Den Preis für das beliebteste Windsurfmanöver gewinnt die Wende sicher nicht, im Gegenteil. Dass dieser Move nach Luv so stiefmütterlich behandelt wird, ist vordergründig betrachtet erst mal nachvollziehbar: Er sieht nicht so sexy aus wie eine Powerhalse, von der Möglichkeit durchzugleiten ganz zu schweigen. Und obendrein ist eine saubere Wende bei Kabbelwelle und auf kleinen Boards kein einfaches Manöver.
Trotzdem sollte die Wende zum Repertoire aller Windsurfer gehören, denn mit jedem Umdrehen machst du damit einige Meter nach Luv gut, statt wie beim Halsen 20 Meter Höhe zu vernichten. An Spots mit Strömung oder wenn das Kreuzen noch nicht hundertprozentig sitzt, erspart das dann oft das Höhelaufen am Strand.
Wenden lernst du nur, wenn du auch bei Leichtwind aufs Wasser gehst und übst.
Verglichen mit der Powerhalse hat die Wende aber noch einen weiteren gewichtigen Vorteil: Sie lässt sich hervorragend bei Leichtwind üben! Das Tolle daran ist: Die Wende ist wohl das einzige Manöver, das man sein ganzes Surferleben 1:1 beibehält. Was man im ersten Fortgeschrittenenkurs am Anfang der Windsurflaufbahn lernt, ist also sehr ähnlich zu dem, was bei Köster & Co. im Worldcup zum Handwerkszeug gehört.
Die Basiswende übst du am besten auf einem Longboard oder WindSUP, aber auch Bretter ohne Schwert, die ein wenig Überschussvolumen bieten, sind geeignet.
Je kleiner das Brett, desto anspruchsvoller die Wende. Wer aber die Basisvariante (siehe vorherige Doppelseite) beherrscht, kann auch auf einem winzigen Brett die Wende lernen. Dabei muss man allerdings Technik und Timing etwas anpassen – worauf es ankommt, zeigen wir dir hier.
Timing und Teile der Technik sind bei einer Gleitwende anders als bei Leichtwind.
Wer schon mal ein kleines Funboard gefahren ist, weiß, dass solche Bretter im Dümpeln sehr kipplig sind und je nach Volumen in bestimmten Situationen auch mal absaufen können. Mit der Basistechnik nach dem Motto „Anluven bis in den Wind, dann die Segelseite wechseln“ kommt man daher oft nicht weit.
Bei Gleitwind ist stattdessen das Ziel, den Seitenwechsel noch in einem Moment zu vollziehen, in dem das Brett gerade noch gleitet – einfach, weil es in Gleitfahrt noch genug Auftrieb bietet und obendrein stabiler läuft.
Die beiden Bilder zeigen den Moment unmittelbar vor dem Seitenwechsel. Bei der Gleitwende (links) geschieht dieser, bevor das Board direkt gegen den Wind steht und noch Restspeed hat. Bei Leichtwind wird das Brett durch das Überziehen des Segels sogar etwas durch den Wind hindurchgesteuert, erst dann erfolgt der Seitenwechsel. Ob du dabei mit Masttechnik (rechts) oder Boom-to-Boom auf die neue Seite greifst, ist übrigens zweitrangig.
Hast du manchmal das Problem, dass dir nach dem Fußwechsel, während des Abfallens aus dem Wind, der Wind unbeabsichtigt von vorne ins Segel schlägt? Das liegt meist am falschen Timing und letztlich daran, dass dein Board vor dem Seitenwechsel und dem abschließenden Abfallen noch nicht weit genug durch den Wind gedreht hat. Aber woher weiß man, wann der passende Moment für den Seitenwechsel gekommen ist? Der Schienbeintrick hilft: neues Unmittelbar Cover vor dem Seitenwechsel sollte das Segel hinten über das Heck überzogen werden. Berührt das Unterliek dein hinteres Schienbein, ist das das Startsignal für den Seitenwechsel.
Der Seitenwechsel vorne um den Mast herum ist, egal ob Basiswende oder Gleitwende, der kritischste Moment. Oft schickt man dabei den Bug auf Tauchstation oder fällt mit dem Segel rückwärts in Richtung Bug. Daher der Tipp: Ist dein Segel weit nach hinten geneigt, hast du Platz und musst dein Gewicht nicht in Richtung Bug verlagern, um die Seite zu wechseln. Erst nachdem wieder ein Fuß nach hinten gesetzt wurde, kommt auch das Rigg für das abschließende Abfallen nach vorne
Mit vielen kleinen Tippelschritten um den Mast, das geht vielleicht auf einem Longboard, aber kaum auf einem Funboard. Während der Einleitung nimmst du, egal ob Basis- oder Gleitwende, den vorderen Fuß vor den Mast und steuerst in den Wind. Der Seitenwechsel erfolgt dann stets mit nur zwei Schritten: ein schneller Schritt Hacke an Hacke vor den Mast und dann sofort wieder zurück auf die Brettmitte.
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