Nachdem am ersten Wochenende die Waverider für atemberaubende Action gesorgt hatten (HIER gibt’s die Highlights der Männer von Tag 1, HIER die Zusammenfassung des Damen-Waveridings), stand an Tag 3 die Disziplin Slalom im Mittelpunkt. Den Teilnehmern dürfte es recht gewesen sein, dass sich der Sturm der Vortage etwas gelegt hatte und es für Pozo-Verhältnisse beinahe schwachwindig war - das bedeutete 25 bis 30 Knoten Grundwind. Für die Fahrer stellte sich angesichts der Bedingungen die Frage: Finne oder Foil? Während bei nahezu allen anderen World Cup Events fast ausnahmslos mit Foils gestartet wird, verschafften die Bedingungen in Pozo der Finne ein kleines Comeback - bei 30 Knoten und 1,5 Meter Dünung mit dem Foil über den Kurs zu prügeln, ist nicht Jedermann’s Sache. Und so ging bei den Herren etwa die Hälfte der Starter mit Finne ins Rennen, bei den Damen fast das gesamte Feld.
Das Feld der Damen startet aufgrund der geringeren Teilnehmerzahl als “Full Fleet”, will heißen: Alle Starterinnen gehen gemeinsam ins Rennen, jeder Lauf ist damit ein Finale. Auch hier kam es heute zum Duell der Systeme. Während Top-Fahrerinnen wie Sarah-Quita Offringa oder Marion Mortefon mit Finne unterwegs waren, setzte die Spanierin Blanca Alabau als einzige durchweg aufs Foil. Warum? Weil sie es kann - immerhin hält sie den Speed-Weltrekord auf dem Foil. Auf dem Kurs konnten die Fahrerinnen mit Finne einen minimal höheren Topspeed auf der Geraden fahren, Alabau holte allerdings in den Halsen massiv auf und konnte es sich sogar erlauben, deutlich weitere Radien zu fahren. Während sich ihre Konkurrentinnen also an den Halsentonnen um die engste Linie stritten, fuhr sie einfach mit weitem Radius in Lee am Pulk vorbei. Nach fünf gefahrenen Eliminations führt Alabau aktuell knapp vor Sarah-Quita Offringa und den Französinen Justine Lemeteyer und Marion Mortefon.
Auch bei den Herren entwickelte sich der erste Slalom-Tag zum Kampf der Systeme. Da die Fahrer im Vorfeld ein begrenztes Material-Kontingent registrieren mussten, kann niemand für alle Bedingungen perfekt ausgestattet an den Start gehen. Einige Topfahrer hatten angesichts des üblicherweise extrem starken Windes ausschließlich “normales” Slalomequipment registriert und auf Foilmaterial verzichtet. Zu Beginn des Tages hatte es so ausgesehen, als könnte diese Strategie aufgehen - die Finnenpiloten waren absolut in Schlagdistanz und mit Racesegeln von 5,8 bis 6,2qm voll angepowert. Mit im Tagesverlauf leicht abnehmendem Wind wurden die Vorteile der Foils aber mehr und mehr deutlich. Auf der Geraden hielten die Finnen-Fahrer meist noch gut mit, in der Beschleunigungsphase nach der Halse zogen die Foils aber gnadenlos davon.
In absoluter Topform war der Kroate Enrico Marotti, der zwei von drei Finals gewinnen konnte und somit in Führung liegt. Wer mal in brusthoher Dünungswelle gefoilt ist, kann vielleicht erahnen, wie anspruchsvoll es sein muss, mit einem 5 qm Foilsegel motorisiert mit knapp 65 km/h über den Kurs zu rasen. Aber auch die deutschen Starter hatten ihr Equipment bestens im Griff: Michele Becker, frisch gebackener IFCA-Europameister, kam nach Platz 16 in der ersten Runde immer besser in Form und enterte mit Platz zehn in Elimination 2 und Platz vier in Elimination 3 sogar die Top-10. Absolut beeindruckend war auch die Performance von Nico Prien, der sich in keiner der drei Eliminations einen Patzer erlaubte, in alle drei Finals dabei war und mit zwei fünften und einem dritten Platz aktuell auf dem Podium wäre - hinter Marotti und dem amtierenden Weltmeister Maciek Rutkowski.
Auch die nächsten Tage versprechen reichlich Action. Aller Voraussicht nach wird morgen erneut Slalom gefahren, bevor es zum Wochenende hin dann die Rückrunde im Waveriding geben könnte.
Wir halten euch über alle Geschehnisse beim World Cup Pozo tagesaktuell auf dem Laufenden. Stay tuned!