Ob es gefällt oder nicht – bei leichtem Wind, ab etwa sieben bis acht Knoten, sind Foils effizienter als jede andere Rumpfform. Beim Wingen, beim Segeln und auch beim Windsurfen. Viele Windsurfer tauschen ihr großes Leichtwindsegel gleich gegen ein kleines Foilboard mit einem Wing am Himmel – häufig deshalb, weil das Material handlicher zu transportieren und leichter aufzubauen ist als ein Windsurfsegel. Viel einfacher zu lernen und früher in der Luft ist man beim Wingfoilen dagegen nur auf Instagram und im Marketing. Das Angleitduell zwischen Wing und Segel geht etwa unentschieden aus und das „ready for take-off “ bekommen die meisten Foil-Frischlinge auf dem Windsurffoil sogar schneller als mit einem Wing.
„Wir haben im Sommer 150 Schüler in der Woche, Windsurffoilen ist dabei ein Nischenprodukt, das wir nur in Privatstunden unterrichten“, erzählt Heinz Stickl vom Stickl Sportcamp, „aber wenn man gut im Trapez ohne Schwert gleiten kann und ein Board mit genug Volumen hat, dann ist das keine Hexerei. Da braucht man wirklich keinen Wochenkurs, um aufs Windsurffoil zu kommen. Beim Wingfoilen wird den Leuten durch Instagram-Videos und Aussagen im Shop vermittelt, wie leicht das zu lernen sei. Aber ganz so einfach ist das nicht. Du fängst auch mit dem Wing nicht gleich mit dem kleinen Foilboard an, sondern erst mal ohne Foil auf einem großen SUP-Board. Allein der Wechsel vom Knien zum Stehen gelingt nicht jedem beim ersten Mal. In der Regel fahren die talentiertesten Teilnehmer am dritten Kurstag erstmals auf einem 120-Liter-Foilboard und kommen dann auch mal 50 Meter zum Fliegen.“
Auf einem Go-Fly muss man zum Foilenlernen nicht mal gleiten können. Zum Kauf würde ich aber ein etwas kleineres Board empfehlen.” (Stefan Edtmayer, Starboard)
Auch Henning Terstiege, Windsurftrainer und bei Patrik im Marketing tätig, legt die Latte für einen erfolgreichen Einstieg ins Foil-Windsurfen nicht allzu hoch: „Ich kenne Leute, die so gerade eben in den Schlaufen surfen konnten – vom Level Powerhalse weit entfernt –, die trotzdem Foilen gelernt haben.“ Bei geringem Fahrkönnen, so Henning, wird allerdings ein eigenstabiles Material-Set-up besonders wichtig: „Du kannst dich nicht wie auf der Finne mit einem schlechten Trimm oder Setup durchmogeln. Das gelingt nur sehr geübten Windsurfern.“ Stefan Edtmayer von Starboard schlägt in die gleiche Kerbe: „Es wurden in den Foil-Anfängen bestimmte Foils in großer Stückzahl sehr billig verkauft, die einfach nicht früh losgingen und nicht gut funktionierten.“ Und er behauptet sogar: „Auf dem aktuellen Go-Fly muss man überhaupt nicht gleiten können und kann auch ohne Trapez und ohne Fußschlaufen foilen.“
Was gewagt klingt, erscheint nach unseren Tests von Aufsteiger-Foilboards wie dem Starboard Go-Fly oder Duotone Stingray tatsächlich möglich. Im Vergleich zu zickigen Foils auf schmaleren Boards, auf denen man wie auf einem Einrad übers Wasser eierte, liegen die neuen Modelle so satt in der Luft wie ein Gokart auf der Straße.
Auf mindestens 75 bis 80 Zentimeter Breite sollte es ein geeignetes (Einsteiger-)Foilboard bringen, das kann auch ein Freeride- oder Freeraceboard mit Foilbox sein. Etwa 2,35 Meter Länge sollten dabei nicht überschritten werden, sonst drückt der Bug zu stark nach unten. Foilboards sind deshalb deutlich kürzer. Bei der Mastlänge sind sich die Experten einig: Etwa 85 bis 95 Zentimeter sind ein gutes Maß, um auch im Kabbelwasser genügend Zeit zum Reagieren zu haben. Eine lange Fuselage von 90 bis 105 Zentimetern sorgt für die gewünschte hohe Stabilität um die Rauf-runter-Achse. Beim Heckflügel setzt Henning auf viel Anstellwinkel und Stefan auf viel Fläche. Beides mit dem gleichen Ziel: damit eine hohe Abtriebskraft erzeugt wird, die für zusätzliche Stabilität im Flug sorgt. Das Patrik-Set-up für einen Einsteiger mit 85 Kilo wären nach Hennings Empfehlung beispielsweise „ein 95 Zentimeter langer High-Modulus-Carbon-Mast, die 95er- oder 105er-Fuselage, der 1100er-Medium-Aspect-Frontflügel und ein 250er-Heckflügel mit maximalem Winkel“. Je nach Fahrergewicht und auch nach Foil-Marke ist ein Einsteiger-Frontflügel zwischen 1100 und 1700 Quadratzentimeter groß.
„Ein Foil-Einsteiger foilt mit etwa 60 Prozent Druck auf dem vorderen Bein und 40 auf dem hinteren“, schätzt Henning. „Mit nur einem Schlaufenloch weiter vorne oder hinten wird das ideale Gleichgewicht um zehn Prozent verschoben. Viele Foilboards haben deshalb so viele Schlaufenplugs, um zum Beispiel die unterschiedlichen Positionen des Frontflügels bei verschiedenen Foil-Marken darüber auszugleichen.“ Hier hat das Wingfoilen klar Vorteile, die optimale Standposition – Frontwing zwischen den Beinen – ist schnell gefunden und alle Wings ziehen ähnlich auf beiden Händen. „Beim Windsurfen funkt das Segel da viel stärker rein, sodass es keine ganz einfache Idiotenregel gibt“, bedauert Henning, „Schlaufen und Mastfuß müssen exakt angepasst werden, dafür benötigt man professionelle Unterstützung.“
Für meinen Sohn habe ich ein 78 cm breites Starkwind-Race-Foilboard gekauft, die sind auch gebraucht zu bekommen.”
„Alle denken, sie müssten das Foil nach oben steuern, aber das stimmt nicht“, wirft Henning weiter ein. Gerade ältere Foils muss man nach heutigem Stand als zickig einsortieren: Im Pitch, also rauf/runter, springen sie im Vergleich zu ausgereiften und flugstabilen Foils herum wie ein junger Hund. Wenn man dieses Verhalten noch aktiv unterstützt, ist der unkontrollierte Delfinsprung aus dem Wasser kaum zu verhindern. „‚Drück runter die Kiste, bloß nicht abheben‘, ist meine Anweisung an die Schüler“, erklärt Henning seinen methodischen Trick. Mit viel Belastung über den vorderen Fuß soll das Board auf dem Wasser gleiten wie mit Finne. Erst wenn diese Übung mindestens zehn Bahnen gelungen ist – mit Speed knapp unter langsamer Gleitfahrt –, wird das strenge „Flugverbot“ gelockert. „Für drei Sekunden drei Zentimeter hoch“, erteilt Fluglotse Henning die Freigabe. Dafür wird der vordere Fuß ganz vorsichtig entlastet und, sobald das Board steigt, sofort wieder belastet.
Spezielle Segel müssen nicht sein, mit dem Trimm darfst du probieren. „Viel Loose Leech“, sagt Henning Terstiege. „Klein und mit Power“, empfiehlt Stefan Edtmayer. Es gibt nicht immer nur eine Antwort, zum Lernen sollte das Segel aber auf jeden Fall leicht, handlich, ohne Camber und möglichst nicht größer als 6,5 Quadratmeter sein. Wenn du beim Dichtholen so wie sonst beim Finne-surfen nach vorne gezogen wirst, ist dein Segel deutlich zu groß. Idealerweise reicht der Druck gerade eben, oder es braucht leichte Pumpzüge zum behutsamen Abheben.
Kinder können schon früh aufs Foil, und weil Kinder bei noch weniger Wind noch langsamer fliegen als Erwachsene, ist das Gefährdungspotenzial überschaubar (Schuhe, Helm und Weste sind sinnvoll, ebenso dass man auf weniger scharfe Flügel achtet). Beim Foilen ist obendrein weniger Kraft erforderlich, um das klein gewählte Segel unter Kontrolle zu halten. Was für Erwachsene gilt, zählt bei Kindern doppelt: „Der Trimm muss wie mit der Briefwaage ausgewogen sein, die haben ja kaum Körpergewicht zum Ausgleichen“, weiß Henning aus der Schulung und vom eigenen Nachwuchs, „mit 30 oder 40 Kilo können die das Board nicht gegen das Foil runterdrücken.“
Kinder ‘fliegen’ schon bei sehr wenig Wind und extrem langsam, was das Risiko stark reduziert.” (Henning Terstiege, Patrik)
Die Flügelspannweite ist dabei ein Killer-Kriterium: Mehr als 70 Zentimeter Spannweite sind für Kinder nicht geeignet. Kinder foilen auf Frontwings unter 1000 Quadratzentimeter Fläche. Die Fuselage darf etwas kürzer ausfallen, Kinder kommen gut mit einer 85er klar und profitieren von der besseren Reaktion. Auch Kinder baumeln, ebenso wie Erwachsene, an superlangen Tampen – 36er-Tampen dürfen es sein. Breite ist bei Foilboards dein Freund und von einer großen Plattform profitieren Kinder ebenfalls. Stephan Köster, WeOne- und Point-7-Teamrider, schickt seinen zwölfjährigen Sohn bereits seit zwei Jahren mit einem 78 Zentimeter breiten Foil-Raceboard an den Start. „Das hat die perfekten Maße und Kinder haben eine extrem steile Lernkurve. Mit seinem 4,7er-Segel kann er sich bei zehn Knoten hochpumpen.“ In diesem Windbereich haben Kinder vor der Generation Foil noch mit Kindersegel und Schwertbrett geübt. Der Foil-Fortschritt dürfte ihnen gefallen.