Stephan Gölnitz
· 14.10.2024
Paulina Herpel und Moritz Mauch sind die neuen Deutschen Meister und dabei keine “dark horse”-Überraschungen. Die Befürchtung, in der o2 Surftown-Welle könnten reine Beckenspezialisten gewinnen, ist unbegründet. Auf dem Treppchen ganz oben stehen erfahrene SUP-Surfer, die auch bei vorherigen Meisterschaften in Portugal gewinnen konnten. Dabei ist besonders der Take-off in der künstlichen Welle schon anders als im offenen Meer. “Da, wo man startet, ist ziemlich viel Strömung im Becken, das ist mit dem SUP nicht ganz einfach”, berichtet Guido Meier, einer der SUP-Pioniere in Deutschland. Dafür sind die Wettkampfbedingungen anscheinend ziemlich gerecht.
Die Bedingungen sind maximal fair, hier fehlt natürlich die taktische Komponente wie auf dem Meer, aber so gewinnt der beste Surfer
“Die Bedingungen sind maximal fair, hier fehlt natürlich die taktische Komponente wie am Meer, aber so gewinnt der beste Surfer”, sagt Kai-Nicolas Steimer - einer, der bekanntermaßen Contest-Bedingungen auch mal kritisch hinterfragt. “Die Welle ist für jeden immer gleich, jeder surft drei Wellen Frontside und drei Wellen Backside und von jeder Seite wird dann die beste Welle gewertet.” Die Anlage lässt sich dafür individuell einstellen, so wird im Contest über die gesamte Beckenbreite gesurft. Drei Wellen als “left” und anschließend drei Wellen als “right”.
Moritz Mauch zeigt dabei gleich in der ersten Runde eine top Performance - und das auf seiner Backside-Seite. Mit einer 7,4 auf der ersten Welle erzielte er die zweithöchste Wertung der Finals, die nur er selber noch in der zweite Runde - Frontside - mit einer 7,63 überbot. Das weitere Ranking war dann auf beiden Wellen gleich: Valentin Illichmann vor Kai-Nicolas Steimer und Carsten Kurmis.
Die Damen-Heats liefen leider schon an Sonntag ab 08.00 Uhr und Regenwetter. Schade, dass die Veranstalter die SUP-Finals nicht auch etwas später eingeplant haben - sagten die einen. Doch für die meisten Stand-up-Paddler war das Glas nicht halb leer, sondern halb voll: “Wir sind froh, dass wir bei der Surf-DM berücksichtigt werden und hier in der O2 Surftown mitfahren konnten. Normalerweise kann man hier nämlich nicht SUPen”, freut sich Kai-Nicolas Steimer für die SUP-Gemeinde. Und Carsten Kurmis verspricht: “Ich werde mich natürlich weiter dafür einsetzen, dass vielleicht irgendwann auch Stand-up-Paddler in den normalen Sessions zugelassen werden.” Was spricht dagegen? Denn “hier gibt es ja nicht solche Probleme wie auf dem Meer, hier können Stand-up-Paddler und Surfer grundsätzlich easy gleichzeitig surfen”, ergänzt Kai-Nicolas “hier bekommt jeder seine Welle.” Das Feld im Damen-Contest war dieses Jahr überschaubar “Ich bin zweite von vier Teilnehmerinnen geworden”, resümiert Lena Erdil und klingt dabei etwas wehmütig. Vielleicht gibt es kommendes Jahr ja die Gelegenheit sich gegen mehr Teilnehmerinnen zu beweisen.
Wer bereits Videos aus der O2 Surftown MUC kennt, wird live vermutlich dennoch überrascht sein. “Die gesamte Anlage ist viel größer als ich dachte, das Becken wirkt allerdings etwas schmaler” staunte eine Besucherin. Das Becken ist dabei tatsächlich mehr in der Breite gestreckt als in die Tiefe gebaut, die surf-Action passiert aber entlang der längeren Seite und bietet so die Option für richtig lange Wellenritte mit reichlich Turns. Im normalen Alltagsbetrieb läuft die Anlage regelmnäßig auch als A-Frame, wobei denn beide Seiten gesurft werden können - allerdings nur mit jeweils halber Wellenlänge.
Die Welle lässt sich vielleicht mit Portugal vergleichen - an guten Tagen.”
Und die Wellenqualität? Daran lässt SUP-Urgestein Kai-Nicolas Steimer keine Zweifel: “Die Welle lässt sich vielleicht mit Portugal vergleichen - an guten Tagen.” Das ist mal ein Statement. Vom Beckenrand sieht die Welle jedenfalls bereits sehr verlockend aus. Die Preise beginnen ab 89 Euro/Stunde (A-Frame) und gehen bis 140 Euro/Stunde für die Point-Break-Session.