Walchensee bei NiedrigwasserFoto-Jackpot in der Bayerischen Karibik

SURF Redaktion

 · 23.06.2025

Andi Lachauer bei ungewöhnlichen Bedingungen am Walchensee - und im "Last Call" in der Juli-Ausgabe der surf!
Foto: Michael Berger
Ein Karibik-Traum in Bayern: Der Walchensee bezaubert immer wieder mit seinen Wasserfarben - wenn dann noch der Wasserstand besonders niedrig ist, entstehen seltene Bilder wie von Andi Lachauer im “Last Call” in surf 7/2025. Hier erzählt Fotograf Michael Berger, wie das Bild entstanden ist!

“Es ist mittlerweile über drei Jahre her, dass mir Walchensee-Local Andi Lachauer ein Foto von diesem Spot geschickt hat. Der Spot mit seinen Pfählen, die nur bei niedrigem Wasserstand sichtbar sind, und dem karibischen Flair funktioniert nur, wenn der Wind nahe an die oder direkt in die Bucht kommt. Oft ist es ein Glücksspiel, denn diese Konstellation kommt nicht oft vor.

Zu unserem Vorteil hatte es in den Wochen vorher nicht besonders viel geregnet, und der Wasserstand blieb konstant niedrig. Der Spot selbst liegt auf der Zwergern-Halbinsel des Walchensees in der Nähe der Fischerei Zwergern und kann nur mit dem Fahrrad oder – in meinem Fall – mit dem Longboard erreicht werden.

Nach zwei erfolglosen Versuchen, bei denen der Wind zu weit draußen auf dem Walchensee war, musste es beim dritten Anlauf einfach klappen. Ich war schon kurz davor, den Spot komplett abzuschreiben. Gegen 12 Uhr kam der Wind endlich nah genug an – teilweise sogar in die Bucht hinein. Andi kam von der Suki-Surfstation direkt zum Spot. An Freestyle-Action mit Finne war allerdings nicht zu denken, zu schwach war der Wind. Das Foil musste unters Board.

Andi nutzte die Böen und zauberte ein paar saubere Shakas und Jibes – sehr zur Freude einiger Wanderer, die mir obendrein auch noch mit gezückten Handys ins Bild liefen. Ich hetzte währenddessen wie ein wild gewordenes Wildschwein die Bucht auf und ab, um gute Fotowinkel zu erwischen. Innerhalb von nur 20 Minuten war die Session vorbei und die Bilder im Kasten!”

Thermikrevier Walchensee

Der Walchensee liegt 75 km südlich von München in den Bayerischen Voralpen auf 801 m Meereshöhe. Mit einer Fläche von 16,40 km² gehört er zu den größten und mit 189,5 m Tiefe zu den tiefsten Alpenseen Deutschlands. Seit 1924 dient der ursprünglich natürliche See als Wasserspeicher für das 200 m tiefer gelegene Walchenseekraftwerk am Kochelsee.

An schönen Sommertagen entsteht am Walchensee meist gegen Mittag ein leichter thermischer Wind, der sich von Urfeld aus über den See ausbreitet und etwa zehn bis 15 Knoten erreicht. Die besten Bedingungen herrschen nach Kaltfronten bei Nord- bis Ostwind und einem großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Südwind hingegen bringt meist wenig brauchbaren Wind. Besondere Windverhältnisse entstehen im Herbst und Frühjahr, wenn sich Nebel aus dem Voralpenland über den Kesselberg zum Walchensee zieht und kalter Wind mit bis zu 30 Knoten über den See fegt. Auch Föhnwind kann auftreten – er kommt aus südlichen Richtungen, ist oft böig und in seiner Stärke kaum vorherzusagen.


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