Finnen-Boards vs. FoilsFrüher gleiten, egal wie! - acht Konzepte im Test

Surf Testteam

 · 01.08.2025

Ob Finne oder Foil: Darüber entscheiden drei Knoten, die du mit dem Foil noch gewinnen kannst –  oder einfach dein Style. Denn auch mit der Finne ist Gleiten bei zwölf Knoten gut machbar.
Foto: Stephan Gölnitz
Wir wollten wissen: Wie kommt man am frühesten ins Gleiten? Und dafür haben wir die Grenzen ausgelotet: Mit den breitesten und den längsten Boards. Mit dem größten Volumen, das surf-Tester seit Langem unter den Füßen hatten. Und mit den dicksten Foils. Spoiler-Alarm: Gleiten und Fliegen bei schwächster Brise kann erstaunlich einfach sein. Hier findest du für fast jeden Surf-Style die passende Leichtwind-Ausstattung.

Diese Frühgleiter sind im Test dabei:

“Leichtwind, aber bitte mit Leichtigkeit“, lautete das Motto für diese Testauswahl. Dafür wurden acht Boards und Foils ausgewählt, die der leichtesten Brise noch ausreichend Energie zum Gleiten abzapfen – und dennoch einfach zu surfen oder zu foilen sind. Außergewöhnliche Boards wie das 2,65 Meter lange Thommen-Board mit drei Finnen, der Duotone Blast mit 185 Litern Volumen in High-End-Bauweise oder der 92 Zentimeter breite JP-Australia Super Lightwind. Extrem anmutende Modelle, die aber mit ganz durchschnittlichem Freeride-Fahrkönnen gesurft werden können.

Auch für Foil-Fans sind drei verschiedene Konzepte dabei, die trotz ganz unterschiedlicher Charakteristik dennoch alle den untersten Foilwindbereich abdecken. Von ultra-auftriebstark bis sportlich schnell. Mit den getesteten Freeride-Foils „fliegst“ du durchschnittlich etwa zwei, drei Knoten früher, als du auf einem Finnenboard gleiten kannst, doch dafür ist ein entsprechendes Foil-Können erforderlich. Wer sich aber ein paar Tage ins Foilen einarbeitet, genießt künftig „Gleiten“ bei noch weniger Wind und mit deutlich kleinerem Segel. Mehr als sieben Quadratmeter sind selten erforderlich.

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Surfen mit Finne empfinden viele Surfer dennoch direkter – und der Speed ist vor allem bei mittlerem Fahrkönnen meist höher. So hebt das Starboard-Foil mit einem meterbreiten, dicken 1400er Flügel zwar bereits bei zügigem Wandertempo von der Wasseroberfläche ab, spätestens bei 30 km/h ist dafür auch bei größtem Engagement Schluss. Auf dem 1000er Duotone-Flügel sind dagegen auch Freeride-ähnliche 40 km/h erreichbar, das Severne Alien liegt dazwischen. Das Thommen-Board mit drei Finnen brachten wir dagegen knapp an die 50 km/h-Schallmauer. Vor allem, weil das Board selbst bei maximal überpowertem Segel keinerlei Kon­trollprobleme bereitet und einfach zu surfen bleibt.

Keine Angst vor großer Breite!

Leider hält sich das Gerücht, breite Boards wären schwierig in der Kontrolle, sehr hartnäckig – das zeigen immer wieder die kritischen Fragen interessierter Surfer während unserer Tests. Dabei stabilisiert eine große Breite sogar die Gleitlage – so wie zusätzliche Stützräder –, ermöglicht bessere Kontrolle über die Hebelkräfte großer Finnen und erleichtert sogar weite Gleithalsen. So erwiesen sich alle Boards – selbst mit 7,8er-Segel richtig angeblasen, mit entsprechend ungemütlicher Welle am Gardasee – als gut bis sehr gut kontrollierbar. Die große Breite erlaubt auf dem JP auch Segel von 9,5 Quadratmeter, auf den übrigen Finnenboards halten wir 7,0 bis 8,5 Quadratmeter für ideal. Um breiten Boards dennoch ein sportliches Feeling zu verschaffen, hat JP-Shaper Gnigler an den Cut-outs millimeterweise Feintuning betrieben; für eine passende Abstimmung aus Kontrolle und freiem Fahrgefühl. Auf den Foils bieten sich kleinere Segel von 5,3 bis 7,5 Quadratmeter an: Je kleiner das Foil, desto größer und angepowerter darf das Segel gewählt werden.

Keiner will gelangweilt über den See tuckern. Das Board soll schon lebendig übers Wasser fliegen.” (Werner Gnigler)

Längere Boards gleiten einfacher an

Während kurze, breite Boards sehr gute Durchgleiter sind, schieben extrem kurze Shapes (wie die größten Race-Slalomboards) beim Angleiten erst mal das Wasser vor sich her wie ein Schneepflug. Alle Testboards sind daher geringfügig bis deutlich länger als üblich und auch proportional länger als die kleineren Varianten des gleichen Modells. „Unser größter Magic Ride ist nochmals etwas länger als nur proportional vergrößert, um das passive Angleiten zu verbessern“, führt JP-Shaper Werner Gnigler als Beispiel an. Den extremsten Schritt hat allerdings Peter Thommen gewagt. Der frühere Dunkerbeck-Erfolgsshaper setzt auf maximale Länge: „Ich kann so die Rockerlinie strecken und damit vor allem den Angleitwinkel in der Phase vor dem Gleiten verringern. Das macht es physikalisch und fahrtechnisch viel einfacher, die eigene Bugwelle zu überwinden.“ Doch Duotone und Starboard schicken in der größten Boardklasse mittlerweile ebenfalls Shapes in Überlänge ins Rennen und rücken dem Thommen-Konzept damit auf die Pelle.

Der JP Super Lightwind (rechts) ist nur moderat länger als die ganz großen Slalomboards. Shaper Peter Thommen geht mit sehr flacher Bodenkurve und 2,65 Meter Länge (links) ans Maximum für besonders einfaches, passives Angleiten.Der JP Super Lightwind (rechts) ist nur moderat länger als die ganz großen Slalomboards. Shaper Peter Thommen geht mit sehr flacher Bodenkurve und 2,65 Meter Länge (links) ans Maximum für besonders einfaches, passives Angleiten.

So haben wir getestet und bewertet

„Easy Riding“ und „Easy Foiling“ fassen zusammen, wie einfach du ins Gleiten kommst, wie sicher das Set-up auch bei stärkerem Wind kontrollierbar bleibt und auch wie einfach die Gleithalse zu lernen ist. Die „Performance“ ergibt sich in erster Linie aus Beschleunigung, möglichem Speed und Fahrgefühl. Insgesamt gleiten alle ausgewählten Boards und Foils bei passendem Segel am untersten machbaren Limit. Bei den Finnenboards entscheidet das Fahrkönnen meist mehr über den erreichten Topspeed als der Shape. Foils haben dagegen je nach Modell (Größe und Dicke) ein spürbares Tempolimit, das sich kaum überwinden lässt.

Noten werden im direkten Vergleich ausgefahren, aber viele Sessions tracken wir zusätzlich. Auf Foils (links) sind mühelos deutlich bessere Winkel beim Höhelaufen möglich, während man auf der Finne doch häufiger pressen muss.Noten werden im direkten Vergleich ausgefahren, aber viele Sessions tracken wir zusätzlich. Auf Foils (links) sind mühelos deutlich bessere Winkel beim Höhelaufen möglich, während man auf der Finne doch häufiger pressen muss.

Die Frühgleiter in der Einzelbewertung


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