Sinn macht er nicht, der Carving-360 – zumindest so ganz rational betrachtet. Denn am Ende fährst du wieder in die gleiche Richtung wie vorher. Aber zum Glück ist Windsurfen meist nicht rational, sondern ein höchst emotionaler Sport. Und unter diesem Aspekt gehört ein gepflegter 360er zu den absolut schönsten und spaßigsten Moves auf dem Wasser. Du kannst ihn auf Flachwasser zirkeln oder sogar gegen eine Welle – spektakulär ist er immer. Worauf es ankommt, verraten wir dir in unserem Tutorial.
Ideale Übungsbedingungen für den 360er sind Tage mit 20 bis 25 Knoten Wind und idealerweise glattem Wasser. Wird es richtig stürmisch und kabbelig, ist das zu Beginn mühsam. Jede und jeder, der schon halbwegs sichere Powerhalsen oder gar Race Jibes fährt, ist bereit, den Move zu lernen. Weil für den Carving-360 auch enge Radien nötig sind, sind gut drehende Boards der Kategorien Freemove oder Freestyle-Wave ideal. Auch auf Freestyle-und Waveboards lässt sich der Manöver-Klassiker passabel üben. Wenn du ein Freeride-Board verwenden möchtest, solltest du zumindest sicherstellen, dass die Schlaufen in einer innen liegenden Position montiert sind. Ergänzend dazu empfehlen sich leichte Manöversegel der Kategorien Wave, Freestyle oder Freemove.
Der Carving-360 ist kein Kreis, sondern eigentlich eine 6 – weit am Anfang, eng am Ende.”
Der normale Carving-360 ist dir zu leicht? Dann solltest du mal über die Clew-first-Variante nachdenken, diese vereint Elemente mehrerer Manöver-Klassiker, wie etwa Duckjibe, Carving-360 und Push Tack.
Die Clew-first-Variante ist vor allem bei weniger Wind einen Versuch wert.”
Auch der Clew-first-Carving-360 gelingt am besten mit drehfreudigen Boards. Hilfreich ist es allerdings, wenn du diesen leicht unterpowert ausprobierst, denn der zweite Teil des Manövers hat es absolut in sich.
Es gibt zahlreiche Manöver im Windsurfen, die einen Moment der Backfahrt beinhalten – von Basic Moves wie der Helikopterwende („Helitack“) bis hin zum kompliziertesten Freestylemanöver ist alles dabei. Auch der Carving-360 gehört dazu und natürlich bist du klar im Vorteil, wenn du das Backfahren und die Segelkontrolle in dieser Position bei wenig Wind vorübst – idealerweise mit einem kleinen Segel und auf einem größeren Board. Häufigstes Problem in der Backfahrt ist, dass dir das Segel entgegenkommt und dich nach hinten, also nach Lee, vom Brett drückt. Die Ursache ist immer ein Gegendrücken ins Segel. Aber je stärker du ins Segel drückst (vor allem mit der hinteren Hand), desto stärker ist die Antwort des Windes. Versuche stattdessen, das Segel in der Backfahrt bewusst offen zu halten. Dies gelingt nur, wenn du es am Körper vorbei nach hinten Richtung Heck verschiebst und das Schothorn bewusst offen hältst.
Segelkontrolle in Backfahrt ist der Schlüssel. Das lässt sich bei Leichtwind easy vorüben.”
Der Carving-360 ist auch komplett in den Schlaufen gefahren möglich. Voraussetzung ist allerdings ein drehfreudiges Board mit schmalem Heck und weit innen montierten Schlaufen. Üblicherweise ist dies bei Freestyle- und Waveboards der Fall. Auch sollten die Schlaufen entsprechend große eingestellt sein, damit du genug Druck auf die Leekante ausüben kannst. Aber: Das letzte Viertel des 360s ist in den Schlaufen deutlich schwieriger, weil dann die Gefahr besteht, das Heck auf Tauchstation zu schicken. Zum Üben empfiehlt es sich daher, kurz nach der 180-Grad-Marke einen Schritt nach vorne vor den Mast zu machen.
Das Surfen mit dem Schothorn voraus ist immer eine zappelige Angelegenheit, der Clew-first-Carving-360 macht da keine Ausnahme. Der Grund ist, dass das Segel am Achterliek eben nicht von einem Mast stabilisiert wird und schnell zu schlagen beginnt. Generell hilft es bei Clew-first-Manövern, wenn man einen Trimm mit etwas weniger Loose Leech einstellt, also am Vorliek etwas weniger durchzieht. Ohnehin ist es empfehlenswert, dieses Manöver unterpowert zu üben.