”Wenn deine Fotos nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“ – das Credo des (Kriegs-)Fotografen Robert Capa (1913–1954) gilt auch heute noch in vielen Situationen. Nah ran kommst du mit einem langen und teuren Tele, mit einer Wasserkamera und viel Schwimmengagement, mit einem Boot – oder eben mit der Drohne. Drohnen können allerdings echt nerven, vor allem die anderen. Doch dann ist das Problem meistens nicht die Drohne, sondern es sitzt an der Fernsteuerung. Vor zehn oder zwölf Jahren wurde man als Drohnenpionier häufiger noch ehrfürchtig bestaunt, dagegen ist heute nicht mehr jeder vom Drohnengesummse am Strand begeistert. Ein hysterisches „Privatsphäre!“-Geplärre sollte man auch mal wegstecken können, wenn man nicht ausschließlich in menschenleeren Gebieten filmen möchte. Doch nur wer beim Fliegen die Etikette berücksichtigt, wird dauerhaft Freude an den Bildern und Freunde am Strand haben und die fantastische Flugperspektive nicht weiter in Verruf bringen: Respekt, Umsicht, gute fliegerische Kontrolle und Kenntnis aller Regeln und Gefahren sind deshalb Grundvoraussetzung, bevor man den Schalter an der Fernsteuerung auf „Take off“ schiebt.
Vor dem Kauf einer Drohne sollte man genau festlegen, was man an technischen Features benötigt oder erwartet. Für Aufnahmen im Windsurfen spielt zum Beispiel die Windresistenz, die Fluggeschwindigkeit, die Kameraqualität, aber unter Umständen auch die Bequemlichkeit auf Reisen eine Rolle.
Beim Remote Controller (Red.: die Fernsteuerung) wird vor allem zwischen Varianten mit Video-Brille und solchen mit Display unterschieden. Bei der Displayvariante sind Controller mit integriertem Display erhältlich und solche Controller mit integrierter Halterung für dein Handy als Monitor. Die Handy-Option ist zwar günstiger, aber Drohnen-Profi Johannes Hertel empfiehlt den Controller mit integriertem Display, da sich die Steuerung mit dem Handy zum Teil als schwieriger erweist, außerdem ist man mit der integrierten Version schneller startklar.
Bleibt die Frage: Brille oder klassische RC? Die Experten Johannes und Paul van Bellen sind sich dort ziemlich einig und empfehlen beide die RC-Option. Paul van Bellen fliegt auch bei seinen eindrucksvollsten Videos zum Beispiel nie mit der Brille und bleibt der klassischen RC treu, auch weil das Fliegen mit der Brille deutlich anstrengender ist und ein „Spotter“ zur Beobachtung der Drohne vorgeschrieben ist. Die superschnellen FPV-Drohnen mit Videobrille eignen sich obendrein am ehesten für sehr schnelle Videoschnitte, weil der Horizont bei den meisten Flugmanövern wegen des fehlenden 3-Achs-Gimbals komplett schräg im Bild steht.
Grundsätzlich reduzieren ND-Filter („neutral density“) das auf den Kamerasensor einfallende Licht, ohne die Farbwiedergabe des Bildes zu ändern. Die meisten preislich attraktiven Drohnen verfügen nur über eine feste Blende, deshalb ist ein ND-Filter die einzige Option für eine kreative Kontrolle der Belichtungszeit. Ohne einen Filter stellt die Kamera bei hellem Licht zwangsläufig sehr kurze Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde oder kürzer ein. Für gestochen scharfe Actionfotos ist das gut. Ein ND-Filter kann aber gezielt eingesetzt werden, um zum Beispiel mit einer längeren Belichtungszeit Bewegung in ein Bild zu bringen, den „Mitzieher”-Effekt, der das Wasser im Hintergrund unscharf verwischt, wenn man mit gleicher Geschwindigkeit mit dem Surfer fliegt. Bei Videos sorgen ND-Filter außerdem für ein natürlich aussehendes Bild. Denn für flüssig wirkende Aufnahmen mit Kino-Effekt sollte die Verschlusszeit dem Doppelten der Bildwiederholrate (FPS) entsprechen.
Ohne verstellbare Blende ist dabei dann ein ND-Filter die einzige Option, bei 30 FPS etwa eine Belichtungszeit von 1/60 Sekunde zu erzielen. ND-Filter in Stufe 8, 16 und 32 sind sinnvoll einsetzbar, damit lassen sich auch bei grellem Sonnenlicht Belichtungszeiten unter 1/100 Sekunde erreichen. Mit Apps wie „Exposure“ lassen sich die Auswirkungen verschieden dunkler ND-Filter auf die Belichtungszeit vorab berechnen, oder du probierst es einfach.
ND-Filter („neutral density“) in unterschiedlicher Stärke verdunkeln, ohne Farben zu verfälschen. So lassen sich bei hellem Licht die Belichtungszeiten für einen natürlichen Look verlängern und an die gewählte Bildfrequenz anpassen. Zum Filmen wird dafür bei 30 FPS (frames per second) gerne 1/60 Sekunde belichtet, bei 60 FPS eine 120stel Sekunde und so weiter.
Mini-Drohnen der Klasse <250 Gramm sind sehr kompakt und perfekt für den Trip im Van oder Flugzeug oder sogar für eine Wanderung oder Bike-Tour. In den meisten Ländern ist kein Drohnenführerschein erforderlich, und sie bieten bereits ordentliche 4K-Videoqualität. Der Nachteil ist jedoch die geringere Windstabilität. Bei bis zu 15 Knoten kann man laut Paul van Bellen noch schöne stabile Aufnahmen machen, über 20 Knoten Wind wird der Strand dann aber nicht nur Mücken-, sondern auch Drohnen-frei.
Beim surf-Test hat sich eine DJI Mini 3 Pro bei Freeridebedingungen mit 7,5er Segeln noch gut bewährt. Wenn die Tester aber erst mal einen Vorsprung im Vollgleiten hatten, kam man nur mit Mühen hinterher. Die Video- und Bildqualität konnte trotz des kleineren Sensors voll überzeugen. Auch Johannes Hertel fasst es gut zusammen: „Die Mini-Serie ist super gut, was Preis/Leistung angeht und wie easy man sie mitnehmen und spontan verwenden kann. Für Action kann man sie schon auch benutzen, aber man muss sich einfach über das Limit bewusst sein.“
Drohnen in der Oberliga, die ab etwa 1000 Euro startet, wie die DJI-Air-Serie (z. B. Air 3S), kann man dagegen als hervorragende Allrounder für den Sporteinsatz bezeichnen – mit zwei Kameras und deutlich höherer Flugstabilität und reichlich Reserven bei starkem Wind. Mit mehr Gewicht und mehr PS fliegen diese Vögel selbst bei 25 Knoten ablandigem Wind wieder sicher ins Nest – auch wenn man dabei bei Wind fürs 4,7er Segel schon mal schwitzige Hände bekommen kann. Mit mehr als 250 Gramm Abtropfgewicht ist im Gegenzug in den meisten Ländern ein Führerschein und eine Registrierung nötig.
Für die höchsten Ansprüche kommen nur noch Profi-Drohnen mit bis zu 3 Kameras, Zoom und überlegener Flugstabilität ins Spiel. Wer eine Budget-freundlichere Alternative sucht, kann sich die Drohnen von Potensic oder anderen Herstellern anschauen, die preislich (teils deutlich) unter DJI angesiedelt sind. Speziell die Potensic Atom-Serie klingt nach den gedruckten Daten interessant. Diese soll unter 250 g wiegen und eine gute Bildqualität bieten, und laut Hersteller sollen die Atoms bei bis zu 5 Beaufort flugfähig sein. Wir haben diese Drohnen allerdings noch nicht testen können, um zu checken, ob es sich dabei vielleicht doch um Papiertiger handelt.
Neben der eigentlichen Drohne spielt auch das richtige Zubehör eine große Rolle – Ersatzpropeller, zusätzliche Akkus, Controller, ND-Filter. In den meisten Fällen wird die Drohne bereits mit einem Set Ersatzpropeller geliefert. Johannes Hertel kontrolliert die Propeller vor jedem Flug – das lernt man auch bei den sehr nützlichen Führerschein-Online-Kursen – auf kleine Einrisse oder Verbiegungen, denn selbst diese kleinen Beschädigungen können schnell zu einem großen Problem heranwachsen, und Propeller kosten nur wenige Euro.
Mindestens einen Zusatzakku sollte man sich anschaffen, denn ein Nachladen am Spot dauert in der Regel zu lange, und die Hersteller kalkulieren die Flugzeiten wie die Autohersteller den Verbrauch. Die angegebene Flugdauer beträgt oft über 40 Minuten, jedoch wird dies bei stärkerem Wind und sportlichem Flug sehr schnell weniger werden – so wie ein Porsche Panamera sich bei artgerechter Fortbewegung vermutlich auch nicht mit neun Litern begnügt. Ein oder auch zwei weitere Akkus auf Reserve sorgen nicht nur für mehr Flugvergnügen, sondern auch für mehr verwertbares Foto- und Videomaterial aus einer Session. Außerdem schont es die Nerven extrem, wenn man entspannt mit 30 Prozent Restladung die Landung für einen kurzen Boxenstopp für einen neuen Akku ansetzt, anstatt die letzten Elektronen aus der einzigen Batterie zu saugen. Denn ein leerer „Tank“ ist bei einer Drohne über der Nordsee ein deutlich größeres Problem, als beim Auto auf der Landstraße.
Klassenkampf: Ein exemplarischer Überblick der DJI-Palette zeigt die entscheidenden Unterschiede bei Kameras und Flugleistung – aber auch dem Gesamtgewicht.
Beispieldrohne: DJI Mini 4K - Sportdrohne mit kleinem Sensor
Beispieldrohne: DJI Flip - Spaß und Sportdrohne mit reduzierter Leistung
Beispieldrohne: DJI Mini 4 Pro - kompakt und perfekt zum Reisen
Beispieldrohne: DJI Air 3S - Allrounder für den Sporteinsatz
Beispieldrohne: DJI Mavic 4 Pro - für hohe Ansprüche
Diese beschreibt, wie groß der lichtempfindliche Teil der Kamera ist, der das Bild aufnimmt – etwa wie der digitale Film der Kamera. Je größer der Sensor, desto besser kann er Details und Farben einfangen. Große Sensoren messen in der Diagonale 1 Zoll, Mittelklasse-Sensoren häufig 1/1,3 Zoll und noch kleinere dann 1/2 Zoll.
Der ISO-Wert gibt an, wie empfindlich der Sensor auf Licht reagiert. Eine niedrige ISO (zum Beispiel ISO 100) bedeutet eine geringere Lichtempfindlichkeit und somit auch klarere, rauschfreie Bilder – ideal bei guten Lichtverhältnissen.
Die Blende ist eine verstellbare Öffnung im Objektiv, durch die Licht auf den Sensor fällt – vergleichbar mit der Pupille des Auges. Hier gilt: je kleiner die Zahl, desto größer die Öffnung – also mehr Licht auf dem Sensor. Eine größere Öffnung hilft also bei schwachen Lichtverhältnissen. Die meisten Drohnen haben im Gegensatz zu Digitalkameras eine feste (meist lichtstarke) Blendenöffnung, die sich nicht verstellen lässt.
ND-Filter („Neutraldichtefilter“) könnte man als „Sonnenbrille“ für die Kamera bezeichnen. Falls man nur eine fixe Blendenöffnung hat, es aber zum Beispiel sehr hell ist, kann man auf ND-Filter zurückgreifen. Nur damit erzielst du dann längere Belichtungszeiten (wichtig zum Filmen, aber auch für Foto-„Mitzieher“).
Ein Gimbal ist eine bewegliche Halterung, die die Kamera während des Flugs stabilisiert. Er gleicht Bewegungen und Vibrationen der Drohne automatisch aus, damit der Horizont gerade bleibt. Bei FPV-Drohnen aber meist nur in einer Achse.
Frames per Second – steht für die Zahl der Einzelbilder pro Sekunde in einem Video. In etwa wie bei einem Daumenkino. Eine höhere FPS-Zahl, wie zum Beispiel 60fps oder 120fps ermöglicht es, eine Aufnahme später in der Bearbeitung ohne Flackern in Zeitlupe (1/2 0der 1/4) abzuspielen. Klassische Werte für besonders flüssige Kino-Anmutung ruhiger Szenen sind dagegen 24fps oder 30fps.
Die Brennweite beschreibt, wie „nah“ oder „weit“ eine Kamera ein Motiv erfasst. Eine kleinere Brennweite ergibt ein weiteres Blickfeld. Das ist meist die Hauptkamera oder die einzige Kamera an Drohnen. Mit einem Weitwinkel muss man schon ziemlich nah an die Action heranfliegen. Erst ab Mittelklasse-Drohnen verfügt man über zusätzliche Objektive, mit denen man zwischen verschiedenen Brennweiten wechseln kann. Mit einem Tele ist es dabei oft leichter, ein dynamisches Objekt zu verfolgen, weil sich ein paar Meter mehr oder weniger Abstand zum Objekt (in der Welle nahezu unvermeidlich) weniger auf die Größe im aufgenommenen Bild auswirken.