Etwa 800 Meter südlich der Seebrücke im Ortsteil Bad von St. Peter-Ording fand ein Seehundjäger am vergangenen Samstag den Kadaver eines Buckelwals am Strand. Der rund 10 Meter lange Bulle war bereits stark verwest. Experten vermuten, dass der Wal schon länger tot im Wasser trieb, bevor er an Land gespült wurde. Noch am selben Tag erfolgte die Bergung des Kadavers durch eine Fachfirma.
Michael Kruse, Leiter der Nationalparkverwaltung, war vor Ort und beschrieb die Situation als emotional, aber auch sehr professionell. “Es berührt uns jedes Mal, wenn ein so großes Tier angespült wird”, sagte er gegenüber dem NDR. Die Bergung des Wals konnte dann sehr zügig erfolgen, da die beauftragte Firma zufällig bereits vor Ort ist, um eine alte Strandbar abzureißen. Der Kadaver wurde in einen Container gehoben und zur Tierkörperverwertungsanlage nach Jagel im Kreis Schleswig-Flensburg transportiert. Vor der Bergung nahm der örtliche Seehundjäger in Abstimmung mit dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) aus Büsum erste Proben und Messungen vor.
Einen Tag später untersuchten Wissenschaftler des ITAW den toten Buckelwal dann genauer. Wie die Forscherin Lotte Striewe gegenüber dem NDR erklärte, konnten aufgrund der bereits starken Verwesung allerdings nicht mehr alle Organe untersucht werden. Die Todesursache des Buckelwals bleibt daher im Dunkeln. Auch das genaue Alter des Tieres ließe sich nicht mehr ermitteln, da die Barten des Wals bereits fehlten. Festgestellt wurde jedoch ein hochgradiger Befall von Darmparasiten. “Ob und inwiefern der Befall mit dem Tod des Buckelwals in Zusammenhang steht, können wir aber nicht sagen”, so Striewe laut dem NDR. Die Forschenden haben demnach auch eine Genprobe von dem Kadaver genommen, die Rückschlüsse auf die genetische Vielfalt und Gesundheit der Population geben könnte.
Buckelwale zählen zu den Bartenwalen und können eine beeindruckende Größe von bis zu 15 Metern erreichen. In der Nordsee sind sie eher seltene Gäste, da ihr natürlicher Lebensraum die offenen Ozeane sind. Sie unternehmen weite Wanderungen zwischen ihren Nahrungs- und Fortpflanzungsgebieten und können dabei Tausende von Kilometern zurücklegen. Ihr Gesang gehört zu den facettenreichsten Tierlauten und macht sie zu einer faszinierenden Spezies.
Immer wieder kommt es zu Walstrandungen an den Küsten der Nordsee. Meist handelt es sich dabei um Pottwale, die auf ihren Wanderungen falsch abbiegen. Im flachen Wasser der Nordseeküste versagen die Orientierungssinne dieser Tiefseebewohner, was zur Strandung führt. Der Fall des Buckelwals von St. Peter-Ording ist daher eher ungewöhnlich. Erst am 20. Februar 2025 war im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ein toter Buckelwal vor der unbewohnten Insel Minsener Oog gestrandet.