SUP-Flussrevier DeutschlandDie Amper

Thomas Pfannkuch

 · 24.02.2021

Ein Fluss, zwei Etappen, 38 Kilometer, zehn Sohlrampen und jede Menge Spaß! Die bayerische Amper hält vom Ammersee bis kurz vor Dachau so einige Überraschungen bereit. 
Zwischen familientauglicher Flusstour und herausfordernden Wildwasserpassagen 
liegen dabei nur wenige Kilometer – nach dem Motto: Für jeden Paddler die richtige Etappe.
Foto: FotobyKLOTZI
Ein Fluss, zwei Etappen, 38 Kilometer, zehn Sohlrampen und jede Menge Spaß! Die bayerische Amper hält vom Ammersee bis kurz vor Dachau so einige Überraschungen bereit.

Zwischen familientauglicher Flusstour und herausfordernden Wildwasserpassagen liegen dabei nur wenige Kilometer – nach dem Motto: Für jeden Paddler die richtige Etappe.

185 Kilometer schlängelt sich die Amper durch Oberbayern. Der Flussverlauf führt vom nördlichen Ende des Ammersees bis zur Mündung in die Isar durch faszinierende Landschaften, teils unberührte Natur und herrliche Ortschaften. Mit dem Abfluss aus dem Ammersee ist auch im Sommer immer für genügend Wasser und damit gemütliche bis wilde SUP-Touren gesorgt.

Wir wollen in zwei Etappen die Amper erkunden. Sie bietet hervor-ragende Voraussetzungen für das Flusswandern: Campingplätze direkt am Wasser, Übernachtungsmöglichkeiten in den Dörfern und Teilstücke, die in verschiedenen Längen beliebig kombiniert und gepaddelt werden können. Für die gesamte Amper eignen sich Allround-SUPs. Auch breitere Touring-SUPs vor allem für die entspannten Abschnitte sind eine gute Wahl. Die Amper sollte, um das Risiko des Boden- oder Steinkontakts zu minimieren, nur mit kurzen Flussfinnen befahren werden. Für die eigene Sicherheit ist das Tragen einer Schwimmweste und eines Helms auf den wilderen Passagen empfehlenswert.

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1. Teil: Ammersee - Fürstenfeldbruck, etwa 21 km

Gemütlich, familientauglich und eine Tour für Paddler, die erste Fließwassererfahrung sammeln möchten – so könnte das erste Teilstück überschrieben sein. Und wie sollte es anders sein: Wir möchten die Amper direkt von ihrem Abfluss aus dem Ammersee erkunden. Unser Startpunkt liegt allerdings in Eching am Ammersee direkt neben dem dortigen Strandhaus. Gute Parkmöglichkeiten sind nur wenige Meter vom See entfernt. Bei hervorragendem Wetter sollte man früh starten – die seenahen Parkplätze sind schnell weg.

Wir pumpen unsere Boards auf und machen uns startklar. Bevor es dann wirklich auf den Fluss geht, genießen wir noch einige Paddelschläge auf dem See. Am Horizont im Süden hebt sich die imposante Alpenkette empor – ein genialer Anblick. Von Eching aus paddeln wir entlang des Ufers Richtung Norden. An den kleinen, dem Ufer vorgelagerten Inseln paddeln wir rechts vorbei, da im Seicht- und Schilfgebiet ein Befahrungs- und Betretungsverbot besteht.

Nach rund zwei Kilometern erreichen wir Stegen am Ammersee. Es geht links – und mit ausreichend Abstand – am vielbefahrenen Dampfersteg vorbei. Eine künstliche Schwelle markiert den Amper-Abfluss aus dem Ammersee. Wir müssen kurz in das seichte Wasser absteigen und das Board über die Schwelle heben. Juhu, wir sind auf der Amper! Das Befahren ist von hier fast über den gesamten Flussverlauf bis zur Isarmündung möglich, aber nicht das ganze Jahr erlaubt. Während der Vogelbrutzeit vom 1. März bis 15. Juli ist das Befahren ab Stegen bis Grafrath sowie Schöngeising bis Fürstenfeldbruck – also fast auf der gesamten Strecke unseres ersten Teilstücks – untersagt.

Die Amper führt durch den verlandeten “alten” Ammersee

Noch weniger romantisch paddeln wir unter der Autobahnbrücke hindurch, doch direkt dahinter eröffnet sich mit dem „Ampermoos“ eine unberührte, faszinierende Landschaft. Der größte Teil des Amperverlaufs bis Fürstenfeldbruck ist Landschafts- beziehungsweise Naturschutzgebiet. Bis Grafrath fließt die Amper durch das verlandete Gebiet des ehemaligen Ammersees – eine weite Wiesen- und Feldlandschaft. Besonders beeindruckend sind die vielen toten Baumstämme, die in teils skurilen Formen direkt am Ufer in die Höhe ragen. Waren es Biber, welche die Bäume angenagt haben? Oder sind es Überreste des Eschen- und Ulmensterbens? Wir können es uns nicht erklären und paddeln ohne Antwort weiter. Kleine Gräben durchziehen weiter die Felder, das Schilf wuchert an beiden Uferseiten.

Nach neun gepaddelten Kilometern erblicken wir die Wallfahrtskirche St. Rasso und erreichen kurz darauf die erste Sohlrampe in Grafrath. Umtragen ist auf der linken Flussseite genauso möglich wie die Befahrung bei ausreichend Wasserstand. Wir befahren die Rampe und legen dann eine kurze Pause im Restaurant „Dampfschiff“ ein, das auf der linken Flussseite in Sichtweite der Sohlrampe liegt. Nach einer guten Stärkung geht’s wieder rauf auf die SUPs, unter der überdachten Holzbrücke hindurch und anschließend mitten durch den Ort – mit Blick in die Gärten inklusive. Hinter Grafrath durchbricht die Amper die Endmoränenlandschaft des Isar-Loisach-Gletschers aus der Würm-Kaltzeit – heute eine ausgiebige Waldlandschaft.

Der nächste Ort Schöngeising rückt nach 14 Kilometern Paddelei in unser Blickfeld. Vor dem Wehr halten wir uns links und fahren in den Kanal ein. 500 Meter weiter müssen wir rechts anlanden und das Wasserkraftwerk umtragen. Bei seiner Inbetriebnahme 1892 zählte es zu einem der modernsten Kraftwerke Bayerns – und ist heute das zweitälteste Laufwasserkraftwerk Bayerns.

Hinter Schöngeising gabelt sich die Amper

Hinter Schöngeising gabelt sich dann die Amper. Wir teilen uns auf, um beide Flussläufe zu erkunden. Kurz hinter der kleinen Insel läuft der Fluss wieder zusammen und wenig später folgt eine weitere, kleine Sohlrampe, die linkerhand umtragen werden kann, wir fahren aber stehend und ohne Probleme hinunter. Direkt dahinter paddeln wir in das Naturschutzgebiet „Amperauen mit Leitenwäldern“, durch das sich der Fluss auf seinen nächsten Kilometern bis kurz vor Fürstenfeldbruck windet. Bei Kilometer 20 queren wir die Eisenbahnbrücke und fahren in einen kleinen See ein. Auf der rechten Seite können wir das Kloster Fürstenfeld erahnen, welches einige hundert Meter vom Ufer entfernt steht.

Die Strömung im See lässt merklich nach, aber wir sind auch nicht mehr weit von unserem Tagesziel entfernt. Die Straßenbrücke am „See“-Ende müssen wir kniend unterqueren – der gute Meter zwischen Wasserlinie und Brücke reicht auf keinen Fall zum Stehen aus. Unser Ziel nach rund 21 Kilometern erreichen wir vor der darauffolgenden Fußgängerbrücke an der linken Seite: An dem kleinen Ponton landen wir an, heben unsere Boards aus dem Wasser und klatschen uns nach der abwechslungsreichen und mehr als lohnenswerten Tour ab. Der Ausstieg liegt praktischerweise direkt am Wohnmobilparkplatz sowie dem Parkplatz des Frei- und Hallenbades „AmperOase“ – dem möglichen Ausgangspunkt für den zweiten Teil.

2. Teil: Fürstenfeldbruck – Günding, etwa 17 km

Den zweiten Teil der Amper von Fürstenfeldbruck bis Günding kurz vor Dachau erkunden wir wenige Tage später – mit einer anderen Gruppe. Dabei wird die zweite Etappe – soviel vorweg – wilder, abenteuerlicher und spektakulärer. Daher ist sie überwiegend Paddlern mit Erfahrung in wilderem Fließwasser zu empfehlen.

Beide Teilstücke lassen sich allerdings perfekt kombinieren und an zwei aufeinanderfolgenden Tagen paddeln: Flusswandern at its best! Neben der Flussfinne unter dem Board sind diesmal auch Schwimmweste und ein Helm für die Wildwasserpassagen mit dabei – safety first lautet unser Motto! Wir starten das zweite Teilstück in der Innenstadt Fürstenfeldbrucks an der Brücke der Bundesstraße B2. Parkplätze findet man mit etwas Glück in den Seitenstraßen auf der Südseite des Flusses.

Wer die zweite Etappe weiter flussaufwärts, am Ausstieg der ersten Etappe startet, muss nach wenigen hundert Metern ein Wehr und Wasserwerk umtragen, bevor er nach insgesamt rund einem Kilometer an unserem Startpunkt vorbei und unter der Amperbrücke hindurchpaddelt.

Die Nebenarme der Amper sind selten befahrbar

Nach dem ersten Kilometer erreichen wir das in weiten Teilen naturbelassene Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Emmeringer Hölzl“. Zugewuchert und dicht bewachsen. Kaum ein Sonnenstrahl dringt durch. Linkerhand zweigen zahlreiche Nebenarme ab, die sich später wieder mit dem Hauptarm der Amper verbinden. Die Nebenarme sind aber selten befahrbar, zudem sind die kleinen Fußgängerbrücken zu niedrig. Wir paddeln daher weiter im Hauptarm, um nach einer Rechts-Links-Kurve auf die erste Herausforderung unserer Tour zu treffen: zwei Sohlrampen. Und das sind nicht die Letzten!

Schilder warnen vor der Gefahrstelle und weisen auch auf die Lände (Red.: Ausstiegsstellen) am rechten Ufer zum Umtragen hin. Bei ausreichend Wasserstand ist aber die Befahrung beider Sohlrampen möglich.

Danach schlängelt sich der Fluss durch die dicht bewachsene Landschaft und ermöglicht nur wenige Blicke auf Felder und Wiesen. Nach rund vier Kilometern paddeln wir auf den Campingplatz der „Freien Sportgemeinschaft Amperland“ zu, wo sich die Amper erneut teilt. Bei Niedrigwasser sollte der linke Flussarm gepaddelt werden, um die nächste Wildwasserstelle im rechten Flussarm zu umfahren. Wir befahren jedoch die Sohlrampe mittig und sparen uns den kurzen Umweg.

Je nach Wasserstand ist der Kanal oder der Flusslauf die bessere Wahl

Für die nächsten zwei Kilometer ist entspanntes Paddeln angesagt, bevor das „Estinger Wehr“ unsere Tour zunächst stoppt. Denn dort teilt sich der Fluss abermals – rechts in einen Kanal und links in den ursprünglichen Flusslauf. Bei wenig Wasser (Pegel Fürstenfeldbruck weniger als 80 Zentimeter bzw. 27 m3/s Ablauf) ist der Kanal die bessere Alternative, da dann der Amper nur wenig Wasser bleibt und man eventuell durchs Flussbett treideln muss (Red.: Hochdeutsch: Laufen und Schieben). Sind die Schütze offen, kann direkt in den Kanal eingefahren und mit guter Strömung weitergepaddelt werden. Im weiteren Verlauf des Kanals stellen sich zwei Wasserkraftwerke in den Weg. Beide sind nicht befahrbar und müssen jeweils links umtragen werden. Bei unserer Tour reicht das Wasser und deswegen paddeln wir den alten Flusslauf. Nach weiteren 200 Metern bietet sich mit der „Gaststätte Amperlust“ eine gute Einkehrmöglichkeit mit Biergarten und gutbürgerlicher sowie griechischer Küche.

Wir kommen an einem kleinen Wasserfall vorbei und erblicken nach rund acht Kilometern die Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke München-Augsburg. Darunter wartet ein tückisches, steiniges Gefälle auf uns. An den großen Steinen inmitten der Fahrrinne bleibt die Finne leicht hängen. Wir knien uns daher auf unsere SUPs, um keinen gefährlichen Abgang zu riskieren. Die Gefahrstelle kann aber auch problemlos über beide Uferseiten umtragen werden.

“Lände” sind die Umtragestellen

Danach beruhigt sich die Amper wieder, wir paddeln genüsslich dahin und sprechen über die noch bevorstehenden Herausforderungen auf der zweiten Hälfte der Tour. Beim „Campingplatz Sägmühle“, nach rund 12 Kilometern, wartet dann die erste von vier Sohlrampen auf uns, die wir nach kurzer Besichtigung leicht rechts befahren. Wie hier sind auch an den darauffolgenden Rampen die Umtragestellen frühzeitig und gut beschildert („Lände“). Kurz darauf unterqueren wir die A8 München-Stuttgart, bevor nur gut 800 Meter weiter die zweite, etwas länger gestreckte Sohlrampe die nächste Hürde darstellt. Wir besprechen uns, wie sie am besten zu bewältigen ist und entscheiden dann, sie leicht von der linken Seite anzufahren. Gute Entscheidung: Alle meistern die Rampe stehend und bleiben auf ihren Boards. Nun geht es Schlag auf Schlag: Kurz darauf stellt sich die dritte Sohlrampe in den Weg, die bei unseren Pegelverhältnissen aber auch problemlos durch die Mitte gepaddelt werden kann. Bei Kilometer 14 unserer Tour schießt bei der letzten Sohlrampe dann noch einmal Adrenalin durch unsere Körper – aber auch diese letzte herausfordernde Stelle überstehen wir trocken.

Zweieinhalb Kilometer flussabwärts markiert dann bei Günding das „Wehr Himmelreich“ das Ende des zweiten Abschnitts dieser Amper-Tour. Wir lassen das Wehr rechts liegen und fahren links in den Kanal ein. Kurz vor der Brücke landen wir an der Böschung an und heben unsere Boards aus dem Wasser. Eine aufregende, abwechslungsreiche und herausfordernde Tour liegt hinter uns. Und damit zwei Etappen, die unterschiedlicher nicht sein können. Zwei Etappen, die durch wunderschöne Landschaften führen. Zwei Etappen, die Lust auf mehr machen – denn die Amper ist auch im weiteren Flussverlauf bis zur Mündung in die Isar bei Moosburg ein lohnenswertes SUP-Revier!

Die Amper auf der Karte

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Dieser Artikel erschien erstmals in SUP 2020


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