Roadtrip SchottlandLeben, Windsurfen und Sterben in den schottischen Highlands

Flo Luther

 · 18.10.2025

Die perfekte Welle vor atemberaubender Kulisse. Flo fand in Schottland unglaubliche Windsurf-Spielplätze – und hatte sie immer ganz für sich alleine.
Foto: Valerie Luther
Es sollte eine Kombination aus Windsurf-Trip, Wanderungen mit den Hunden im schottischen Hochland und Genuss der atemberaubenden Landschaft werden. Doch die Reise von Valerie und Flo Luther wurde sehr viel aufregender als geplant.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ganz so dramatisch, wie der Titel klingen mag, ist unser letzter Roadtrip nach Schottland dann doch nicht verlaufen. Dennoch hatten wir mit mehreren kleineren Katastrophen zu kämpfen, die in Summe für einigen Stress während des Urlaubs sorgten, allerdings ganz anderen Stress als den, den man aus seinem Arbeitsalltag kennt und der einen sonst tagtäglich begleitet.

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich der Fokus und die Bedeutung von Problemen verschieben, wenn man mal eine etwas längere Auszeit nehmen kann und sich nicht um Büro-Probleme kümmern muss. Es kommen andere Herausforderungen auf, die wiederum Stress auslösen können, die einem aber auch einen klareren Blick auf die Probleme des Alltags geben und einem zeigen, dass es Dinge gibt, die wesentlich elementarer und bedeutsamer sein können als die Herausforderungen, denen man vor allem im Job immer wieder begegnet. Positiver Stress? Nee, das auch nicht unbedingt … Eher tiefer liegender, existenzieller Stress, begleitet von Bedenken und in einzelnen Situationen sogar Ängsten. Aber dazu später mehr …

Schottland im Van - nicht jedermanns Sache

„Schottland? Im Oktober? Im Van? Warum tut man sich denn so etwas an?“ So in etwa lautete die wenig verständnisvolle Frage meines Tennistrainers, als ich ihm eröffnete, dass ich im Oktober vier Wochen lang aus triftigem Grund nicht am Training teilnehmen könnte. Na ja, nicht jeder hat halt dieselben Vorstellungen von Urlaub. Aber die Aussicht auf dreieinhalb Wochen im Bus mit meiner Frau und unseren beiden Hunden, beeindruckende Natur, tolle Wanderungen, leere Strände, viel Wind und sicherlich das ein oder andere Abenteuer übten auf uns schnell eine so hohe Anziehungskraft aus, dass es für uns keinen Zweifel gab, genau die richtige Wahl von Ziel und Jahreszeit für unsere Bedürfnisse – Wandern, Windsurfen, viel Natur, wenig Menschen – getroffen zu haben.

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Und so wurde die Fähre von Calais nach Dover gebucht, der Bus mit Klamotten, Lebensmitteln, jeder Menge Wasserspielzeug, Hunden und Hundefutter beladen, und schon fanden wir uns auf der A 7 in Richtung Süden wieder – ganz so wie Thomas D, mit Rückenwind und auf dem Weg zu neuen Wegen. Unser Plan war, schnellstmöglich nach Inverness zu fahren, um von dort ausgehend die Nordost-, Nord- und die Nordwestküste Schottlands abzuklappern, bevor es am Ende auf die Inseln im Westen (Isle of Skye, Lewis and Harris etc.) gehen sollte.


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Eine langwierige DIY-Reparatur rettet den Trip

Während die Anfahrt ins UK einschließlich der Querung des Ärmelkanals noch problemlos verlief, stellten sich die ersten Herausforderungen aber bereits zwischen Newcastle und Glasgow ein. Morgens, nach einer traumhaften Nacht an einem kleinen See, standen plötzlich mehrere Zentimeter Wasser in unserem Van. Bei der Fehlersuche fand ich schnell ein Leck im Druckwassersystem unseres Wagens. Nach einigen erfolglosen Do-it-yourself-Versuchen, den Fehler durch Nachziehen von Schlauchschellen an Verbindungsstücken des Wassersystems im Heck des Vans irgendwo hinter der Standheizung zu beheben, buchten wir südlich von Inverness einen Termin in einer Camper-Werkstatt (sehr zu empfehlen: highlandcampervans.com), saßen dadurch aber auch gleich drei Tage fest.

Nach einer traumhaften Nacht an einem kleinen See standen plötzlich mehrere Zentimeter Wasser in unserem Van.”

​Eigentlich sollte unsere Tour hier erst so richtig losgehen, doch nun hatten wir ernste Befürchtungen, die Reise möglicherweise sogar abbrechen zu müssen, wenn der Fehler nicht behoben werden konnte. Ohne funktionierendes Wasser-System ist wildes Campen eher doof, besonders im Spätherbst. In besagter Werkstatt konnte uns leider tatsächlich nicht geholfen werden, da im UK andere Schlauchdurchmesser und andere Verbindungsstücke beim Campervan-Ausbau verwendet werden als bei uns und es so keine passenden Ersatzteile gab. Immerhin bekamen wir einen Tipp, wo wir neue Verbindungsstücke herbekommen könnten. In einer zweiten DIY-Session konnte ich dann letztendlich erfolgreich in mehrstündiger Fummelei im Heck unseres Vans bei fünf Grad und Regen mitsamt kompletter Demontage der Standheizung und einiger Improvisation die Lecks im Wassersystem durch den Einsatz neuer Verbindungsstücke reparieren. Glück gehabt – nur Zeit verloren, aber nun konnte es doch endlich weitergehen.

Viele surfbare Wellen, viele Regenbögen, und endlich auch viel Wind

Nachdem wir wieder flott waren, starteten wir am nächsten Morgen endlich in Richtung Norden. Nach dem Motto „Nun lasset die Spiele beginnen!“ tauchten wir langsam in die dünner besiedelten Gegenden Schottlands ein und fanden bei jeder Wanderung an den Lochs (Seen), in den Bergen oder an den beeindruckenden Steilküsten menschenleere wunderschöne Landschaft, Natur und teilweise Strände mit Wellen, die definitiv gutes Potenzial zum Surfen oder Windsurfen haben. Auf der Tour in den Norden hatten wir allerdings nicht das Glück, dass an einem welligen Spot auch Windrichtung und -stärke mitgespielt hätten. Aber wir waren ja auch gerade erst am Anfang unserer Reise …

Was andere Touristen genervt hätte, bescherte mir die zweite Windsurf-Session, wenn auch bei Onshore-Wind mit Regen.”

Aufgrund der Wettervorhersage, die auf dem Festland viel Regen erwarten ließ, entschieden wir uns für einen Abstecher auf die Orkney Islands ganz im Nordosten Schottlands. Die Inseln liegen sehr exponiert in der Nordsee, fangen daher viel Swell ein und werden sehr gut belüftet. Gleichzeitig ist es dort ziemlich feucht. Zumindest im Herbst regnet es quasi immer irgendwo. Auf fast jedem Landschaftsfoto findet man eine große dunkle Wolke und kann in der Ferne heftigen Regen sehen und erahnen. Dadurch gibt es in aller Regel auch mehrmals am Tag schöne Regenbögen zu bestaunen. Andererseits, wenn regnerische Tage angesagt sind, gibt es dafür häufig deutlich besseres Wetter, als man befürchten könnte. Sonne, Wolken und Regen wechseln häufig rasend schnell, und wenn einem das Wetter gerade nicht passt, lohnt es sich, fünf Minuten später noch mal in den Himmel zu schauen, dann sieht es oft schon ganz anders aus. So erlebten wir innerhalb von weniger als zehn Minuten einen Wechsel von Flaute, Sonne und 15 Grad zu sintflutartigem Regen, acht bis neun Windstärken und fünf Grad Lufttemperatur. Was andere Touristen vermutlich eher genervt hätte, bescherte mir die zweite Windsurf-Session unserer Reise, wenn auch nur bei Onshore-Bedingungen im Regen, aber doch immerhin mit dem 3,8er Segel, das eigentlich viel zu groß war.

Schottland kann nicht nur große Wellen, sondern auch Pozo-ähnliche Bedingungen mit viel Druck zum Springen.Foto: Valerie LutherSchottland kann nicht nur große Wellen, sondern auch Pozo-ähnliche Bedingungen mit viel Druck zum Springen.

Die Schönheit der Orkney-Inseln

Abgesehen von den Wetterkapriolen sind die Orkneys unauffällig schön. Fährt man über Land, wirken sie mitunter etwas eintönig – Felder, Schafe, Rinder, so weit das Auge reicht. Doch die Küsten sind von faszinierender Schönheit, sehr abwechslungsreich von Sandstränden bis zu hohen Steilküsten, und bieten vielen Seevögeln und Meeresbewohnern eine Heimat. So kann man beispielsweise besonders viele Robben beobachten beziehungsweise sich von den neugierigen Tierchen beobachten lassen, während sie immer wieder die Köpfe aus dem Wasser strecken. Interessanterweise zogen besonders unsere Hunde anscheinend die Aufmerksamkeit der Seehunde auf sich, was uns die Möglichkeit gab, ein paar schöne Aufnahmen von ihnen im Wasser zu machen.

Auch auf den Orkneys ergab sich plötzlich eine neue Herausforderung für uns. Unsere ältere Hündin Mali begann urplötzlich, sich mehrmals am Tag zu übergeben. Jeden Tag ließ sie sich ihre Mahlzeiten mehrfach durch den Kopf gehen, und nach drei Tagen Schonkost ohne wirkliche Besserung machten wir uns langsam ernsthafte Sorgen um unsere kleine Fellnase. Es dauert tatsächlich nicht lang, bis man sich in solch einer Situation die allerschlimmsten Szenarien ausmalt, besonders da es im Norden Schottlands nicht viele Tierärzte gibt und diese großen Gebiete abdecken müssen. Zufälligerweise gibt es aber gerade auf den Orkneys eine sehr gute Praxis, in der wir nach ein paar Spritzen und eingehender Untersuchung eine vorsichtige Entwarnung erhielten und Medikamente für die weitere Versorgung mitbekamen. Diese schlugen auch tatsächlich an, und von Tag zu Tag merkte man Mali an, wie es ihr wieder besser ging. Glück gehabt …

Abenteuer Roadtrip in Schottland

Zurück auf dem Festland folgten wir der Nordküste von Osten nach Westen. Hier oben ist man mitten in den Highlands angekommen. Schmale, vielfach sehr enge, nur einspurig zu befahrende und mit Schlaglöchern ziemlich durchsetzte Single-Track Roads sind hier der Standard, selbst auf den Hauptverbindungsstraßen der sogenannten North Coast 500, einer der bekanntesten Reiserouten für Touristen. Das funktioniert besser, als man denken könnte, weil einfach wenig Verkehr herrscht und man so nur selten die vorhandenen Ausweichbuchten nutzen muss. Weiterhin zeichnen sich die Schotten im hohen Norden durch eine extrem defensive Fahrweise aus, gerade so als gäbe es einen Wettbewerb, wer dem jeweils anderen öfter und freundlicher Platz macht und ihn an einem der „Passing Places“ passieren lässt. In Deutschland wäre das für mich kaum vorstellbar, und der Zustand der Straßen würde sicherlich zu breiter Empörung führen.

Die Landschaft entlang der Nordküste ist abwechslungsreich und umwerfend schön. Von moorartigen flachen Gegenden und vielen Farnen im Nordosten wechselt es zu bergigeren Landschaften im Nordwesten, die von zahlreichen Lochs durchsetzt sind. Dabei ist ein Loch schöner und malerischer als das andere. Gut erzogene Schafe, die anscheinend beim Verkehrsunterricht alle sehr gut aufgepasst haben, säumen die Straßen in den Highlands und überziehen die Wiesen mit weißen Tupfen, zottelige Hochland-Rinder stehen hinter jeder zweiten Kurve, und immer wieder hört man das Rotwild auf den Berghängen röhren, besonders in der Brunftzeit, in der Dämmerung und in der Nacht. Hin und wieder laufen einem diese beeindruckenden Tiere auch mal fast vor das Auto oder bei Wanderungen einfach so in geringer Entfernung über den Weg. Wir hatten mehrfach das Glück, kapitale Hirsche aus relativer Nähe beobachten zu können.

Reifenpanne mitten in der Wildnis

Wir hatten aber auch das Pech, dass ich beim Verlassen eines Aussichtspunktes an einem dieser Lochs einen Graben und einen darin liegenden größeren, spitzen Stein übersah. Beim Auffahren auf die Straße rutschte das rechte Hinterrad unseres Vans in den Graben, und im nächsten Moment hörte man neben dem Gerumpel nur noch, wie sehr viel Luft innerhalb kürzester Zeit aus dem Reifen entwich. Wir hatten einen Platten. Mitten in den Highlands. An einem Sonntagnachmittag. Weit weg von jeder größeren Stadt.

Glück im Unglück – bei einer Panne in den Highlands schnelle Hilfe zu bekommen ist alles andere als selbstverständlich.Foto: Valerie LutherGlück im Unglück – bei einer Panne in den Highlands schnelle Hilfe zu bekommen ist alles andere als selbstverständlich.

Und selbstverständlich, wie bei moderneren Fahrzeugen üblich, hatten wir kein Ersatzrad dabei, sondern nur so ein dämliches Pannenspray … Wir rollten noch gerade so auf eine kleine Parkbucht am Rande der Straße und waren somit zumindest kein Hindernis für andere Fahrzeuge. Davon gab es dort aber sowieso kaum welche. Der Reifen sah nicht gut aus und war schon ein Stück weit von der Felge gerutscht. So festsitzend in der schottischen Einsamkeit fängt man schnell an, sich existenzielle Sorgen zu machen. Wie lange würden Wasser, Vorräte und Gas für die Heizung nötigenfalls reichen? Glücklicherweise hatten wir alles erst kürzlich aufgefüllt, sodass wir nicht gleich in der ersten Nacht verhungern oder erfrieren würden.

Die schnellste Reparatur meines Lebens

Aber erneut hatten wir Glück im Unglück. Immerhin standen wir an einem wunderschönen See und hatten an einigen Stellen in der Nähe sogar schwachen Handy-Empfang – was in den Highlands alles andere als selbstverständlich ist. Gleich das erste der sehr selten vorbeifahrenden Autos hielt wie selbstverständlich an, und ein überaus freundlicher und ortskundiger Schotte erklärte uns, dass die nächsten größeren Werkstätten mit Road Recovery Service in Thurso, Inverness und Ullapool seien. Alles mehrere Stunden entfernt und somit entsprechend aufwendig und zeitintensiv. Aber er hatte die Nummer eines Mechanikers aus der nächstgelegenen Ortschaft Tongue, den er tatsächlich beim dritten Versuch per Handy erreichen konnte.

Eine Stunde später kam dieser, ein deutlich älterer, aber ebenfalls sehr freundlicher Schotte, tatsächlich mit seinem Abschleppwagen, nahm unseren Van huckepack und brachte uns zu seiner Werkstatt – trotz des Sonntags. „Werkstatt“ klingt allerdings etwas zu schick für die barackenähnliche, dreckige und vollgestellte alte Garage, die schon deutlich bessere Zeiten gesehen hatte. Aber wenn man uns helfen würde, sollte uns alles recht sein. Unser Freund und Helfer hatte zwar keinen passenden Ersatzreifen für uns, aber bei der Begutachtung unseres Hinterrades stellte sich heraus, dass nicht, wie ich vermutet hatte, der Reifen beschädigt worden, sondern die Felge auf der Innenseite durch den Stein deutlich eingedrückt war, sodass diese nicht mehr abdichten konnte.

Ohne viele Worte holte der alte Schotte einen Vorschlaghammer und bearbeitete unsere Felge damit.”

​Während ich im Kopf schon rechnete, wie lange die Beschaffung einer neuen Felge in diesem entlegenen Teil der Welt wohl dauern könnte, holte der alte Schotte ohne viele Worte einen Vorschlaghammer aus seiner Werkstatt, stellte sich mit beiden Füßen auf die Felge und bearbeitete selbige einige Minuten lang mit dem groben Werkzeug. Ich konnte meinen Augen kaum glauben, aber nach einigen kräftigen und gezielten Schlägen hatte die Felge ihre alte Form fast wieder erreicht, und siehe da – dichtete auch wieder ab. In Deutschland wäre vor Montag gar nichts passiert, hätten eine Felge sowie zwei Reifen neu bestellt werden müssen, das hätte mindestens drei Tage gedauert und eine gehörige Rechnung bedeutet. Hier bezahlten wir insgesamt für Abschleppen, „Reparatur“ und inklusive Sonntagszuschlag sehr günstige 100 Pfund – rund 115 Euro – plus sattes Trinkgeld, und der Fall war mit ein paar ordentlichen Hammerschlägen innerhalb von zwei Stunden erledigt. Der Mann konnte noch improvisieren und verstand sein Handwerk …

Irgendwann gehen die Superlative aus

Nach dieser schnellsten Kfz-Reparatur meines Lebens waren wir wieder flott und konnten unsere Reise entlang der Nordküste fortsetzen. Wieder einmal Glück im Unglück, und ich hatte mir alle meine Gedanken über das mehrtägige Überleben in den Highlands fernab der Zivilisation umsonst gemacht. Trotzdem stand fest, dass die nächste größere Investition ein Ersatzrad für den Bus sein würde. Und zwar vor der nächsten Reise.

Unsere Tour führte uns über den Nordwesten in Richtung der westlichen Inseln. Bevor wir auf der Isle of Skye ankamen, sahen wir noch mehrere wunderschöne Buchten, leere und ungesurfte Wellen und weiter viel beeindruckend schöne Natur, die einen immer wieder in Staunen versetzte. Irgendwann gehen einem die Superlative aus, wenn man um die nächste Ecke biegt und der Blick über die Lochs, Moore und die Berge noch einmal einen draufsetzt und noch etwas schöner ist als zuvor. Einfach sagenhaft …

Sturm “Ashley” bringt grandiose Sessions

Da wir es gerne so menschenleer wie möglich haben, setzten wir von Skye schnell auf die Äußeren Hebrideninseln über. Wir hatten einen Tag auf Uist und drei Tage auf Lewis and Harris geplant. Letzteres ist eine Insel, deren Nordteil Lewis und deren bergigerer Südteil Harris genannt wird. Hier findet man alles, was wir bisher auf unserer Reise erleben durften, auf kleinem Raum wieder: Steilküsten, Moore, weite Flächen, natürlich Schafe, Hochlandrinder und Rotwild, Robben, Wind und Wellen.

Apropos Wind und Wellen: Kaum hatten wir die Inseln betreten, deutete sich an, dass der heftige Sturm „Ashley“ über den Atlantik in Richtung Irland und Schottland unterwegs war. Was vor dem Sturm zu zwei Sessions in wunderschönen Wellen mit Sideoff-Bedingungen führte, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden, führte gleich wieder zu den nächsten Herausforderungen. Bei angesagten Böen bis zu 175 km/h und nachdem für unseren Rückreisetag alle Fähren gestrichen worden waren, entschieden wir uns, nicht wie sonst wild zu campen, sondern bei einem offiziellen Campingplatz Unterschlupf und Schutz zu suchen.

Die Isle of Skye mit dem Spot Bravas bot perfekte Down-the-Line-Bedingungen.Foto: Valerie LutherDie Isle of Skye mit dem Spot Bravas bot perfekte Down-the-Line-Bedingungen.

Aufgrund der hohen Unwetter-Warnstufe waren wir schon etwas beunruhigt, auch wenn wir als Norddeutsche einigermaßen sturmerprobt sind. Die Nacht war trotz Windschatten von anderen Wohnwagen und Womos sehr unruhig, und während Ashley wütete, lauschte man ständig, ob man vielleicht umknickende Bäume hören würde, die eine Gefahr darstellen könnten.

Aber der Sturm war nur von relativ kurzer Dauer, und nach einigen Stunden mit gemessenen Böen jenseits der zwölf Beaufort beruhigte sich das Wetter bis zum Morgen wieder, ohne größere Spuren zu hinterlassen. Allerdings hatte der Sturm auf der Isle of Skye den Fähranleger beschädigt, sodass es einige Stunden Verzögerungen geben sollte, bis wir Lewis and Harris wieder verlassen konnten. Der „gewonnene“ Tag auf der Insel bot dann aber auch direkt die Gelegenheit für eine weitere sehr schöne Windsurf-Session, dieses Mal bei kleinen Wellen und Sideon-Bedingungen zum Springen, aber wieder mit gehörig viel Druck im 4,6er Segel.

Sightseeing-Highlights auf dem Rückweg

​Nachdem wir wieder auf der Isle of Skye angekommen waren, verlief die Rückreise in Richtung Südwesten problemlos. Wir hatten noch Zeit, ein paar touristische Highlights mitzunehmen, wie die berühmten Fairy Pools auf Skye (die in Wirklichkeit viel unspektakulärer sind, als die bekannten Bilder aus Reiseführer und Internet vermuten lassen), Eilean Donan Castle, eine der bekanntesten Burgen Schottlands, bekannt aus „Highlander“ und dem James-Bond-Film „The World Is Not Enough“, sowie Glencoe, das vielleicht schönste Tal Schottlands.

Das gemeinsame Bewältigen der kleinen Krisen und Probleme kann bei einer Reise auch zusammenschweißen.”

Insgesamt begleiteten uns auf dem Heimweg viele Erinnerungen an eindrucksvolle Natur, an Wellen, die man als Normalsterblicher in seinem Leben sicherlich nur selten erlebt, und die Erkenntnis, dass viele Sorgen des Alltags und Probleme aus dem Job doch stark an Bedeutung verlieren, wenn man sich in der Natur befindet – und besonders, wenn mal etwas schiefgeht. Existenzielle Sorgen und Ängste können erstaunlich schnell aufkommen und relativieren die Probleme, mit denen man sich sonst im normalen Leben oftmals auseinandersetzen muss. Andererseits kann das gemeinsame Bewältigen der kleinen Krisen und Probleme bei einer solchen Reise auch zusammenschweißen und tatsächlich die vielen schönen Eindrücke noch verstärken. Aus unserer Sicht lohnt es sich daher, im Urlaub auch mal auf Hotel und Komfort zu verzichten und kleine Mini-Abenteuer zu wagen. Mal schauen, in welche entlegene Gegend uns unser nächster Roadtrip führen wird. Nordfinnland klingt irgendwie spannend … Das in Schottland noch schmerzlich vermisste Ersatzrad haben wir jedenfalls zwischenzeitlich schon mal gekauft und montiert.


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