Anpumpen ist das vielleicht beste Investment, das man machen kann. Du steckst ein paar Sekunden lang richtig Muskelschmalz und Energie rein – und die Gewinnausschüttung kommt sofort. Du wirst mit federleichtem Gleitgefühl belohnt – statt von ewigem Herumdümpeln gequält. Mit guter Technik lässt sich die Gleitgrenze um 20 Prozent drücken.
Ich würde sagen, zwei oder drei Knoten – was ziemlich viel ist (Red.: Zum Vergleich: Windstärke vier geht von elf bis 16 Knoten). Vor allem auf Binnenseen können die Böen ziemlich kurz sein. Wenn man dann aber eine Böe nutzt und pumpt, ist die Chance, dass man den vollen Vorteil der Böe nutzt und danach durch Windlöcher durchgleitet viel größer, als wenn man sich nur schwer ans Segel hängt und auf noch mehr Wind wartet.
Ich schätze, sehr ähnlich. Ebenfalls etwa drei Knoten weniger als ohne zu pumpen – bei natürlich insgesamt weniger Wind. Und wenn es doch einen Unterschied gibt, dann ist der Vorteil des Pumpens eher auf dem Foilboard größer. Vor allem kann der Wind sehr stark nachlassen, wenn du einmal auf dem Foil bist und du gleitest trotzdem weiter. Mit der Finne parkst du früher wieder ein.
Ich würde ein Freerideboard mit etwa 150 Liter nehmen wie unseren Duotone Eagle oder ein Freeraceboard wie den Blast 143. Ich bin überzeugt, die großen Boards sind so viel komfortabler zu surfen als vor einigen Jahren, sodass du durch die Größe einfach früher gleitest, ohne weitere Nachteile. Bei Freerideboards ist die mitgelieferte Finne meistens für das größte empfohlene Segel ausgelegt, das sollte dann auch reichen.
Interessant ist die Mastfußposition. Es geistert immer wieder diese Theorie herum, dass man mit dem Mastfuß weiter hinten mehr Power bekommt und mit dem Mastfuß weiter vorne mehr Kontrolle. Aber mit dem Mastfuß hinten gleitet man nicht automatisch früher. Ich ändere die Mastfußposition praktisch nie, weil ich die ideale Position für ein Board suche, und so benutze ich es dann – bei Starkwind genauso wie bei leichtem Wind. Wenn das Board im Gleiten zu klebrig am Wasser wirkt, könnte es sein, dass der Mastfuß nach hinten muss, aber ebenso sollte man dann das Angleiten checken, denn mit dem Mastfuß weiter vorne gleitet dein Board schöner, weil du mehr Gleitfläche nutzt. Ein Zentimeter macht dabei schon einen Unterschied aus – das spüren nicht nur Worldcupper, sondern auch Hobbysurfer. Das sollte man ausprobieren, um den Unterschied zu spüren: zwei Schläge surfen, den Mastfuß verstellen, wieder zwei Schläge surfen. Ich kann den Leuten viel erzählen in meinen Clinics, aber wenn sie es fühlen, dann verstehen sie es.
Überwiegend verändere ich die Schothornspannung. Wenig Spannung erzeugt einen tieferen Bauch im unteren Bereich des Segels, das gibt dem Segel mehr Power und du gleitest früher. Am Vorliek passieren immer zwei Effekte: Mit weniger Vorliekspannung wird das Segel kraftvoller, aber das Segel drückt dann auch stärker aufs Board, was nicht gut fürs Gleiten ist (Erläuterung der Red.: Der Segeldruckpunkt wandert bei weniger Vorliekspannung weiter nach oben). Beim Vorliek folge ich der gleichen Theorie wie beim Mastfuß – ich glaube, es gibt nur genau eine wirklich gute Einstellung, die ich beibehalte. Am Schothorn ist das aber ganz anders.
Klar – zu viel ist zu viel. Das Segel sollte die Gabel maximal bis zu den Trapeztampen berühren. Mit noch mehr Bauch drückt das Segel dann auch irgendwann zu stark aufs Board und zieht nicht mehr nur nach vorne. Aber ich gebe dem Segel gerne Power, besonders in böigen Bedingungen. Dann muss ich in der Böe zwar mehr halten, aber dafür gleite ich im Windloch und nach der Halse besser weiter. Viele Leute haben Angst vor zu viel Power im Segel, aber man hat am Ende die bessere Session, wenn man seinem Material da einfach mal vertraut.
Der größte Fehler, den man manchmal sieht, ist der Versuch, im Trapez eingehakt das Segel irgendwie zu bewegen und so die Böe zu nutzen. Das Segel wird nach rechts und links gezogen, was aber nur Unruhe ins Board bringt und nicht wirklich effizient funktioniert. Ich cruise natürlich auch eingehakt, aber wenn ich das Gefühl habe, dass der Wind zum Pumpen reicht, hake ich mich sofort aus. Das kostet etwas mehr Kraft in den Armen, aber dafür wird es ja danach, im Gleiten, alles viel leichter als beim Herumdümpeln. Auf einem Board mit Finne ist es extrem wichtig, in der Mittelachse des Boards zu stehen. Dann schiebst du das Board beim Pumpen auch nach vorne und nicht seitlich. Der hintere Fuß steht auf der Mittelachse, die Zehen des vorderen Fußes ebenfalls und zeigen nach vorne. Und wenn du dann das Angleiten spürst, gehst du zuerst mit dem vorderen Fuß in die Schlaufe und anschließend, erst im Vollgleiten, auch in die hintere. Die Fußarbeit ist dabei so im Fokus, weil du zwar mit dem Segel pumpst, aber du beendest jeden Pumpzug mit den Beinen. Denn das Board soll ja gleiten, deshalb ist es extrem wichtig, dass du die Power, die du durch das Pumpen erzeugst, über deine Füße auf das Board überträgst.
Ein häufiger Fehler ist, das Segel mit beiden Armen gleich zu bewegen. Aber der hintere Arm bewegt sich beim richtigen Pumpen viel mehr als der vordere. Bei jedem Pumpzug bringst du das Segel leicht nach hinten, ziehst mit der hinteren Hand dicht und schiebst das Segel dann wieder nach vorne. Und genau in diesem letzten Moment schiebst du das Board mit deinen Füßen vor. Anschließend öffnest du das Segel wieder und fängst mit langem Zug der hinteren Hand den nächsten Windhauch ein.
Von oben gesehen malen die Hände Kreise, vorne kleiner, hinten größer. Wie auf zwei Kettenblättern am Fahrrad mit einem kleinen Ritzel vorne und großem Blatt hinten. Je größer der Kreis der hinteren Hand ist, umso mehr Vortrieb erzeugst du auch. Die Arme werden dafür maximal gestreckt und gebeugt. Das ist anstrengend, aber es bringt auch viel. Du willst mit dem Segel möglichst weit ausholen, aber dabei muss dein Körpergewicht über dem Board bleiben. Du versuchst, dich zentriert über dem Board schwer zu machen, anstatt dich einfach nach hinten zu lehnen, wodurch deine Reichweite verringert würde. Und: du musst richtig kräftig ziehen und dabei auch mal aus deiner Komfortzone heraus kommen.
Das sieht man an der Olympiaklasse. Auf dem RS:X hatten alle Fahrer austrainierte 72 Kilo. Weil sie durchpumpen mussten. Auf dem IQ-Foil hat jeder 100 Kilo, leicht speckig. Die Fahrer müssen schwer sein und pumpen nicht mehr so viel.
Nein, die Kreise werden kleiner und kleiner, je mehr man sich dem Vollgleiten nähert, dafür erhöht sich die Frequenz deiner Züge.
Es ist immer besser, einen leichten Downwind-Kurs einzuschlagen. Du musst also etwas Höhe opfern. Auf Am-Wind-Kurs kannst du lange nicht den gleichen Vortrieb erzeugen. Aber fahre nicht zu tief, etwa zehn bis 15 Grad sind sicher ein gutes Maß. Das ist gar nicht so viel. Wenn du Wellen hast – auch hier am Gardasee der kleine Chop – nutze das! Gegen die Welle kannst du auch 20-mal pumpen und es wird nichts passieren, mit der Welle kommst du plötzlich mit drei Zügen ins Gleiten. Die Welle dafür zu lesen muss man üben, aber dann bringt das enorm viel, selbst 20 oder 30 Zentimeter Windwelle.
Der hintere Fuß bereitet das größere Problem. Du musst versuchen, möglichst immer Kontakt mit dem Fuß zum Board zu halten. Nimmt man den Fuß zu lange hoch, drückt der vordere Fuß aufs Rail, das Board luvt an, und du stoppst wieder.
Genau. Profis, die ihr Material kennen, treffen aber die Schlaufe auch mit einem einzigen schnellen Schritt.
Auf einem großen Freerideboard steht man bei Leichtwind vermutlich recht weit vorne. Dann geht erst der vordere Fuß ein Stück zurück, dann der hintere Fuß und anschließend der vordere in die Schlaufe. Auf einem kürzeren Jag oder Blast gehe ich mit dem vorderen Fuß sofort in die Schlaufe. Grundsätzlich mit so wenigen Schritten wie möglich. Der hintere Fuß folgt dann im Vollgleiten.
Bei acht, neun Knoten ist es sehr ähnlich, aber mit etwas mehr Zug im Segel pumpe ich von Beginn an mit dem vorderen Fuß in der Schlaufe. Dafür musst du das Segel dann auch etwas weiter nach vorne legen. Ich versuche, wie die Pump Foiler beim Pumpen viel Druck vorne aufs Board zu geben und in eine Delfinbewegung zu kommen. Und mit dem Fuß in der Schlaufe kannst du einfach viel mehr Druck aufs Foil geben. Ich pumpe immer noch zweimal, wenn ich schon oben bin, denn das Foil braucht eine Mindestgeschwindigkeit zum Weiterfliegen. Pumpen auf dem Foil ist dann auch nicht mehr anstrengend, weil es keinen spürbaren Fahrwiderstand gibt.