FahrtechnikFreestyle Basics - so lernt ihr den Vulcan

Manuel Vogel

 · 04.08.2025

Der Vulcan - früher auch Air Jibe genannt - leitete eine neue Ära ein. Auch heute noch ist er deine Eintrittskarte in die Freestyle-Welt. Wir zeigen die den Vulcan Schritt für Schritt!
Foto: Oliver Maier
​Vor der Jahrtausendwende läutete die Erfindung des Vulcan - damals noch “Air Jibe” genannt - das Newschool-Zeitalter ein, aber auch heute hat dieser Freestyle-Trick nichts von seinem Reiz verloren. Wie du deine ersten Rutschpartien meisterst, ohne dass der Move zum Ausrutscher wird, verraten wir dir in unserem Tutorial.

M​it dem „King of the Lake“ genannten Contest am Gardasee geriet Mitte der 90er-Jahre die Freestyle-Welle ins Rollen. An vorderster Front dabei waren Legenden wie Robby Naish, Jason Polakow oder Robby Seeger, die Carving-360s, Spinloops oder Willy Skipper auf Flachwasser zelebrierten. Doch 1997 schlug ein neuer Move ein wie eine Bombe: Der Vulcan, auch „Air Jibe“ genannt, läutete eine neue Ära im Windsurfen ein, in der das Spektakel aufs Flachwasser kam.

Bereits ein Jahr später drehte Josh Stone die ersten Spocks - buchstäblich ein “Weiterdreh” des Vulcan - gewann in der Folge zwei Weltmeistertitel – und wurde schon wenig später von den neuen Freestyle-Hotshots um Kauli Seadi, Ricardo Campello und den Frans-Brüdern rechts überholt. Die Tricks, mit denen man sich vor mehr als 25 Jahren zum König des Gardasees krönte, sind aber auch heute noch kein alter Hut – wir zeigen dir alle Knackpunkte des Freestyle-Klassikers Vulcan!


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Voraussetzungen für den Vulcan

Den Vulcan kannst du auf deine To-do-Liste setzen, ­sobald du normale Sprünge auf Flachwasser oder über kleine Kabbelwellen sicher beherrschst. Ideal zum Üben sind Windbedingungen zwischen 20 und 25 Knoten. Gut geeignet sind aufgrund ihrer kompakten Maße und voluminösen Hecks vor allem Boards der Kategorie Freestyle, aber auch mit Allroundbrettern der Freestyle-Wave- oder Freemoveklasse ist der Vulcan gut möglich. Erfunden hat den Move übrigens Wave-Spezialist Sean Ordonez, der den Vulcan gerne über steile Rampen und in drei ­Metern Höhe zelebrierte.

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​Der Vulcan ist keine gesprungene 180-Grad-Drehung. Genau genommen dreht das Brett deutlich weniger in der Luft.”

Die vier Phasen des Vulcan

​Der Absprung

Hole auf Halbwind- bis leichtem Raumwindkurs ­genug Speed und peile einen kleinen Chop an. Einer der häufigsten Fehler passiert oft, bevor der eigentliche Move überhaupt begonnen hat, denn vor dem Absprung solltest du die vordere Hand am Gabelbaum komplett nach vorne Richtung Mast verschieben. Nur so kannst du gleich in der Luft zügig die Segelseite wechseln – dazu gleich mehr. Durch einen kleinen Impuls aufs Heck bringst du die Boardnase nach oben.

surf-Tipp: Hast du Probleme, auf Höhe zu kommen, und bleibst kleben? Dann versuche mal, unmittelbar vor dem Absprung vom Raumwindkurs einen kleinen Schlenker nach Luv zu machen!

Schiften in der Luft

Dass der Vulcan auch „Air Jibe“ genannt wird, leuchtet ­anhand der Bilder ein, denn das Ziel ist es ja, das Board in der Luft zu drehen und die Segelseite während des Sprungs zu wechseln. Und so geht’s: Unmittelbar nach dem Absprung löst du die hintere Hand vom Gabelbaum und ziehst das Segel mit der Masthand zum Körper, um „boom to boom“ per Kreuzgriff auf die andere Segelseite zu greifen. Wichtig: Versuche nicht aktiv das Heck wegzukicken, sondern ziehe dir das Heck mit dem hinteren Bein unter den Körper. Dadurch setzt die Brettnase ins Wasser ein, der Bug wird zum Drehpunkt.

Sliden

Der Trick beim Vulcan ist, keine 180-Grad-Drehung zu springen, sondern weniger – 120 oder 130 Grad sind ausreichend. Mit dem Bug als Drehpunkt rotiert das Heck dann weiter bis auf Halbwindkurs. Direkt nach dem Kreuzgriff schiebst du mit dem Mastarm das Segel Richtung Bug, ­dadurch bleibt der Oberkörper in der nötigen Vorlage und das Brett slidet auf dem Bug.

Neustart

Halte die leichte Körpervorlage bis zum Dichtholen des Segels auf der neuen Seite, erst jetzt endet das Rückwärts­sliden. Nun gilt es nur noch die verdrehte Fußstellung (Switch-Stance) aufzulösen. Ziehe dazu zuerst den hinteren Fuß aus der Schlaufe und setze ihn nach vorne.

Alle Schritte des Vulcan zeigen wir dir oben in der Gallery!

Die häufigsten Fehler beim Vulcan/Air Jibe

Fehler 1: Fokus aufs Board

Fehler beim Vulcan: Zu viel aufs Board achten, zu wenig auf den Griffwechsel
Foto: Oliver Maier

​Wer den Vulcan lernt, konzentriert sich meist ­ausschließlich darauf, das Brett zu drehen – die Arme werden oft vergessen. Die Folge ist, dass das ­Segel beim Rückwärtssliden nach Lee im Wasser hängt (siehe Sequenz oben), der Griffwechsel ist noch nicht erfolgt. surf-Tipp Konzentriere dich primär auf den Griffwechsel und darauf, den Mast zum Umgreifen nahe an den Körper zu ziehen. Du wirst sehen: Durch das Drehen des Oberkörpers als Folge des Umgreifens rotiert das Board meist automatisch mit.

Fehler 2: Fehlende Vorlage

Fehler beim Vulcan: Der vordere Arm...
Foto: Oliver Maier

​Klatschst du beim Vulcan regelmäßig auf den Rücken, ist fehlende Vorlage das Problem. Ziel ist es, den Oberkörper in Richtung Bug zu lehnen, damit die Finne über Wasser bleibt und das Board auf dem Bug rutscht. Aber wie kommst du in die nötige Vorlage? Der Schlüssel liegt im vorderen Arm. Beugst du diesen nach dem ­erfolgten Kreuzgriff und ziehst den Mast zum Körper, ist der ­Rückenklatscher vorprogrammiert (siehe Sequenz oben). Versuche stattdessen, den vorderen Arm durchzustrecken und den Mast auf Distanz zu halten. Auf diese Weise verlagerst du dein Gewicht automatisch über die Brettspitze.


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