Tobias Frauen
· 18.11.2022
Jedes Jahr im November gehen die schnellsten Windsurfer der Welt im Kanal von Lüderitz auf Rekord-Jagd. Wer hält den aktuellen Speedrekord? Wir haben die Fakten!
Wer ist der Schnellste auf dem Wasser? Immer wieder wird man als Windsurfer in Diskussionen verwickelt, bei denen es um die Höchstgeschwindigkeit und Rekorde von Surfern, Kitern und Segelbooten geht.
Um diese Frage korrekt zu beantworten, muss man zunächst einmal die verschiedenen Klassen betrachten: Natürlich gibt es einen Rekord für das schnellste segelbetriebene Wasserfahrzeug, gleichzeitig aber werden auch die Rekorde für die verschiedenen Sportgeräte separat gewertet. Zudem wird die jeweils zurückgelegte Distanz berücksichtigt: Wird die Geschwindigkeit über eine Strecke von 500 Metern, über die nautische Meile (ca. 1,85 km) oder über eine andere festgelegte Distanz gemessen? Oder zählt nur die Höchstgeschwindigkeit, die nur für einen kurzen Moment erreicht wurde?
Den Speed-Rekord aller Segelfahrzeuge über 500 Meter hält das Segelboot “Vestas Sailrocket 2” mit 65,45 Knoten seit 2012. In dieser Wertung war Antoine Albeau der letzte Windsurfer, der den Rekord gehalten hat, mit 49,09 Knoten aus dem Jahr 2008. Neben den Segelbooten sind hier aber auch die Kiter inzwischen schneller, 2010 stellte Rob Douglas mit 55,65 Knoten den damaligen Rekord auf.
(Stand 15. November 2022, Quelle sailspeedrecords.com)
Für hohe Geschwindigkeiten muss das Wasser beim Speed-Windsurfen möglichst glatt sein, zudem muss der Wind ungestört wehen können und in einem guten Winkel für einen Raumwindkurs wehen.
In Namibia wurde 2008 ein Kanal extra für Windsurfer und Kiter ausgebuddelt, den Lüderitzer Speed-Kanal. Hier wurden in den letzten Jahren die meisten Speedrekorde aufgestellt. Hier wird der Wind durch einen natürlichen Düseneffekt beschleunigt und soll im Schnitt dreimal pro Woche 35 Knoten erreichen. Windgeschwindigkeiten von 50 Knoten (das sind über 90 km/h) sind hier keine Seltenheit.
Da der Wind hier seine Richtung üblicherweise nicht großartig ändert, konnte der Speedkanal so gebaut werden, dass der Wind in einem optimalen Winkel von 140 bis 145 Grad auf den 950 Meter langen, etwa sieben Meter breiten und einen Meter tiefen Kanal trifft. Die 500 Meter lange Wettkampfstrecke ist auf dem Kanal abgesteckt, im Vergleich zählt die Durchschnittsgeschwindigkeit über 500m. In unmittelbarer Nähe findet sich der Spot Diaz Point, an dem ähnliche Windverhältnisse herrschen, aber auf dem offenen Meer gefahren wird.
Auch im französischen St.-Maries-de-la-Mer gab es einen künstlichen Speedkanal, auf dem vor dem Bau des Lüderitzer Kanals zahlreiche Rekorde aufgestellt wurden. Außerdem findet regelmäßig in La Palme Speedevents auf dem offenen Meer statt, hier weht der Wind ablandig und sorgt so ebenfalls für eine spiegelglatte Piste direkt an der Wasserlinie. In der Vergangenheit wurde auch schon mit Vorrichtungen experimentiert, die Windwellen verhindern und das Wasser glätten sollten.
In Deutschland gehören einige Priele in der Nordsee, etwa vor Büsum, zu den besten Spots für Höchstgeschwindigkeiten. Die Deutschen Meisterschaften wurden viele Jahre lang auf der Orther Reede abgehalten, 2022 dann erstmals auf dem Saaler Bodden.