Tobias Frauen
· 22.09.2025
„Ab jetzt werde ich jeden Tag etwa 15 Stunden paddeln, um die 6.000 Kilometer bis zu meinem Ziel in Südamerika, innerhalb der geplanten Zeit zu schaffen“, erzählte Michael Walther kurz vor dem Start. „Das wird eine ganz besondere Reise. Mich haben in den letztem Tagen ganz viele Nachrichten und Sprachnachrichten von Freunden erreicht, die mir Glück und eine gute Reise wünschen. Das hat mir noch einmal einen richtigen Push gegeben. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt. Aber vor allem freue ich mich, dass es jetzt endlich losgeht. Nach so viel Vorbereitung, Training, Arbeiten am Boot und Planung mit Familie und Partnern fühlt es sich fast ein bisschen komisch an, dass jetzt alles fertig ist. Der erste Tag wird sich bestimmt auch noch unwirklich anfühlen."
Michael Walther hatte sich monatelang auf seine Expedition vorbereitet, im Sommer hatte er eine Probe-Tour auf der Ostsee absolviert. Sei SUP-Board erinnert dabei mehr an ein kleines Schiff, mit Kabinen und Stauraum bietet es genug Platz für Vorräte und Sicherheit auf dem Atlantik. An Bord verfügt er über Solarstrom, eine Salzwasseraufbereitungsanlage, Navigations-Elektronik und Satellitenempfang, der es ihm ermöglicht, Kontakt aufzunehmen. Etwa drei Monate soll die Reise dauern, dabei wird Michael Walther geschätzte vier Millionen Paddelschläge machen.
Er ist der erste Stand-up-Paddler, der die Überquerung ohne weiteren Antrieb wagt. Sein Stand-up-Paddelboard verfügt weder über einen Motor noch hat er einen Kite oder Ähnliches dabei, das ihm Vortrieb geben kann. „Naturgewalten wie Wellen und natürlich mein Paddel sind die einzigen Antriebe“, fügt Walther hinzu, „Das macht die mentale Herausforderung besonders groß. Durch Wind und Strömung kann es passieren, dass ich mich trotz der harten, körperlichen Anstrengung vom Ziel entferne. Das werden sicher die Momente, in denen ich mit der Herausforderung echt hadere.“
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Seine extreme Herausforderung soll symbolisch dafür stehen, dass große Veränderungen nur Schritt für Schritt – oder in diesem Fall Paddelschlag für Paddelschlag – gelingen können. „Die Strecke über den Atlantik ist lang, genau wie der Weg in eine wirklich nachhaltige Zukunft“, sagt Walther. „Aber das Entscheidende ist: Wir müssen jetzt anfangen, konsequent und mit Ausdauer. Jedes Zögern kostet Zeit – und die haben wir nicht mehr.“
Das Projekt ist Teil der Zero Emissions Initiative, die 2008 von Thomas Reinke und Michael Walther gegründet wurde, um mit außergewöhnlichen Aktionen Menschen für Umwelt- und Klimaschutz zu begeistern. Es setzt auf innovative Ansätze und positive Botschaften, um nachhaltiges Denken und Handeln in den Alltag zu bringen. Neben reinen Extremsportprojekten, wie einer klimaneutralen Reise um Schleswig-Holstein (2020) oder quer durch Deutschland (2022) nutzt Michael Walther seine Reisen auch für Vorträge und Filmproduktionen. So entstand bei einer Reise mit dem Stand-up-Paddleboard vor Grönland der international mehrfach ausgezeichnete Film „The Great Route“ und im Mai 2025 ist die Dokumentation „Time to Act“ in die deutschen Kinos gekommen, die das Team 2024 auf Island gedreht hat.