So etwas ist gerade eben sogar den Kollegen aus der SUP-Redaktion passiert: Die Fränkische Saale vor Gemünden stand auf dem Paddel-Programm. Mögliche Befahrensverbote waren gecheckt (Sperrungen von 2022 waren wieder aufgehoben) - aber für Pegelstand und Wassertiefe fühlte sich wohl keiner verantwortlich. Zum Glück hatte das Team den Shuttle-Zug verbummelt und bemerkte beim Autotransfer flussaufwärts den auf langen Abschnitten zu niedrigen Wasserstand. Ebenfalls glücklicherweise liegt der Main “gleich nebenan” und aus der Saale-Tour wurde zumindest noch ein schöner Kurztrip auf dem Main.
Deshalb plane ich neue, unbekannte Touren sehr detailliert. Neben der Streckenauswahl beziehe ich die Wind- und Wettervorhersage, eventuell die Pegelstände im Fluss, die zu erwartenden Bedingungen auf dem Wasser mit ein, wähle entsprechend das Equipment und checke dieses vor Tourstart. Eine einfache Merkhilfe hilft mir bei der optimalen Tourenplanung:
W - Wetter, Wind, Wasser
A - Ausrüstung
S - Strecke
S - Sicherheit
E - Erkundung/Elemente/Erfahrung
R - Regeln
Wer ist dabei? Wie fit sind die einzelnen Gruppenmitglieder? Jede Tour sollte sich an der Kondition und dem Können des „schwächsten” Gruppenmitgliedes orientieren. Besonders mit Kindern und Jugendlichen sollte man auch deren mentale Ausdauer auf langen Touren nicht überschätzen. Mit SUP-Anfängern sollte bestenfalls ein kleiner See gewählt und entlang des Ufers gepaddelt werden, um den Einstieg in den SUP-Sport so leicht wie möglich zu gestalten und Sicherheit zu vermitteln. Ob du auf einem Fluss oder auf einem See paddeln willst, beeinflusst die Tourenplanung enorm. Bei einer Flusstour sind der Start- und Zielpunkt unterschiedlich, da fast immer nur in eine Richtung mit der Strömung gepaddelt wird und deshalb der Transport von Material und Personen (das sogenannte „Shutteln“) geplant und organisiert werden muss.
Möglich ist beispielsweise, vorab am Ziel ein Fahrrad zu deponieren, mit dem der fitteste dann das Auto holt. Bei großen Gruppen kommen oft zwei Autos zum Einsatz, eins wird ebenfalls vorab am Ziel geparkt. Im Idealfall liegt dort ein schöner Biergarten in dem die anderen Paddler warten können. Bei stark geschlängelten Flussläufen ist der direkte Weg mit dem Rad oft deutlich kürzer als beispielsweise am Main entlang. Am entspanntesten ist es oft, eine Strecke gemütlich mit dem Bus oder Zug zu fahren, mit Boards und Pumpen als Handgepäck. Häufig lässt sich zumindest eine Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Große Flüsse werden oft von der Bahntrasse begleitet und zahlreiche Campingplätze direkt am Ufer bieten sich als Start/Ziel an.
Meine Lieblingstouren enden direkt an einem Campingplatz. Zum Start geht es dann morgens flussaufwärts mit dem Board in der Bahn.” (Stephan Gölnitz, surf-Redakteur)
Wenn man die „Öffis“ für den Hinweg nimmt, bleibt man zeitlich flexibler auf der Tour. Dann checke ich vorab auch schon die Ein- und Ausstiegsstellen (zum Beispiel öffentlich zugängliche Bereiche, Badestrände, Seebäder, Häfen und Slipanlagen) und ob das Board weit zum Wasser getragen werden muss. Besonders bei kaltem Wetter wähle ich die Einstiegsstellen so, dass ich möglichst trockenen Fußes aufs Board komme – über einen Steg oder eine Stelle mit großer Wassertiefe, wo das Board nicht mit der Finne aufsetzt. Auch wichtig: Kann man den Einstieg barfuß oder mit Neoprenschuhen meistern? Oder werden Schuhe mit fester Sohle benötigt, etwa bei einer steil abfallenden Böschung?
Bei der Streckenwahl lege ich immer ein Augenmerk auf sehenswerte Highlights entlang der Strecke und recherchiere gute Rastplätze und Einkehrmöglichkeiten. Gibt es etwas schöneres, als sich in einem sonnigen Biergarten mit Blick aufs Wasser zu stärken? Für den Ein- und Ausstieg oder für Pausen sollte gecheckt werden, ob Uferbereiche öffentlich zugänglich sind. Beispielsweise sind die Ufer im Spreewald überwiegend Privatgelände, was den Zugang teils unmöglich macht. Im Zweifel vorher freundlich fragen.
Nicht alle Ufer sind öffentlich zugänglich wie im Spreewald beispielsweise.” (Thomas Pfannkuch, SUP-Matrose)
Wer für eine Flusstour plant, sollte berücksichtigen, wie viele Umtragestellen (etwa durch Wehre oder unfahrbare Stellen) es entlang des Flusslaufs gibt – und wie diese umtragen werden können. Ist für längere Strecken ein Bootswagen nötig? Je nach Wasserstand kann sich ein Fluss extrem verändern und das Paddeln erschweren oder unmöglich machen. Bei Flusstouren beeinflusst neben der Streckenlänge der Wasserstand und die Fließgeschwindigkeit die Tourdauer enorm. Dass man sich dabei auch einmal ordentlich verschätzen kann, hat unsere Tour auf der Amper für das SUP Mag 2020 gezeigt. Durch zahlreiche Fotostopps und eine längere Pause im Biergarten kamen wir erst im Dunkeln am Ziel an. Fazit für das nächste Mal: Früher los! Generell ist zu Flusstouren zu sagen, dass man ohne spezielle Fließwasserkenntnisse und -ausrüstung Flüsse nicht paddeln sollte.
Bei einer See-Tour sollten die stark befahrenen Routen der Ausflugsschiffe gemieden werden. Anlegestellen müssen weiträumig umfahren werden. Auf dem Meer müssen Strömungen und Wasserstraßen berücksichtigt werden. Eingetragene (und betonnte) Schifffahrtsstraßen dürfen dort mit dem SUP nicht gequert werden. Die Befahrungsregeln – welche Strecken beziehungsweise Bereiche zum Zeitpunkt der Tour, vorwiegend zum Natur- und Umweltschutz, gesperrt sind – stellt unter anderem der Deutsche Kanu Verband zur Verfügung (kanu.de oder Canua App). Locals und SUP- Stationen dienen ebenso als Informationsquellen zu lokalen Regeln, wie die Behörden, die Verordnungen für die jeweiligen Gewässer erlassen. Weiterhin hilfreich für die Tourenplanung sind Bücher (auch aus dem Kanu-Bereich), Blogs und Webseiten, Tourismusverbände – sowie natürlich die SUP-Magazine, die auch fantastische Touren vorstellen.
Das Befahren von Schleusen ist mit dem SUP grundsätzlich verboten, diese lassen sich aber meistens leicht umgehen.
Regen oder Schnee, Wind oder Sturm: Da geht keiner gern aus dem Haus – und auch normalerweise auch nicht zum Stand Up Paddling. Außer man möchte bei Wind einen Downwinder starten oder mit dem Wing übers Wasser fliegen. Bei Gewitter hat man eh nichts auf oder im Wasser zu suchen.
Deshalb ist es wichtig, vor jeder SUP-Tour das Wetter und die Windverhältnisse zu checken – und zwar für die gesamte Zeit der Tour. Am besten dazu bereits ein paar Tage vorher die Wettervorhersage beobachten, ob und wie stabil die Vorhersage ist beziehungsweise sich verändert. Am Startpunkt der Tour empfehle ich einen letzten Wettercheck per App, bevor du aufs Wasser gehst. Etwa am Alpenrand stelle ich immer wieder fest, dass die Wettervorhersage nicht immer korrekt ist und lokale Einflüsse das Wetter stark und auch kurzfristig beeinflussen, ein regelmäßiger Blick nach oben ist sinnvoll. Bei einer Tour im März auf dem Chiemsee sollte nachmittags der Wind aufkommen – und dann: Flaute und kein Wind. Gut für uns!
Vor allem der Wind hat großen Einfluss aufs Paddeln. Daher lautet die Grundregel – insofern es der Spot zulässt: Zunächst gegen den Wind paddeln, um dann bei nachlassenden Kräften mit Rückenwind zurück zum Ausgangspunkt zu paddeln. Bei zu starkem Wind sollte erst gar nicht aufs Wasser gegangen werden. Ablandiger Wind (vor allem auf dem Meer) erhöht das Gefahrenpotenzial. Bei Wind ist zudem die Wasseroberfläche deutlich unruhiger, was das Paddeln nochmals anstrengender und herausfordernder macht.
Für die Wettervorhersage gibt es zahlreiche Webseiten und Apps – die eine besser, die andere schlechter. Ich verlasse mich für die Wind- und Wettervorhersage nicht auf eine App, sondern nutze verschiedene Apps und vergleiche die Werte. Bei mir stehen die App von WetterOnline, die WarnWetter-App des DWD (inkl. Sturmwarnungen für deutsche Binnengewässer), das Agrarwetter sowie für Süddeutschland die App der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) aus Österreich ganz oben. Die klassischen Wetter-Apps bieten aber meist nur eine grobe Windvorhersage. Spezielle Wind-Apps für Wassersportler hingegen zeigen spotabhängig aktuelle Werte und eine stundenweise Vorhersage der durchschnitt-lichen Windgeschwindigkeit und Windspitzen – und das von unterschiedlichen Wettermodellen. Sie sind daher für Paddler die bessere Alternative. Windy und Windfinder sind hier meine App-Tipps. Ein weiteres nützliches Tool sind Webcams, mit denen die Lage vor Ort einfach gecheckt werden kann. Im Winter wollte ich beispielsweise einmal an den Staffelsee. Gut dass ich vorher die Webcam gecheckt habe. Der See war größtenteils schon zugefroren und damit nicht mehr paddelbar.
Während auf Flusstouren der Pegel eine besondere Rolle spielt und viele Touren erst ab einem Mindestpegel überhaupt möglich sind, beeinflussen auf dem Meer Wellen, Gezeiten und Strömungen die Tourenplanung. Um den Pegel für den Fluss der Wahl, der weder zu niedrig noch zu hoch sein darf, zu checken, empfiehlt sich die Installation der Apps „RiverApp“ und „Meine Pegel“ auf dem Smartphone. Vor allem die RiverApp ist durch die Anzeige von Niedrig-, Mittel- und Hochwasser sowie der Wildwasserlevel für Streckenabschnitte extrem hilfreich und erleichtert die Einschätzung, ob ein Fluss bepaddelt werden kann oder nicht. Für Paddler auf dem Meer gibt Magicseaweed ausführliche Informationen über die relevanten Werte.
Jetzt bleibt nur noch der Equipment-Check: Vor jeder Tour solltest du das Board und Paddel einer Sichtprüfung unterziehen. Für Mehrtagestouren oder Flusstouren ist es mitunter sinnvoll, eine Ersatzfinne, mehrteiliges Ersatzpaddel und eine kleine Pumpe mitzuführen. Die Teile können dann in der Gruppe aufgeteilt werden. Bei einer Tour auf der Amper nahe München ist einem Mitpaddler fünf Kilometer vor Tourende die Finne abgebrochen – er hatte ab dann ein sehr bewegliches Board und nur noch wenig Spaß auf den letzten Kilometern. Eine Ersatzfinne wäre hilfreich gewesen!
An die Wassertemperatur – und nicht der Lufttemperatur – angepasste Kleidung ist ein wichtiger Sicherheitsfaktor. Richtige Kleidung schützt vor Kälteschock, Unterkühlung oder Überhitzung. Sei dir daher der Gefahren und Folgen des Tragens unpassender Kleidung für dich und andere (z.B. Rettungskräfte) bewusst und wähle entsprechend vor der Tour die passende Kleidung aus. Wechselkleidung im Trockensack dabei zu haben, schadet nie: etwa, wenn ein Besuch im Biergarten geplant ist und du dort nicht mit deiner eventuell nassen Sportbekleidung sitzen willst – oder gar nicht erst rein gelassen wirst – das kommt auch mal vor. Besonders im Sommer ist ein Sonnenschutz aus Shirt und Mütze unentbehrlich, ebenso Sonnencreme. Dazu eine Sonnenbrille, die an einem schwimmfähigen Brillenband befestigt ist, damit sie bei einem Sprung oder Sturz ins Wasser nicht untergehen kann.
Auf dem See und Meer gehört die Leash zur Pflichtausrüstung. Eine Rettungsweste (PFD) beziehungsweise zusätzliche Auftriebshilfe sollte auch Standardausrüstung auf jedem Gewässer sein. Sehr sinnvoll finde ich auch ein Outdoor Erste-Hilfe-Set, eine Pfeife, mit der ich im Notfall auf mich aufmerksam machen kann, sowie ein Seil zum Abschleppen (geht notfalls auch mit Leash) mit dabei zu haben. Alle drei Teile sind bei mir standardmäßig im Trockensack verstaut, um für einen Notfall gewappnet zu sein. Apropos Trockensack: Darin ist während meiner Touren immer ein Handy mit eingespeicherten Notrufnummern in einer wasserdichten Hülle verstaut. Ist man in einer Gruppe unterwegs, genügt es, wenn mindestens ein Paddler ein Handy dabei hat, um das Risiko eines Wasserschadens zu reduzieren. Als Energiespender bieten sich Energieriegel an, ausreichend Getränke für die gesamte Tour mitzunehmen ist selbstverständlich. Für eine mehrstündige Tour im Sommer sind 2 Liter pro Person nicht zu viel. Für Flusstouren halte ich zusätzliches Sicherheits-Equipment bereit: Helm, Prallschutzweste, Wurfleine, Schienbeinschoner und feste Schuhe.