Ja, schon 1995 baute mein Vater das erste Hotel in der Stadt Sal Rei auf Boa Vista. Ich übernahm 1998 die Leitung vom noch sehr jungen Hotel Estoril, wo heute so viele Wassersportler zu Gast sind. Und 1999 bauten wir das Hotel Ca Nicola, das wir 2003 eröffneten. Wir müssen uns dabei vor Augen halten, dass es in Sal Rei 1998 noch kaum Häuser gab. Hier, wo ich gerade mit dem Finger auf dem Bild von 1998 zeige, steht heute das Ca Nicola und du siehst drum rum kaum Häuser, so sah es damals noch aus! Insgesamt haben wir in der Stadt Sal Rei über 200 Zimmer für Touristen gebaut und insofern den Tourismus nicht unwesentlich gefördert.
Am Anfang war es hier sehr schwierig zu leben, denn es gab noch keine gepflasterten Straßen, nur etwa acht Stunden Strom am Tag und keinen Flughafen. Es war ein „wilder Ort“, das heißt völlig unterentwickelt. Und gern noch ein paar weitere Zahlen: Im Jahr 1995 gab es hier zwei Taxis und sieben private Autos, heutzutage sind es Hunderte.
Von Mitte der 70er-Jahre bis 1991 gab es auf den Kapverden vor allen Dingen Russen, denn zu jener Zeit gab es von Russland aus nach Südamerika nur Flugverbindungen über die Schwesterinsel Sal, wodurch auch ein paar Russen nach Boa Vista kamen. Dazu kamen ein paar Deutsche und Franzosen. Noch bis 2007 haben wir selber im Ca-Nicola-Hotel gewohnt, weil wir nicht ausgelastet gewesen sind.
Ja, der internationale Flughafen wurde auf Boa Vista 2007 gebaut, und schon 2009 kam TUI. Von den etwa 55 Flugzeugen, die pro Woche auf Boa Vista landen, sind etwa 80 Prozent von der TUI. TUI baute mit den großen RIU-Hotels eigene All-inclusive-Herbergen, die aber einige Kilometer weit weg von der Stadt Sal Rei liegen. So können wir in Sal Rei noch heute unser ursprüngliches Leben genießen.
Insgesamt sind es etwa 12.000. 3.000 kommen von Boa Vista, 5.000 von den anderen Kapverdischen Inseln und etwa 4.000 aus Afrika plus einige Europäer. In Sal Rei leben in der Altstadt 4.000 und im Armenviertel 7.000 Menschen. Dieses Armenviertel ist ähnlich den Favelas. Weitere 1.000 Menschen verteilen sich auf die auf der Insel verstreuten Dörfer.
Sie sind nicht arm, sondern leben sehr einfach, und ich mag es nicht, „arm“ zu sagen. Es gibt 1,2 Millionen Kapverdier in der ganzen Welt, wovon 500.000 auf den Kapverdischen Inseln leben und 700.000 außerhalb. Und genau diese schicken ihren Familien Geld auf die Kapverden! Früher hatte ein Fischer vielleicht zwei Fische, den ersten hat er selber gegessen und den zweiten zum Beispiel gegen Kartoffeln getauscht. Und noch mal zurück zu den Menschen, die im Armenviertel wohnen. Sie bauen lieber ihre schönen Häuser auf den anderen Kapverdischen Inseln, denn Boa Vista war immer „die letzte Insel“.
Hier auf Boa Vista war in der Vergangenheit ja gar nichts. Und die Regierung kümmert sich lieber um die anderen Inseln als um Boa Vista.
Ja, zumindest von November bis April ist das so. Und das „Whale Watching“ beginnt im März/April und geht bis Ende Mai, und die Schildkrötensaison geht bis Ende September. Es folgt die Anglersaison, also im Juni startend, wo bis zu 50 Boote mit Touristen aufs Meer hinausfahren und Blue Marlin angeln, wovon der Großteil hier auf der Insel gegessen wird. Außerdem organisiere ich jährlich eine Marathon-Veranstaltung.
Hmm, kaum. Aber dennoch ist unsere schöne Stadt Sal Rei noch so schön ursprünglich geblieben. Ich mag zwar die großen Bauten mit mittlerweile sieben Stockwerken überhaupt nicht, aber dennoch lohnt es sich für jeden, mal Boa Vista zu erleben!