Test Freeride-Foils und BoardsFünf Foil-Kombinationen für entspannten Flug-Genuss

Surf Testteam

 · 17.10.2024

Entspanntes Fliegen, wenn noch keine Schaumkrone zu sehen ist: Freeride-Foils können echter Genuss sein!
Foto: Stephan Gölnitz
Freeride-Foiling fristet – leider auch bei einigen Herstellern – noch ein Schattendasein. Dabei sind gute Sets mittlerweile einfacher zu fliegen als jedes Wing Foil. Hier findest du Boards und Foils, die eine echte Alternative zu den größten Freerideboards bieten und schon ab 10 Knoten Wind „ready for take-off“ sind.

Diese Boards und Foils sind im Test dabei:

Während im Windsurf-Racing schnelle Foils nicht mehr wegzudenken sind, greifen im Hobby-Segment viele Windsurfer entweder zum Wing oder lassen es ganz sein. Vielleicht wegen eigener schlechter Erfahrungen vor einigen Jahren oder abgeschreckt vom sehr anspruchsvollen Material der so dominant auftretenden Race-Szene. Dabei bieten Freeride-Foils mittlerweile einen sehr einfachen Zugang und ermöglichen entspanntes Foilen mit kleinem Segel schon nach kurzer Zeit. Bei der Materialwahl kann man aber immer noch ordentlich danebengreifen. Während sich klassische Freeride- oder Freeraceboards zwar ebenfalls weiterhin zumindest in der Charakteristik deutlich unterscheiden, wird man auf jedem aktuellen Board gut surfen können. Ein falsches Foil kann sich dagegen so fatal auswirken wie ein 30 Liter zu klein gewähltes Gleitboard und jeglichen Foil-Fortschritt sehr erschweren. Die fünf Foils und vier Boards im Test haben jedenfalls nicht alle die gleichen Gene.

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Lange Fuselages und große Stabilizer

Es ist sicher kein Zufall, dass vor allem die Foils mit langer Fuselage oder großen Stabilizern (Heckflügel) besonders stabil in der Luft liegen. Der Heckflügel dämpft beim Foilen alle schwingenden Bewegungen um die Querachse, also das ungewollte „Rauf-Runter“ im Delfin-Stil. Je mehr Hebellänge eine Fuselage nach hinten bietet oder je mehr Fläche der Heckflügel entgegensetzen kann, desto ruhiger fliegt ein Foil offensichtlich. Diese zwei Faktoren haben großen Einfluss. Das Foilset von Duotone beispielsweise wird auch zum Wing-Foilen verkauft – mit entsprechend deutlich kürzerer Fuselage. Beim Wing-Foilen ist eine gute Agilität um die Querachse zum aktiven Pumpen mit Beinen und Board gewünscht. Die längste Fuselage ist am Severne Alien montiert, die aufgrund der Verbindung zum Mast noch besonders weit nach hinten ragt. Die 20 Zentimeter kürzere Fuselage des NeilPryde GlideWind HP wirkt sich auch auf dem Wasser in spürbarer Agilität aus. Auch beim besonders braven Starboard trägt eine über einen Meter lange Fuselage die beiden Flügel und der Back Wing fällt besonders groß aus.

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Freeride-Foil – die sicherste Foildisziplin

Wegen der festen Verbindung von Board und Rigg ist Windsurf-Foilen unter den Foilsportarten sehr sicher und ein unkontrollierter Sturz aufs Foil im Gegensatz zum Wing-Foilen oder zum SUP-Foilen in der Welle eher unwahrscheinlich. Sollte es dennoch zu einem Foilkontakt kommen, sind abgerundete Kanten und nach unten gebogene Flügel hilfreich. Dem Fahrspaß schadet das keinesfalls. Scharfkantige, nach oben gebogene Heckflügel, auf die man beim Wasserstart treten kann, sind für Freeride-Foils nach diesen Testeindrücken offensichtlich leicht entbehrlich. Die Foils von Duotone, Severne und Starboard bieten in dieser Hinsicht die geringste Angriffsfläche.

Take-off und Leistung der Freeride-Foils

Die getesteten Foils ermöglichen maximal frühen Takeoff, und zumindest wenn du auch aktiv pumpst, bringt ein noch größerer Flügel keinen weiteren Gewinn und ein Segel über 6,5 Quadratmeter ebenfalls wenig. Weil du auch in Windlöchern deutlich unter 10 Knoten weiter fliegen kannst, sind allerdings leichte Cambersegel, die dann weiterhin ihr Profil behalten, von Vorteil. Der erzielbare Speed hält sich bei dieser Flügelgröße in Grenzen, aber der Fahrspaß nicht. Und es wird häufig niemand auf dem Wasser sein, den man überholen könnte. Realistisch sind im Leichtwindbereich, der entspannt Spaß bereitet, 35 km/h schon ein guter Wert. Wer auch im Foiling maximale Performance sucht, benötigt Freeracematerial mit Flügeln zwischen 700 und 1000 Quadratzentimetern – und dazu dann auch Segel von 7,5 Quadratmetern oder noch größer.

Mit diesen Foils kommt man an das absolute untere Windlimit verdammt nah ran.

Flügel-Größe: Darf es etwas mehr sein?

Die Antwort lautet nicht nur an der Wursttheke meistens Ja. Für entspanntes Freeriden bei leichtem Wind mit kleinen Segeln (5,3 bis 6,7 Quadratmeter) muss und sollte man sich nicht an Foil-Racern mit sehr großen Segeln und mit Frontwings, die oft nicht größer sind als ein ordentliches Kochmesser, orientieren. Zwischen 1250 und 1400 Quadratzentimeter Fläche erwiesen sich für unsere Testsegel (6,0 und 6,6) bei 84 Kilo Testergewicht und am unteren Windlimit als sehr gut geeignet. Damit benötigst du weniger Pumpenergie, gleitest auch bei wenig Speed stabil und außerdem besonders gut und sicher durch die Halse.

Details an Boards und Foils

Passgenaue Spacer ermöglichen bei Starboard die exakte Einstellung des Heckflügelwinkels in Schritten von 0,5 Grad.
Foto: Stephan Gölnitz
Foils zwischen 1200 und 1400 eignen sich für Freeride ideal.

Die Verbindungen zwischen Mast, Fuselage und Wings

Duotone und Severne versuchen mit ausgefeilten Passformen die Verbindungen zwischen Mast, Fuselage und Frontwing möglichst gut zu „verzahnen“ – was sehr effektiv gelingt. Die Steckverbindung und die schmale Auflagefläche bei GunSails wirken nicht ganz so ausgetüftelt und ermöglichen geringfügig mehr Flex, das Foil hat in der Leistung dennoch voll überzeugt.

Verbindung bei Duotone
Foto: Stephan Gölnitz

Fazit: Von supereasy bis anspruchsvoll

Aus der Fünfer-Gruppe empfehlen sich Starboard und Severne besonders für Foil-Einsteiger, die noch keine Vorerfahrung haben, oder für Foil-Freerider, die auf einen Knoten Topspeed verzichten können zugunsten von Foil-Genuss maximaler Entspannung selbst im Tiefflug und in Manövern. Und aus diesen Foils wächst du dennoch nicht heraus. Mit einem stabilen Flugerlebnis und besonders einfachen Halseneigenschaften machen diese beiden Kombis auch nach einigen Jahren Foil-Erfahrung noch jede Menge Spaß. Die Foils von GunSails und Duotone repräsentieren die „nächstsportlichere“ Stufe, die geringfügig mehr Speedfeeling bietet, aber immer noch gut kontrollierbar bleibt. Das Hy ‐Foil ist dabei das wohl anspruchsvollere Gerät, aber mit viel Potenzial in Manövern für Foiler, die die Halse schon gut beherrschen. Von Duotone ist zum Freeriden mit kleineren Segeln auf jeden Fall die Größe 1250 unsere Empfehlung, der 1000er Flügel richtet sich bereits an geübte Foiler. Von der NeilPryde-JP-Kombi kann das Board zum Windsurf-Foilen überzeugen und bietet zumindest die Option, auch das Wing-Foilen zu probieren. Das zugehörige Foil entpuppte sich nach aktuellen Maßstäben als sehr anspruchsvoll.

Alle Board-Foil-Kombinationen in der Einzelbewertung


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