Zweifellos gehören das Positionieren im Wasser und das Drehen des Equipments nach Stürzen zu den größten Hürden beim Wasserstart. Die gute Nachricht: Wie schnell man in die Wasserstartposition kommt, hängt nur teilweise von der Kraft ab, in erster Linie aber von der richtigen Strategie und passender Technik.
Der Wasserstart ist die Grundvoraussetzung für das Surfen auf kleinen Funboards. Wer den Wasserstart aber noch nicht sicher beherrscht, sollte ein Board mit etwas Überschussvolumen verwenden (Körpergewicht + 30/50 Liter = empfohlenes Brettvolumen). Falls der Wasserstart mal nicht klappt oder zu lange dauert, kann man dann im Notfall immer noch mal zum Schotstart übergehen. Mindestens genauso wichtig ist es, während der Lernphase keine zu schweren Segel zu verwenden. Vor allem Cambersegel sind zu Beginn problematisch, weil diese eine breite Masttasche besitzen, die viel Wasser schluckt. Auch ist es mitunter schwierig, dass starre Profil der Cambersegel im Wasser auf die andere Seite zu drücken. Camberlose Freeride-, Freemove- oder Wavesegel mit dünnen RDM-Masten sind diesbezüglich klar im Vorteil!
Wie man am schnellsten in die Wasserstartposition kommt, hängt oft davon ab, in welche Richtung man starten möchte – oder muss. Wenn es ansatzweise egal ist, macht es Sinn, das Material entscheiden zu lassen. Statt mühsam alles umzudrehen, kann es also sinnvoll sein, in die andere Richtung zu starten und mit Wende oder Halse umzudrehen. Für beide Optionen zeigen wir euch im Folgenden den schnellsten Weg zurück aufs Board.
Möchtest du nach einem Crash in die Richtung starten, in die das Board bereits liegt? Leider liegt dabei oft das Segel genau verkehrt herum im Wasser, mit dem Gabelbaumende hinten in Richtung Heck. Das bedeutet, dass du das Rigg erst einmal umschlagen lassen musst, um den Mast parallel zum Heck ausrichten zu können.
Das Umschlagen des Segels (siehe oben) kann im tiefen Wasser mühsam sein, vor allem mit großen Segeln. Manchmal ist es dann leichter, es über die Schotstart-Technik zu versuchen. Führt der Schotstart zum Erfolg – bingo! Aber selbst wenn man ihn nicht meistert, liegt das Segel danach meistens passend für den Wasserstart.
Möchtest oder musst du nach einem Crash in die andere Richtung starten? In diesem Fall hast du zwei Möglichkeiten: Entweder schwimmst du mit dem Segel einen Halbkreis gegen den Wind und drehst Board und Rigg damit in die gewünschte Fahrtrichtung. Einfacher ist er allerdings oft, zuerst das Board zu drehen.
Die meisten Stürze passieren bei Manövern. Vor allem wenn die Halse mal wieder schiefgeht, liegt das Material oft ungünstig für einen Wasserstart, mit dem Segel nach Lee. Deshalb wollen wir an dieser Stelle eine Lanze für die Wende brechen, denn ein Sturz während der kritischen Phase des Seitenwechsels ist zwar nicht schön, führt fast immer dazu, dass das Material halbwegs passend liegt und du schnell wieder aufs Brett kommen kannst.
Ist das Positionieren und Drehen des Segels im Wasser erledigt, hast du eine der größten Hürden bereits gemeistert. Perfekt liegt dein Material, wenn dein Board quer zum Wind auf Halbwindkurs ausgerichtet ist. Das Segel liegt in ähnlicher Ausrichtung, sodass es vom Mast her angeströmt wird Jetzt gilt es, das Segel über den Kopf zu bekommen, damit dieses frei schwebt. Die wichtigste Erkenntnis hierbei: Das Segel wird gleich nicht nach oben gedrückt, sondern aktiv nach Luv in den Wind gezogen!
Der wichtigste Moment ist dabei, wenn du das Segel schwungvoll nach Luv über den Kopf ziehst. Dieser „Luvzug“ hat zwei wichtige Effekte: Erstens gleicht er einer Abfallbewegung und verhindert damit, dass das Board vom Halbwindkurs gleich wieder in den Wind dreht. Zweitens sorgt der Luvzug dafür, dass das Schothorn nicht im Wasser hängen bleibt, was in einem unbeabsichtigten Umschlagen des Segels resultieren würde.
Sobald das Segel frei über dir schwebt, greifst du zuerst mit der hinteren Hand an den Gabelbaum, danach – sofern nicht von Anfang an der Fall – mit der vorderen Hand ebenfalls an den Gabelbaum. Halte das Board auf Halbwind- bis leichtem Raumwindkurs. Du kannst in dieser Phase steuern wie beim normalen Geradeausfahren: Neigst du das Gabelbaumende zum Wasser (Anluven), dreht das Brett in den Wind – oft passiert das ungewollt. Dann gilt es durch Abfallen gegenzusteuern: Schiebe das Rigg mit der vorderen Hand nach vorne und versuche Druck von oben auf den Mastfuß zu geben – dadurch dreht der Bug aus dem Wind. Sobald du genug Segelzug verspürst, setzt du den hinteren Fuß aufs Deck – idealerweise nicht auf die Hacke, sondern auf die Innenseite. Dadurch kommt dein kompletter Körper in eine Vorlage, der Blick geht, etwas übertrieben ausgedrückt, vorne am Mast vorbei nach Lee. Diese Körperhaltung verhindert ein Anluven des Boards effektiv.
Der Aufstieg ist dann der finale Akt des Wasserstarts. Wichtig: Halte die Arme komplett gestreckt – nicht du ziehst dich hoch, sondern du wirst gezogen. Das hintere Bein zieht das Brett aktiv unter den Körper, bis das Segel senkrecht steht. Erst ganz zum Schluss setzt du den vorderen Fuß direkt hinter dem Mastfuß aufs Deck.
Angezogen werden beim Aufsteigen aufs Brett nur die Beine. Die Arme bleiben bis zum Ende lang.”
Viele große Segel sind profiliert, vor allem Cambersegel haben ein starres Profil, welches vor dem Wasserstart erst mal nach oben muss, damit es, wie ein Flugzeugflügel, Auftrieb produzieren kann. Wenn du also das Brett quer zum Wind ausgerichtet hast, ist es an der Zeit, mit der hinteren Hand oder durch eine liebevolle Kopfnuss die Segellatten nach oben zu drücken. Generell gilt aber: Camberlose Segel mit flacherem Profil (z. B. Kategorie Wave, Freemove oder Freeride) sind zum Lernen des Wasserstarts ungleich besser geeignet.
Wer die Gabel hinten aufs Heck legen kann (siehe Bild oben), hat es leichter, keine Frage. Wenn du also klein gewachsen bist und die Gabel ohnehin weit unten montierst, ist dieser Trick absolut legitim. Den Gabelbaum aber bewusst tiefer zu montieren und sogar noch den Mastfuß ganz nach vorne zu schrauben, nur um beim Wasserstart „schummeln“ zu können, ist hingegen keine gute Idee, denn: Eine zu niedrige Gabel in Verbindung mit kurzen Trapeztampen resultiert in größeren Querkräften und schlechterem Angleiten. Auch die Kontrolle in Böen ist mit kurzen Trapeztampen schwierig, die Schleudersturzgefahr steigt.
Tiefer Gabelbaum oder Mastfuß nach vorne, um beim Wasserstart zu “schummeln” ist keine gute Idee
Zusätzlich drückt ein vorne montierter Mastfuß den Bug runter, wodurch das Board nicht mehr frei gleiten kann und ebenfalls die Schleudersturzgefahr steigt. Daher unbedingt beachten: Die Gabel sollte an Land mindestens auf Schulterhöhe angebracht werden, bei breiten Boards sogar etwas höher. Dementsprechend empfehlen sich Trapeztampen mit 26 bis 30 Inch Länge. Wenn du, so eingestellt, deine Gabel immer noch aufs Heck legen kannst – Glück gehabt. Wenn nicht, solltest du nicht frühes Gleiten und Kontrolle opfern, nur um leichter wasserstarten zu können. Der Wasserstart ist nur Mittel zum Zweck. Daher sollte man sein Setup nicht ruinieren, nur um etwas leichter wasserstarten zu können
Gerade waren Board und Rigg so schön (und manchmal auch mühsam) auf Halbwindkurs ausgerichtet, und schon ist wieder alles dahin. Wenn beim Liften des Segels das Schothorn im Wasser hängen bleibt, ist meist ein unkontrolliertes Umschlagen die Folge. Ursache ist häufig, dass das Segel am Mast hochgedrückt wird, um Wind darunter zu bekommen. Ziel sollte es stattdessen sein, das Segel nach Luv und vorne zu ziehen: Greife das Segel entweder weit vorne an der Gabel oder über der Gabel am Mast, die hintere Hand stützt sich am Heck ab. Ziehe das Segel nun schwungvoll über den Kopf nach vorne und Luv, damit das Schothorn frei kommt.