Der größte Fehler, den man bei der Anschaffung von Windsurfausrüstung machen kann? Material zu ergattern, das zwar attraktiv wirkt, aber überhaupt nicht zu den eigenen Bedürfnissen passt! Stell dir vor, du schaffst dir ein topaktuelles Board an, das zum fairen Preis in deinen Lieblingsfarben im Schaufenster oder einer Kleinanzeige glänzt, das jedoch für deinen Fahrstil, dein Level oder deine Größe ungeeignet ist – da würde ein gut erhaltenes, älteres Board, das perfekt zu dir passt, definitiv für mehr Freude auf dem Wasser sorgen. Wir möchten euch mit unserem Materialguide dabei helfen, die richtige Ausrüstung für eure Bedürfnisse zu finden. Welcher Surfertyp bin ich, und welche Klasse oder Größe ist dementsprechend sinnvoll? Und vor allem: Wie erkennt ihr anhand der Merkmale des Materials, zu welcher Sorte es gehört und mit welchen Komponenten es harmoniert.
Sucht ihr etwa nach einem Board mit 115 Litern Volumen, könnte das alles Mögliche sein: vom kleinen Slalomboard über Freeride, Freemove, Freestyle bis hin zum großen Waveboard. Damit läuft man Gefahr, ein Board zu kaufen, das komplett an den eigenen Anforderungen vorbeischießt. Nehmen wir mal an, eure Zeiten auf dem großen Schulungs-Tanker sind Vergangenheit und ihr sucht nun ein Brett zum Gleiten und für eure ersten Powerhalsen. Der Verkäufer preist sein 115-Liter-Waveboard so an, als wäre es der Heilige Gral, mit super Gleitfähigkeit und kinderleichtem Drehverhalten. Der Preis stimmt, das Volumen scheinbar auch – und schon hat man sich einen Fehlkauf an Land gezogen. Und nein, der Verkäufer muss nicht unbedingt Böses im Sinn haben – er hat einfach einen anderen Blickwinkel und weiß vielleicht nicht genau, was ihr sucht. Wer nicht die Möglichkeit hat, sich im gut ausgestatteten Surfshop professionell beraten zu lassen, muss sich zunächst einen Überblick verschaffen, um gleich im richtigen Pool zu fischen.
Zielgruppe: Anfänger & Fortgeschrittene, bis hin zu ersten Gleitversuchen; Leichtwindsurfer; Familien.
Die Vorstellung, dass Longboards mit Schwert nur etwas für reine Anfänger sind, gehört zu den großen Missverständnissen im Windsurfen. Selbst wenn du das Gleiten schon draufhast, kann der Wind (z. B. im Binnenland) oft unberechenbar sein und den Spaß deutlich mindern. Doch keine Sorge: Longboards sind da die echten Alleskönner. Sie bieten auch erfahreneren Surfern die Möglichkeit, fast immer aufs Wasser zu kommen. Dank ihrer Länge von 260 bis 350 Zentimetern sind sie in der Verdrängerfahrt schneller als alle anderen Boards, ziehen ordentlich Höhe mit dem Schwert und lassen sich mit eingeklapptem Schwert sogar zum Gleiten nutzen. Außerdem sind sie perfekt, um Manöver wie Wenden, Halsen oder ein paar Tricks zu üben. Das macht sie zur idealen Grundlage für das spätere Surfen auf kleinen Funboards.
Interessanterweise haben sich die Shapes der klassischen Longboards seit Ewigkeiten kaum verändert. „Länge läuft“ war schon vor 20 Jahren das Motto. Für Schnäppchenjäger bedeutet das, dass auch ein 20 Jahre altes Longboard in Bezug auf den Shape noch immer aktuell ist, solange der Zustand stimmt. Eine interessante Alternative können auch (aufblasbare) WindSUPs sein. Sie haben ähnliche Maße wie Longboards und sind vielseitig einsetzbar – du kannst sie sowohl fürs Stand-up-Paddling als auch zum Windsurfen nutzen. Allerdings sollte man beachten: Ein Windsurflongboard taugt grundsätzlich auch fürs SUPen, aber nicht jedes SUP eignet sich fürs Windsurfen. Damit das funktioniert, braucht das SUP ein Gewinde im Deck, worin ein Mastfuß verschraubt werden kann. Um die seitliche Abdrift zu minimieren, wäre es ideal, wenn eine Mittelfinne montiert werden kann. Wenn das nicht möglich ist, gibt es praktische Lösungen wie den Add-on Drift Stopper oder den Ezywing. Diese Systeme ermöglichen es, zusätzliche Finnen einfach mit einem Spanngurt ums Board zu befestigen.
Zielgruppe: Einsteiger ins Gleitsurfen bis hin zu geübten Freeridern. Idealerweise in Verbindung mit camberlosen Segeln oder maximal 2-Cam-Segeln.
Die am weitesten verbreitete Brettgruppe ist Freeride. Und das nicht umsonst, denn sie sind echte Allrounder! Mit einer Länge von 230 bis 250 Zentimetern und einem Volumen von 100 bis 170 Litern sind sie seit etwa 15 Jahren der Standard. Im Heck ist meist eine Powerbox-Finne von 30 bis 50 Zentimetern Länge verbaut.
Freerideboards sind so gestaltet, dass sie früh ins Gleiten kommen und einfach zu handhaben sind. Gleichzeitig ermöglichen sie entspannte Manöver wie Powerhalsen und Duckjibes. Dank ihrer großen Beliebtheit gibt es bei den Schlaufenpositionen unterschiedliche Optionen: Für die sportlich ambitionierten Fahrer gibt es Positionen weiter außen an der Kante, während innenliegende Schlaufen vor allem Einsteigern das Cruisen und Lernen erleichtern. Aber welche Boardgröße ist die richtige? Anfänger im Gleitsurfen und jene, die die Powerhalse noch nicht zuverlässig beherrschen, profitieren von etwas mehr Volumen. Ein Überschuss von etwa 40 bis 50 Litern über dem eigenen Körpergewicht kann hilfreich sein – so ist selbst ein Schotstart kein Problem. Wer sich sicher in den Schlaufen bewegt und die meisten Manöver meistert, kann das Volumen reduzieren.
Ein Blick zurück zeigt: Freerideboards waren früher länger und schmaler. Zwischen 2005 und 2007 wurde ein Trend zu kompakteren und breiteren Boards gesetzt. Für Gebrauchtkäufer heißt das: Ein Board vor dem Baujahr 2006 ist oft schmaler und instabiler als moderne Modelle. Vor allem in Manövern spürt man den Unterschied, und in Windlöchern sind die älteren Boards oft im Nachteil. Wer auf einem modernen 150-Liter-Freerider angefangen hat und dann auf ein altes Modell mit ähnlichem Volumen umsteigt, könnte das Gefühl haben, auf einem viel kleineren Brett zu stehen. Dennoch sind die alten Schätzchen beim Angleiten durchaus mit den Neuen konkurrenzfähig.
Zielgruppe: Surfer, die sicher gleiten und weit außen liegende Schlaufenpositionen nutzen können; Kombination mit Cambersegeln; Regattaeinsatz; Doppelnutzen aus Windsurfen & Foilen.
Freeraceboards liegen ebenfalls im Volumenbereich von 100 bis 150 Litern, und ihre Maße ähneln den Freerideboards, was beim Kauf durchaus für Verwirrung sorgen kann. Im Vergleich zu Freeridern sind Freeraceboards jedoch sportlicher und auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Sie erreichen dies durch eine kürzere Gleitfläche, breitere Hecks und weiter außen liegende Standpositionen. Im Heck dieser Bretter findet man oft eine schlanke, gerade Finne, die in einer Tuttlebox mit zwei Schrauben durchs Deck montiert wird. Innen liegende Schlaufenpositionen fehlen in dieser Brettkategorie häufig – ein großes Manko für Einsteiger ins Gleitsurfen!
Slalomboards legen in Sachen Sportlichkeit noch einen drauf. Diese kurzen, breiten Boards sind für das Rennfeld konzipiert und eignen sich für erfahrene Surfer, die gerne leistungsstarke Cambersegel verwenden. Allerdings sind sie beim Angleiten und Halsen gegenüber Freerideboards im Nachteil. Seit 2018 sind viele Freerace- und Slalomboards auch zum Foilen geeignet. Hier ist es wichtig, auf die Freigabe des Herstellers zu achten: Aufkleber oder Aufdrucke wie „foil ready“ oder „approved for foiling“ zeigen an, dass die Finnenkästen verstärkt sind. Bei älteren Modellen kann man zwar Foils montieren, aber dass der Kasten das aushält, ist nicht garantiert.
Ein Tipp zur Boardgröße: Ein Brett, das zum ersten Foilen geeignet ist, sollte ein möglichst breites Heck haben. Deshalb sind Freeraceboards erst ab etwa 125 Litern wirklich sinnvoll fürs Foilen geeignet. Je kleiner das Brett, desto mehr wird das Foilen zu einem Balanceakt. Spezielle Foilboards können in dieser Hinsicht noch viel mehr bieten.
Als Raceboard bezeichnet man die langen und schmalen Schwertboards, der fast ausschließlich von Spezialisten auf den entsprechenden Regatten gefahren werden. Diese Boards werden auch bei wenig Wind relativ schnell, sind jedoch zum Vergnügungs-Surfen eher ungeeignet
Zielgruppe: geübte Surfer, die sicher gleiten und einen Wasserstart können – und alles von Flachwasser bis hin zu moderater Brandung und Sprüngen mit einem Brett abdecken wollen. Die Kombination mit Wave-, oder Freemovesegeln ist sinnvoll. Wer das Gleiten und Powerhalsen noch übt, fährt auf Freerideboards besser.
Freemoveboards sind die manöverfreudigere Alternative zu Freerideboards. Sie haben schmalere Hecks und eine rundere Bodenkurve, wodurch sie nicht ganz so früh ins Gleiten kommen und etwas weniger stabil in Manövern sind. Dafür bieten sie eine bessere Drehfreudigkeit. Der Übergang zu Freestylewaveboards ist fließend: Über 105 Litern Volumen spricht man meist von Freemoveboards, während die kleineren Boards oft als Freestylewaveoder Freewaveboards bezeichnet werden.
Diese Boards sind echte Alleskönner und für eine Vielzahl von Bedingungen ausgelegt. Ob schnelles Heizen und Halsen auf Flachwasser, Ausflüge in moderate Brandungswellen oder erste Sprünge und Freestyletricks – all das ist mit Freemoveboards möglich. Die Schlaufenpositionen sind flexibel: von weit innen liegend, ideal für Manöver, bis leicht nach außen versetzt, was die Nutzung mit drei oder vier Schlaufen erlaubt. Auch das Finnen-Set-up unterstützt die verschiedenen Eigenschaften: Oft werden gebogene Singlefins und ein Thruster-Set-up, bestehend aus einer mittellangen Centerfinne und zwei kleinen Sidefins, mitgeliefert.
Freemoveboards haben sich über die Jahre ebenfalls gewandelt und sind zwischen 2010 und 2013 kompakter und breiter geworden. Wenn ein Brett älter als zehn Jahre ist, könnte es etwa zehn Zentimeter länger sein als die aktuellen Modelle. Der auffälligste Unterschied liegt im Finnen-Set-up. Vor 2014 besaßen kleine Freemove- oder Freestylewaveboards meist nur eine Singlefin im Heck. Heute gehört bei Größen unter 100 Litern das Thruster-Set-up mit drei Finnen zum Standard. Damit haben Surfer mehr Möglichkeiten, das Brett den jeweiligen Bedingungen – ob Flachwasser, Bump & Jump oder kleine Brandung – anzupassen.
Zielgruppe: spezielle Boards für gesprungene und geslidete Manöver, in Verbindung mit Freestyle- oder Wavesegeln bis max. 5,5 qm. Wer Gleitmanöver übt, sollte sich an der Gruppe der Freestylewaver orientieren, da diese Bretter besser gleiten und Höhe laufen, schneller werden und sauberer auf der Kante laufen.
Die Freestyle-Disziplin hat sich unglaublich schnell weiterentwickelt, und die Boards wurden stetig verbessert, um den neuen, immer ausgefalleneren Manövern gerecht zu werden. Es gab eine Zeit, in der es fast täglich neue Tricks gab! Genauso speziell wie die Manöver, die immer radikaler wurden, sind auch die dazugehörigen Boards. Denn es gab einen entscheidenden Wendepunkt: Es ging höher in die Luft. 360er wurden nicht mehr übers Wasser geslidet, sondern komplett in der Luft gedreht. Segel wurden geduckt und in back aufgeladen, um sich aus flachem Wasser hoch in Powermoves hinauszukatapultieren.
Dieser Wandel bedeutete, dass das Volumen der Boards mehr in die Mitte wanderte und die Shapes deutlich kürzer und kompakter wurden. Wer sich nicht für moderne Powermoves wie Kono oder Burner interessiert, kann getrost zu älteren Freestyleboards oder gar Freemoveboards greifen. Sie sind einfacherer zu surfen, und klassische Tricks wie Carving 360er oder der ein oder andere Spock lassen sich damit wunderbar ausführen.
Zielgruppe: Einsatz überwiegend in Brandungsbedingungen, für Sprünge und Wellenritte. Nutzung in Verbindung mit Wavesegeln. Wer mehr Tage im Flachwasser oder Chop hat als in der Brandung, sollte einen Blick zu den Freestylewaveboards wagen, da diese in Summe besser gleiten und mehr Kontrolle bieten.
Waveboards sind für den Einsatz in echten Brandungswellen gemacht – und damit ist die Dünungswelle am Gardasee bei Starkwind oder der IJsselmeer-Chop gemeint. Wenn du beide Schlaufen nutzt und Turns in der Welle aneinanderreihen willst, sind die schmalen Hecks und die runden Bodenkurven der Waveboards genau das Richtige. Bei den Schlaufen hast du hier meistens nur eine Position: weit innen.
Die Entwicklung der Waveboards hat sich in den letzten Jahren rasant geändert. Ein großer Einfluss kam von Fahrern wie Kauli Seadi, der zwischen 2005 und 2008 dreimal Weltmeister in der Welle wurde und damit das Boarddesign maßgeblich prägte. Anstelle der langen und schmalen Singlefinboards setzte er auf kompaktere Shapes mit Twinser (2 Finnen), Thruster (3 Finnen) oder Quad (4 Finnen).
Dieser Trend setzte sich später bei fast allen Marken durch. Rückblickend kann man sagen, dass Boards vor 2008 oft schmal und lang waren. Ein 85-Kilo-Surfer hätte damals ein 75 bis 80-Liter-Board gewählt, um in der Welle passabel zu drehen. Ab 2008 begannen die ersten Boards breiter zu werden, blieben aber zunächst bei den Singlefins. Ab 2009 wurde breiter und volumenreicher mit Multifin-Set-ups der Standard. Diese Set-ups verbesserten die Dreheigenschaften drastisch, sodass man breitere Boards mit mehr Volumen fahren konnte, die immer noch hervorragend drehten.
Die zusätzliche Breite und das Volumen bringen klare Vorteile beim Dümpeln, bei Querungen über die Wellen und beim Angleiten. Heute gilt die Faustregel: Ein Volumen, das dem eigenen Körpergewicht entspricht, bietet die größte Vielseitigkeit im Wave-Einsatz.
Seit 2017 hebt das Windsurfen förmlich ab, denn seitdem bietet die Industrie spezielle Boards fürs Foilen an. Diese Boards sind deutlich kürzer als herkömmliche Windsurfboards mit ähnlichem Volumen, haben dafür aber ein breiteres Heck. Grundregel: Je breiter das Heck, desto leichter ist die Kontrolle über das Foil, und desto stabiler sind die Flüge. Genau deshalb sind Freeride-oder Freeraceboards nur bedingt fürs Foilen geeignet, da ihnen teilweise die nötige Breite im Heck fehlt. Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass Foilboards speziell fürs Foilen konzipiert sind und mit einer herkömmlichen Finne oft nicht gut bis gar nicht funktionieren. Wer ein gebrauchtes Foilboard kaufen möchte, sollte idealerweise ein passendes Foil gleich mitkaufen. Wenn man Foil und Board von unterschiedlichen Marken kombiniert, könnte es sein, dass die Komponenten nicht optimal zusammenpassen. Das kann besonders bei Foilboards mit einer Tuttlebox zum Problem werden, da die Position, an der das Foil am Brett sitzt, dort festgelegt ist. Flexibler sind Boards mit einer Doppelschiene, da die Foilposition dort angepasst werden kann, was die Kombination verschiedener Marken erleichtert.
In puncto Größe sollten Einsteiger ins Foilen mit 30 bis 50 Litern mehr Volumen als ihrem Körpergewicht rechnen und ein Modell wählen, das nicht extrem kurz ist (länger als 200 Zentimeter). Das erleichtert das Anfahren und Abheben. Wer schon aktiv anpumpen kann und sich nun auf Manöver oder Sprünge konzentrieren möchte, kann auch ein kompakteres Modell unter zwei Metern in Betracht ziehen.