Einfacher kann man nicht Fliegen: Mit breiten Boards und sanftmütigen Foils sind erste Erfolgserlebnisse garantiert. In Ergänzung zum Test der Freeride-Foil-Kombis haben wir noch zwei weitere Sets ausprobiert, die sich an Foil-Einsteiger richten. Neben der Duotone Stingray war Starboards Go-Fly auf dem Wasser. Auch hier sorgt die üppige Länge für sanftes Absetzen und gute Kontrolle, Starboard hat dem Shape dabei auch ein sehr deutliches V verpasst.
Nach dem Grundsatz „Viel hilft viel“ wird das Foil an der Mast-Fuselage-Verbindung mit fünf Schrauben gesichert. Statt eines Akkuschraubers wird dennoch ein – sehr griffiges – Torx-Tool mitgeliefert. Dabei steckt der Mast bereits ohne Verschraubung ebenso solide in seiner unteren Aufnahme wie oben im Board. Sehr passgenaue Kunststoffadapter verhindern dabei obendrein metallischen Kontakt. Der 1700 Quadratzentimeter große Frontflügel ist an den Tipps wirkungsvoll entschärft, auch am gigantisch großen Heckflügel fallen die nach oben gebogenen Spitzen noch nicht unters Waffengesetz. Der Mast soll mit 75 Zentimeter Länge möglicherweise vorhandene Höhenängste lindern, die extrem lange Fuselage dürfte für gute Flugstabilität sorgen.
Beim Boardshape haben die Designer nach allen Regeln der Gleitsurfkunst vom Schaum radiert und dem Board das größte V spendiert, das bisher im surf Magazin zu sehen war. Vom Bug bis zum Heck läuft das Board als Verdränger durchs Wasser, mit starker, aber dabei harmonischer Aufbiegung der Bugspitze. Trotz hochwertiger Bauweise wirkt das Board mit 10,5 Kilo – an Land zumindest – nicht gerade wie ein Papierflieger. Dafür gibt’s richtig dicke, weiche Pads und besonders bequeme Schlaufen. Die zahlreichen Schlaufenpositionen sind für Einsteiger und Komfort-Freeride ausgelegt, die Mittelposition hinten könnte man vermutlich auch einsparen.
Das Board überzeugt durch eine phänomenale Kippstabilität und eine ausgewogene Volumenverteilung. Bei einer Breite von 85 Zentimetern und über 2,20 Meter Länge ist es kein Wunder, dass man sich darauf schnell zurechtfindet. Bereits beim ersten Gleiten stellt sich das Gefühl ein: Dieses Board verhält sich genau so, wie man es sich als gestresster Foil-Neuling wünscht – es beschleunigt harmonisch und gleichmäßig. Und bevor du es merkst, startet schon der erste Flugversuch: Du steigst in die vordere Schlaufe, hängst am Segel wie beim normalen Finnesurfen, und unaufhaltsam hebt sich der magische Teppich in die Luft. Das Board, ganz die Ruhe selbst, hebt weder die Nase noch das Heck an und bleibt wunderbar im Gleichgewicht. Es stabilisiert sich auf mittlerer Flughöhe und hält stabil den Kurs. Lediglich bei tiefen Raumwindkursen wird es etwas spannender: Hier sollte anfangs der hintere Fuß aus der Schlaufe genommen werden, um ungewolltes Steigen zu vermeiden. Doch keine Sorge, das Board bleibt trotz Böen sicher und kontrollierbar und bietet einen an der Flügelgröße gemessen unerwartet guten Speed.
Eine Halse einleiten? Ein Kinderspiel! Das Board hält verlässlich den Radius, wenngleich es dann langsam, aber kontinuierlich sinkt und im Vorwindkurs aufsetzt. Dank des langen angekielten Bugs gleitet es dann mühelos, ohne abzubremsen, weiter, als wäre nichts gewesen. Du beendest wie eine klassische Leichtwind-Powerhalse. Der Scoop und das V‑förmige Unterwasserschiff leisten dabei exzellente Arbeit.
Natürlich wollten wir auch wissen, wie das Board mit einem Sturz aus luftiger Höhe umgeht. Also probierten wir einen Absturz aus vollen 75 Zentimetern. Überraschung: Bei mittlerer Geschwindigkeit lässt sich das Board noch abfangen, bei voller Fahrt allerdings endet es doch in einem gemäßigten Schleudersturz, ein bisschen Wasserzeit gehört weiter zum Lernen dazu – sonst wäre es ja auch fast schon langweilig. Der Komfort auf dem Board im Reiseflug ist dagegen unübertroffen, auch die innere Schlaufenposition wirkt besonders gemütlich, da das Deck unter den Fersen weich gepolstert und gelungen verrundet ist. Diese Position passt beinahe besser als die äußeren Schlaufen, ohne dabei die Kontrolle zu beeinträchtigen. Und dieser riesige Stabilisator? Der wirkt anfangs vielleicht sogar etwas einschüchternd, scheint das Board aber besonders gut zu zähmen.
Leichter dürfte der erste Take-off nicht möglich sein – ohne Angst und mit Erfolgsgarantie. Allerdings bietet diese Kombi nach dem Übungsstadium weniger Potenzial, denn komplett geflogene Halsen gelingen mit dem Set schwieriger. Das Freeride-Foilboard in 75er Breite mit dem Super-Flyer-Foil ist eine ebenfalls sehr gutmütige Kombi – aber mit noch mehr Potenzial.
*surf-Messung