zeeland hat ihren Charme und lässt die Windsurfherzen aller Flachwasserfans schneller schlagen. Vom lockeren Freerider bis zum ambitionierten Freestyle- oder Speedpiloten – hier ist für jeden wirklich etwas dabei.
Im Hochsommer zahm und flach, im Winter wild und wellig. Und in der Übergangszeit? Alles zusammen! Auf der Halbinsel Istrien gibt’s auf kleinem Raum die komplette Bandbreite von Freeridepiste bis hin zum krachenden Brandungsspot. Die ideale Reisezeit für Windsurfer ist der Herbst von September bis Ende November – bei milden Temperaturen um die 20 Grad geben sich Jugo (so wird der Scirocco hier genannt) und Bora dann oft die Klinke in die Hand.
Im südfünischen Inselmeer mit den Inseln Langeland, Ærø, Lyø und Fünen finden sich leere Spots und perfektes Flachwasser, wahlweise mit Stehrevier oder tieferem Wasser zum Foilen, auf engstem Raum. Dabei kommen sowohl Aufsteiger und Freerider als auch Freestyle-Cracks voll auf ihre Kosten. Sogar für Waver findet sich die eine oder andere Welle in Bagenkop auf Langeland. Die Variabilität der Inseln bietet unterschiedlichste Bedingungen für jede Könnensstufe.
Das Revier ist perfekt für einen Surftrip und Urlaub zusammen mit Nichtsurfern, die keine Lust haben, im Sandsturm an der Nordseeküste auszuharren. Außerdem führen wunderschöne Wander- und Radwege durch die hügelige, überflutete Moränenlandschaft der Inseln, die einen zu idyllischen kleinen Örtchen führen. Dabei hat jede Insel ihr eigenes Flair und ist eine Entdeckungsreise wert. Das Revier eignet sich für Liebhaber von menschenleeren Spots, die sich von der Reiseplanung mit Fährverbindungen nicht abschrecken lassen und auf Surfinfrastruktur verzichten können. Aber Achtung: Die Hauptsaison beschränkt sich auf die Sommermonate - Unterkünfte sollten also unbedingt vorher auf die Öffnungszeiten gecheckt werden!
Soviel Auswahlmöglichkeiten wie an der schwedischen Westküste zwischen Malmö und Göteborg auf relativ kleinem Gebiet findet man selten, noch dazu landschaftlich wirklich schön. Egal ob mit Slalom-, Freeride- oder Wavematerial, die Küste mit den vielen Naturschutz - gebieten bietet viel Platz und Reviere für jede Könnensstufe. Ab Mitte September ist die Hauptsaison zu Ende und es wird deutlich leerer. Auch die Häufigkeit von Tiefdruckgebieten, die Wind und Wellen bringen, nimmt deutlich zu. Da das Wasser auch im Sommer nicht richtig warm wird, ist ein 4/3er- und im Herbst ein 5/3er-Neoprenanzug eine gute Empfehlung. Schuhe braucht man nicht zwingend, die meisten Strände sind sandig. Mit der Fähre bis Trelleborg oder über die Öresundbrücke ist man zumindest aus Norddeutschland auch relativ schnell vor Ort.
Im Sommer ist es an der Cote d’Azur und den anderen Abschnitten der südfranzösischen Mittelmeerküste brechend voll. Wer aber in der Nebensaison kommt und zur richtigen Zeit am richtigen Fleck ist, wird die schönen Seiten der Gegend kennenlernen: Blühende Mandelbäume, Flachwasser- und Wellenspots, warme Temperaturen und das erhebende Gefühl, beim Wellenritt oder einer schnittigen Halse die schneebedeckten Berge der Alpen im Blick zu haben.
Wind-technisch ist der Herbst die ideale Reisezeit: Der Tramontana entspringt den kalten Höhenlagen der nahen Pyrenäen und kommt meist aus Nordwest. Am stärksten und häufigsten weht er in der Zeit von September bis April, dann oft auch mit Sturmstärke. Östlich von Montpellier übergibt der Tramontana das Zepter an seinen nicht minder mächtigen Bruder, den Mistral. Auftreten kann diese Wetterlage das ganze Jahr über, Schwerpunkt ist allerdings eindeutig das Winterhalbjahr von Oktober bis Mai. Die beste Kombi aus Wind und Wärme gibt’s im Spätherbst und zwischen April und Juni.
Der Ringkøbing Fjord in Jütland ist wohl Nordeuropas bestes Freeride- und Einsteiger-Revier – sehr gute Surfstationen und Schulen, perfekte Surf-Infrastruktur, riesige, stehtiefe Spots und eine beeindruckende Windstatistik. Von dem schmalen Landstreifen Holmsland Klit, der zwischen Nymindegab im Süden und Søndervig im Norden die wilde Nordsee vom flachen Ringkøbing Fjord trennt, geht eine besondere Faszination aus. Die weitläufigen Dünen, von denen man freien Blick auf das tosende Meer und gleichzeitig auf den rund 300 Quadratkilometer großen Fjord hat, strahlen vom ersten Moment an Ruhe aus. Und wer es gerne etwas kerniger mag, findet bei der passenden Windrichtung an der Mole in Hvide Sande auch knackige Wave-Bedingungen!
Tarifa ist ein Ganzjahresziel und die Windsurf-Hauptstadt Europas. Selbst im Winter sind die Temperaturen erträglich (Februar: Wasser 16 Grad, Luft 15 Grad) wobei es dann auch öfter regnet. Von Oktober bis April ist die Windhäufigkeit insgesamt etwas geringer als im Sommer mit zuverlässigem Levante (40 bis 50 Prozent über 4 Bft.), allerdings wird der Westwind Poniente häufiger, der große Wellen mitbringen kann. Dann ist ein warmer Neo ratsam. Die Meerenge von Gibraltar ist einfach ein verdammt windiger Ort und man hat sich voll und ganz auf die Windsurfer eingestellt – abgesehen von Haiku auf Maui gibt wohl kaum eine Stadt, in der die Dichte an Surfbars und Shops größer ist als hier.
Cornwall ist eines der wenigen, richtig guten Wave-Reiseziele, die mit dem Auto gut und einfach zu erreichen sind – und nebenbei bis in die Wintermonate hinein in der Regel milde Temperaturen bietet. Beste Reisezeit ist Frühjahr oder Herbst. Im Sommer ist es oft zu voll, weil halb England in Cornwall Urlaub macht, und auch die Windwahrscheinlichkeit ist im Frühjahr und Herbst deutlich besser.
Sowohl Windsurfer als auch Wellenreiter finden hier Spots mit legendärem Ruf. Doch wohin es geht, will mit Bedacht gewählt sein. Denn nur ein paar Grad in der Swell- und Windrichtung können einen gewaltigen Unterscheid machen zwischen magischen Sessions und eher schwierigen Bedingungen. Als weitere Unbekannte in der Gleichung kommt die Tide ins Spiel. An manchen Spots geht bei Flut nichts mangels Strand, dann schlagen die Wellen direkt gegen die Felsen oder die Steilküste. Die gute Nachricht ist allerdings, dass fast immer irgendwo irgendetwas geht – und zwar für fast jede Könnensstufe.
Die Halbinsel Cotentin mit der Stadt Cherbourg ragt im Norden Frankreichs in den Ärmelkanal. Wem die Bretagne zu wild oder zu weit weg ist, findet hier viele verschiedene Spots. Während man auf der Westseite die rauen Seiten des Atlantiks kennenlernt, zeigt sich an den meist geschützten Stränden im Norden und Osten oft ein sanftes Gesicht – was die Cotentin durchaus für eine breite Zielgruppe interessant macht. Voraussetzung ist allerdings, dass man nicht als typischer „Schönwettersurfer“ durchgeht, denn die Halbinsel wird, besonders zwischen September und April, von durchziehenden Tiefdrucksystemen regelrecht bombardiert.
Sardinien ist mehr als Porto Pollo, vor allem die Region um die Halbinsel Stintino ist ein echter Geheimtipp für den Herbst. Sie bietet auf relativ geringem Raum eine Vielzahl von Spots für jedes Surfniveau und jede Vorlieben. Von guten Wavespots bis hin zu perfekten Speedrevieren – bei fast jeder Windrichtung geht irgendwo irgendwas. Hinzu kommt, dass gerade an der Landzunge von Stintino der Wind noch mal lokal beschleunigt wird und die vorhergesagten Werte meistens übertrifft. Wo im Sommer der wunderbar weiße Sand vor lauter Badeurlaubern kaum noch zu sehen ist, wird es mit Ende der Hauptsaison schlagartig leer.
Dann profitiert Sardinien von den Ausläufern des Mistrals. In der Region um Stintino wird der Wind nicht so stark wie am berühmten Spot Porto Pollo, wo er noch durch die Meerenge zu Korsika beschleunigt wird. Aber auch die Spots um Stintino profitieren von lokalen Verstärkungen und Thermik, sodass man nicht nur auf den Mistral als Energiequelle angewiesen ist. Mit Alghero im Süden bietet sich eine der schönsten sardischen Altstädte ebenso als Alternativprogramm wie die Natur rund um die beeindruckenden Klippen von Capo Caccia.