Text: Antoine Martin
Ich komme schon seit ein paar Jahren auf die Insel La Réunion – das war mein viertes Mal in drei Sommern, also ich bin wirklich süchtig nach diesem Ort. Das habe ich Thomas (Traversa, Anm. d. Red.) zu verdanken, der schon früher dorthin gereist ist. Er hat mich motiviert mitzukommen. Ich habe viele nette Leute auf der Insel kennengelernt und die Wellen sind einfach so gut, dass ich eigentlich jeden Sommer dort verbringen möchte.
Dieses Jahr habe ich beschlossen, zwischen zwei Wettbewerben zu kommen: den World Cups auf Gran Canaria und Teneriffa. Die Kanaren sind großartig, aber den ganzen Sommer dort zu verbringen ist anstrengend, also war eine kleine Pause an einem etwas abgelegeneren Ort perfekt. Da ich meine neue Ausrüstung von Quatro und Goya erst zu Beginn der neuen Saison bekommen habe, hatte ich auch nicht viel Zeit, mich darauf richtig einzufahren. Der Aufenthalt auf La Réunion gab mir die Möglichkeit, Zeit auf dem Wasser zu verbringen und mich wirklich mit meinem neuen Material vertraut zu machen.
Es gibt einige verschiedene Spots auf La Réunion. Einige sind definitiv nur für sehr fortgeschrittene Windsurfer, aber es gibt auch einen Spot, der je nach den Bedingungen ziemlich zugänglich ist. Ich wechsele zwischen den Spots, je nachdem, wie sich Wind und Swell entwickeln. Wenn die Vorhersage stimmt, ist es nicht übermäßig kompliziert. Aber mit dem Riff und der Kraft der Wellen ist es natürlich immer anspruchsvoll und man muss ständig auf der Hut sein.
Nach meiner Verletzung im April musste ich mitten in der Saison knapp drei Monate lang aussetzen, was sehr hart war. Doch es ging dann irgendwann sehr schnell, und ich habe versucht, mich an meine neue Ausrüstung und die Wettkämpfe zu gewöhnen. Meine Ergebnisse zu Beginn der Saison waren allerdings nicht das, was ich mir erhofft hatte, sodass ich im Grunde genommen neu anfangen musste. Um mein Selbstvertrauen wieder aufzubauen, habe ich in Pozo trainiert, einem extrem anspruchsvollen Ort mit großen Sprüngen und harten Landungen. Wenn man dort sein Selbstvertrauen zurückgewonnen hat, fällt einem alles andere leichter. Als ich dann nach La Réunion fuhr, war ich bereit, wieder einhundert Prozent zu geben. Dass ich mittlerweile einen Helm trage, hilft dabei definitiv – sowohl mental als auch physisch, er gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.
Der Helm hilft definitiv – sowohl mental als auch physisch. Ich war bereit, einhundert Prozent zu geben.”
Es gibt auf der Insel eine kleine, aber leidenschaftliche Windsurfgemeinschaft, und es ist immer schön, die Wellen mit ihnen zu teilen. Es ist nie überfüllt, was die Sessions noch angenehmer macht. Was das Filmen und Fotografieren angeht, so hatte ich keine professionelle Crew eingeplant. Ich wollte einfach nur Spaß haben, mich an meine neuen Bretter und Segel gewöhnen und meinen Kopf freibekommen. Aber die Einheimischen waren supermotiviert und bereit, beim Filmen zu helfen. Es war nicht so, als hätten wir einen eigenen Filmemacher dabei, also mussten wir uns anpassen, je nachdem, wer gerade zur Verfügung stand, aber dank der Unterstützung der Gemeinschaft hat alles geklappt. Am Ende haben wir einige großartige Action-Momente eingefangen und die Begeisterung geteilt. Wenn man so viel Zeit auf La Réunion verbringt, die Einheimischen kennenlernt und diese einzigartigen Sessions mit ihnen teilt, entstehen starke Bindungen. Es geht nicht nur ums Surfen, sondern um die Freundschaften und die Verbundenheit mit dem Ort selbst. Das ist es, was mich immer wieder dorthin zurückzieht.
Schon seit ein paar Jahren komm ich auf die Insel. Ich bin wirklich süchtig nach diesem Ort.”
Ich hatte das Glück, zwei von Keith Teboul geshapte Boards für diesen Trip zu bekommen. Das erste Board war ein 84er Quad und hatte einen traditionelleren Shape, man könnte sagen, etwas Klassisches und Vertrautes. Doch das zweite Board war ein etwas exotischeres 82er mit einer Surfboard-ähnlichen Outline, die ich wirklich liebe. Dieses Board ist eigentlich Keiths persönliches Design und ich fand es superinteressant zu fahren. Ich denke, dass ich in Zukunft meine neuen Boards auf dieser Art von Shape aufbauen und mit Keith an den Details arbeiten werde.
Die Zusammenarbeit mit Quatro und Goya war fantastisch. Ich wollte eine Marke, die sowohl wettkampfmäßig als auch persönlich zu mir passt, und ich bin wirklich glücklich mit dem Setup. Ich benutze das Goya-Banzai-11-Segel, das kraftvoll und sehr stabil ist. So kann ich bei Bedarf eine kleinere Größe für besseres Handling wählen. Was die Boards angeht, arbeite ich eng mit Keith zusammen, um genau das zu finden, was ich für die verschiedenen Bedingungen weltweit brauche. In diesem Jahr geht es darum, zu experimentieren, meinen Stil weiterzuentwickeln und mich mit der Ausrüstung wirklich wohlzufühlen.
Für mich ist Windsurfen immer noch ein Abenteuer, aber es ist wahr, dass der Sport im Laufe der Jahre vielleicht ein wenig von diesem Entdeckergeist verloren hat, neue Spots zu entdecken und neue Geschichten zu erzählen. Der Markt ist härter geworden, die Budgets sind kleiner, und die Marken konzentrieren sich hauptsächlich auf die World Cup Tour. Dadurch bleibt weniger Platz für reine Reise- und Abenteuerprojekte. Bei so vielen Wettbewerben und Vorbereitungen ist es schwer, die Zeit dafür zu finden. Aber ich denke, es ist wirklich wichtig, diese wilde, abenteuerliche Seite am Leben zu erhalten.
Ich denke, es ist wirklich wichtig, diese wilde, abenteuerliche Seite des Windsurfsports am Leben zu halten.”
Die neuen Events an Orten wie Japan, Chile oder Puerto Rico bringen ein frisches Gefühl und ein Gespür für Abenteuer mit sich. Doch es ist eigentlich egal, wo die Veranstaltung stattfindet – ein neuer, abgelegener Ort sorgt immer für mehr Spannung und Abwechslung und bringt den Sport weiter voran.
Die nächste Mission habe ich immer im Kopf. Ich denke, das ist ein Teil dessen, was einen Windsurfer wirklich erfüllt – immer auf der Suche nach der nächsten Welle, die mindestens genauso gut oder ganz anders als die letzte ist. Und es macht so viel Spaß, neue Kulturen zu entdecken, diese Momente mit Freunden auf der ganzen Welt zu teilen und diese Erfahrungen dann über unsere Videos und die sozialen Medien an die jüngere Generation weiterzugeben. Das ist etwas, was ich wirklich gerne tue und hoffentlich auch weiterhin tun werde – immer wieder außergewöhnliche Orte zu finden und dieses Abenteuer zu teilen!