Tobias Frauen
· 30.09.2022
Drei weitere Eliminations und neue Namen an der Spitze: Sebastian Kördel und Enrico Marotti bestimmen den Tag. Maciek Rutkowski muss die Führung an Amado Vrieswijk abgeben.
Same procedure as yesterday: Nach einem weitgehend windstillen Vormittag frischte der Wind gegen Mittag auf und die Slalom-Eliminations acht bis zehn beim Mercedes-Benz Windsurf World Cup Sylt konnten gestartet werden. Im Gegensatz zu gestern hatte der Wind um 180 Grad gedreht und kam heute schräg ablandig aus Südost.
Sebastian Kördel erwischt einen perfekten Start und fuhr mit jeweils zweiten Plätzen in der ersten Runde und im Halbfinale unter die besten Acht. Dort fuhr er nochmals besser und holte den Sieg in der ersten Elimination des Tages. “Dieser Sieg fühlt sich super an. Vor heimischem Publikum den ersten Erfolg auf Sylt zu feiern, ist etwas ganz Besonderes. Ich war beim Finallauf unheimlich nervös. Wenn du in Führung liegst, weißt du ja nicht wie groß der Vorsprung ist. Ich habe bei den Halsen die Segel hinter mir umschlagen gehört und wusste so, dass ich ungefähr eine Sekunde Vorsprung hatte. Was für ein Rennen“, sagte er hinterher. In den folgenden beiden Eliminations lief es dann nicht ganz so gut: Ein achter und ein zwölfter Platz ließen Kördel im Event-Ranking um einen Platz abrutschen, auch weil heute kein dritter Streicher dazu kam. Den gibt es erst ab der zwölften Elimination.
Einen gebrauchten Tag hingegen erwischte der bisherige Führende Maciek Rutkowski. In der ersten Elimination geriet er an der ersten Boje ins Gedränge und schied früh aus. Macht nix, da er diesen Ausfall als Streicher werten konnte und sei Verfolger Pierre Mortefon nur Sechster wurde. Im zweiten Durchgang lief es mit Platz drei schon besser, Rutkowski baute seine Führung auf fünf Punkte aus. Doch in der insgesamt zehnten Elimination crashte er im Halbfinale mit einem massiven Schleudersturz und kam so trotz des Sieges im kleinen Finale nur auf Rang neun.
Auch Pierre Mortefon kann nicht vollkommen zufrieden sein, er holte zwei sechste Plätze. In der letzten Elimination jedoch, in der er nach den Ausrutschern von Rutkowski an die Spitze hätte rücken können, kam der Franzose im Halbfinale hauchdünn hinter seinem Landsmann William Huppert als Fünfter ins Ziel. Kein Finale, keine wertvollen Punkte.
Die holte beständig wie ein Eichhörnchen Amado Vrieswijk. Der Freestyle-Weltmeister von 2021 hatte angekündigt, sich hauptsächlich aufs Racing konzentrieren zu wollen. Nach einem durchwachsenen Start in den Event fuhr er gestern seinen ersten Sieg ein, und auch heute war der blonde Hüne von Bonaire mit einem dritten und zwei zweiten Plätzen unglaublich stark und konstant. Der Lohn ist die Führung in der Sylt-Wertung mit einem Punkt Vorsprung vor Rutkowski.
Vor Vrieswijk kam in der neunten und zehnten Elimination jeweils Enrico Marotti aus Kroatien ins Ziel. Als sehr beständiger Fahrer ist er regelmäßig in den Top Ten zu sehen, hier auf Sylt steigerte er sich beständig und war auch für Vrieswijk nicht zu schlagen. „Ich bin überglücklich. Ich habe in den beiden Läufen eigentlich keinen Fehler gemacht und war taktisch auch sehr gut. Die Bedingungen waren heute etwas einfacher als gestern und lagen mir deutlich besser”, berichtete Marotti anschließend und fügte hinzu: “Ich möchte mich unbedingt bei den Fans hier auf Sylt bedanken. Sie pushen uns sehr und wir wissen das wirklich zu schätzen!”
Der Sensations-Sieger von gestern, Johan Søe aus Dänemark, zeigte auch heute seine Klasse und war in jedem Finale dabei. Ebenfalls stark war Matteo Iachino, der jedoch in der neunten Elimination hauchdünn am Finaleinzug vorbeirutschte und äußerts ungehalten über die Sichtweise der Regattaleitung zum Fotofinish in seinem Heat war. Antoine Albeau tat sich erneut schwer und konnte seine Steigerung von gestern nicht bestätigen.
Die beiden anderen deutschen Starter Nico Prien und Malte Reuscher konnten ebenfalls keinen Boden gut machen. Reuscher zog einmal ins kleine Finale ein, ansonsten war spätestens im Halbfinale Schluss.
1. Amado Vrieswijk
2. Maciek Rutkowski
3. Matteo Iachino
4. Pierre Mortefon
5. Mateus Isaac
6. Enrico Marotti
7. Johan Søe
8. Sebastian Kördel
9. Nicolas Goyard
10. Jordy Vonk
18. Nico Prien
20. Malte Reuscher
Früh aufstehen heißt es morgen wieder, das Skippers Meeting ist für sieben Uhr angesetzt. Heute Nacht soll es mit über 30 Knoten wehen, die Regattaleitung hofft morgen früh noch die letzten Stunden Starkwind für Freestyle nutzen zu können. Im weiteren Verlauf des Tages sieht es mit rund 15 Knoten eher nach weiteren Slalom-Eliminations aus - vorausgesetzt, der Shorebreak lässt sicheres Starten zu. Am Sonntag bestehen dann gute Chancen auf weitere Freestyle- oder Wave-Heats!