Für attraktive 1884 Euro zum Freestyle Pro, geht das? Runde Outline, fettes Heck, abgeschnittene Nase auf 214 Zentimetern – kompakte Abstimmung – so sehen auf den ersten Blick die radikalsten Freestyleboards der neuesten Zeit aus, das We Style Pro von We One inbegriffen. Als „etwas unförmig“ bezeichnet es der Laie am Strand, verständlich, für jemanden der die Form eines „klassischen“ Surfbretts vor Augen hat. Die Manöver, für die dieses Brett gemacht ist, sind jedoch alles andere als klassisch, und somit weicht auch der Shape weit davon ab. Eine interessante Besonderheit im modernen Shape des We Style Pros sind die kantigen, scharf gehaltenen Rails bis in den Bugbereich.
Das Brett wird ohne Finne ausgeliefert, wir haben es mit einer aktuellen 19er und 20er Freestyle Finne getestet. Durch ausreichend vorhandene Schrauboptionen sollte jeder seine ideale Schlaufenposition an Deck finden. Geschraubt wird per Innensechskant.
Das Brett gleitet für solch einen radikalen Shape gut an, und man merkt bereits auf den ersten Metern, dass es nicht lange geradeaus fahren möchte – es schreit durch sein quirliges Fahrgefühl nahezu nach dem ersten Move. Besonders wenn das Wasser kabbelig wird, verlangt der We Style Pro einem etwas mehr Fahrkönnen und Feingefühl in den Beinen ab, da es nicht pfeilartig durch den Chop schneidet, sondern sich gerne etwas aufschaukelt. Das Gleiche gilt bei Gleitmanövern wie Duckjibes oder 360ern. Das Heck in der Halse mal richtig reinzudrücken und eng zu drehen, macht teilweise mehr Spaß als zu versuchen lange Radien zu carven. Eine etwas längere Finne (bis zu 21 cm, wie empfohlen) kann hier für mehr Führung und Kontrolle sorgen. Für routinierte Freestyler stellt die anspruchsvollere Kontrollierbarkeit jedoch kein ernstes Problem dar, das Brett lässt sich auch (vor allem im Flachwasser) mit kürzeren, slide-freudigeren Finnen für Fortgeschrittene noch passabel bedienen – die wollen ja vor allem eines: in die Luft! Und genau da fühlt sich der We Style Pro auch am wohlsten.
Mit reichlich Pop kommt er in jeder Lebenslage aus dem Wasser und rotiert dort flink in alle Himmelsrichtungen. Das voluminöse, jedoch relativ spitz zulaufende Heck fühlt sich dabei schön agil an und will am liebsten bei der Landung gleich weiterhüpfen. Auf genügend Speed für derartige Powermoves kommt der We Styler auch, will dabei aber gut geführt und auch aktiv beschleunigt werden – das ganz leicht klebende Gefühl an der Wasseroberfläche kann durch aktive Fahrweise gut überwunden werden.
Die relativ eckigen, an der Unterseite scharf gehaltenen Rails bis in den vorderen Bereich des Boards sind beim Sliden durchaus spürbar und zu Beginn gewöhnungsbedürftig, da sie wenig verzeihen und man bei leichter Fehlbelastung schnell mal verkantet. Setzt man die scharfe Kante aber gekonnt ein, kann man sie in verrückten Kombinationen wie Spock into Culos oder Konos zu seinem Vorteil nutzen, indem man sie im richtigen Moment wieder greifen lässt, um die Rotation zu stoppen und erneut abzudrücken. Nach kurzer Eingewöhnungphase an die bezeichnenden Sliding-Eigenschaften fegt der We Style Pro dann aber auch durch doppelt geslidete Manöver wie Double Spocks oder Flaka 720s. Die allgemeine Kompaktheit des Bretts spielt einem auch dabei in die Karten, denn einmal im Wirbeln, will der kurze, rundliche Shape gar nicht mehr aufhören sich zu drehen.
In den mitgelieferten Schlaufen von We One surft es sich bequem, die barfuß surfenden Tester klagten lediglich über etwas rutschige Pads. Laut Hersteller werden diese ab sofort gegen Pads mit feinerer Struktur für besseren Halt ausgetauscht.
Ein Brett für fortgeschrittene Freestyler, die in die Luft wollen. Wer es drauf hat, kann sich hiermit zweifellos zum Pro puschen. Wer nicht hauptsächlich an Powermoves feilt, geht auf der Geraden und in klassischen Manövern einen zu großen Kompromiss bei der Benutzerfreundlichkeit ein. Der Shape stößt in der Kontrollierbarkeit schnell an seine natürlichen Grenzen, setzt dafür aber besonders in Air-Rotationen kein Limit nach oben.