Manuel Vogel
· 25.08.2022
Schnittig halsen, das ist es, was jeder Windsurfer möchte. Lobeshymnen auf besonders toll gefahrene Wenden hört man hingegen eher selten. Aber so wie es in jeder Fußballmannschaft neben den Künstlern auch die Pöhler und Malocher braucht, so braucht auch jedes Manöverrepertoire eine solide Wende – allein mit Hacke-Spitze-1-2-3 gewinnt man auch auf dem Wasser keinen Blumentopf.
Vor allem beim Kreuzen ist die Wende ein unverzichtbarer Baustein auf dem Weg nach Luv. Üben lässt sich die Wende übrigens perfekt auf einem Longboard oder großem Freerideboard bei wenig Wind, die richtige Technik des Seitenwechsels geht dann schnell in Fleisch und Blut über.
Schritte 1-2: Hake dich im Vollgleiten aus dem Trapez aus und setze den hinteren Fuß aus der Schlaufe auf die Luvkante des Bretts. Den vorderen Fuß setzt du aus der Schlaufe direkt neben den Mastfuß. Über die Belastung der Hacken steuerst du das Brett mit Fußsteuerung in einer harmonischen Kurve in den Wind. Versuche dabei das Brett flach auf dem Wasser zu halten, um den Speed nicht abzuwürgen.
surf-Tipp: Die Segelhand kannst du während des Ancarvens nach Luv etwas in Richtung Mast verschieben
Schritte 3 -5: Um den Seitenwechsel vorzubereiten, musst du dir erst mal Platz schaffen. Das nach Hintenschieben des Riggs stellt in diesem Fall keine Steuerbewegung dar, sondern dient in erster Linie dem Aspekt, sich diesen nötigen Raum rund um den Mast zu verschaffen. Die Arme sind folglich ausgestreckt. Der Seitenwechsel erfolgt mit Händen und Füßen synchron. Ziehe den hinteren Fuß nach vorne zum Mast (Hacke an Hacke) und greife zeitgleich mit der alten Segelhand überkreuz auf die neue Gabelbaumseite (boom-to-boom). Der zweite Schritt erfolgt dann unmittelbar im Anschluss und weit nach hinten aufs Deck, um den Bug sofort wieder zu entlasten. Im Idealfall endet die Gleitfahrt erst in dieser Phase
Schritte 6 -8: Durch eine Abfallbewegung des Segels drehst du aus dem Wind in die neue Fahrtrichtung. Hole dazu das Segel mit der Segelhand stark dicht und schiebe den Mast dosiert in Richtung Bug (Abfallen). Das gestreckte vordere Bein schiebt den Bug in dieser Phase aus dem Wind. Sobald dein Brett wieder Fahrt aufgenommen hat, setzt du den vorderen Fuß zurück in die normale Fahrposition.
Der Zeitpunkt für den Seitenwechsel hängt bei der Wende davon ab, ob man gleitet oder dümpelt. Hintergrund ist, dass sich der auf dem Brett gefühlte Wind (relativer Wind) aus dem tatsächlich wehenden Wind (atmosphärischer Wind) und dem Fahrtwind zusammensetzt. Und weil der Fahrtwind in Gleitfahrt verständlicherweise stärker ausfällt als im Dümpeln, ändern sich auch Richtung und Stärke des relativen Windes abhängig von der Geschwindigkeit des Surfers.
Daher unser surf-Tipp: Leitest du die Wende mit Fußsteuerung und im Vollgleiten ein, kannst du den Seitenwechsel vollziehen, bevor deine Brettspitze direkt nach Luv zeigt, also bereits auf hartem Amwindkurs. Initiierst du die Wende hingegen per Segelsteuerung, musst du deutlich länger mit dem Seitenwechsel warten. Überziehe das Segel in diesem Fall über das Heck und warte, bis das Unterliek dein Schienbein berührt – das ist das Signal für den Wechsel.
Der Schritt vorne um den Mast ist die kritischste Phase der Shortboard-Wende. Wenn dir dabei der Bug absäuft und du rückwärts vom Brett fällst, liegt das meist daran, dass du die Arme zu sehr anziehst (siehe Bild unten). Achte deshalb verstärkt darauf, dir den nötigen Platz zu verschaffen – lass die Arme lang, bis du vorne um den Mast herum bist. Erst auf der neuen Segelseite angekommen, ziehst du das Rigg vor dem Körper vorbei nach vorne, um die folgende Abfallbewegung einzuleiten.