Windsurf BasicsWelches Segel zum Windsurfen?

Freemovesegel laufen auch unter Namen wie „Crossover“ oder „Bump & Jump“ und haben wie die dazugehörigen Boards absoluten Allround-Anspruch.
Foto: Julian Wiemar
Auch bei Segeln gilt: Wer zum Beispiel ein Segel um die 6,0 qm sucht, kann von großen Wave- und Freestylesegeln über Freemove- und Freeride- bis hin zu kleinen Camber-Racesegeln im Prinzip alles bekommen. Man kauft also schnell die gewünschte Größe, doch im schlimmsten Fall aus der völlig falschen Klasse. Folgende Segelklassen gibt es auf dem Markt.

1. Freeridesegel – Segel für die Masse

Zielgruppe: Aufsteiger & Fortgeschrittene, sportliche Surfer, die jedoch nicht unbedingt Rennen gewinnen wollen; von Wasserstart bis Duck Jibe wachsen diese Segel mit.

Freeride ist die Golf-Klasse im Windsurfen und stellt die größte Gruppe dar.

Freeride ist die Golf-Klasse im Windsurfen und stellt die mit Abstand größte Gruppe in unserem Sport dar: dezent dichtholen, locker losgleiten und unbeschwert über flaches Wasser cruisen. Zwischendurch vielleicht mal ein kleiner Sprung und zum Umkehren eine schnittige Halse – das ist Freeride! Die Segel dafür sind vor allem eins: benutzerfreundlich, dabei dennoch effizient und ziemlich vielseitig. Sie können alles ganz gut, sind aber keine Spezialisten in einem bestimmten Bereich. Freeridesegel sind in den Größen 5,5 bis 8,0 qm verbreitet und werden von fünf bis sechs Latten stabilisiert. Gleichzeitig bleibt das Handling im Vergleich zu Freerace- und Racesegeln einfach, weil auf Camber – Profilspangen, welche die Segellatten am Mast abstützen und dadurch ein definiertes, starres Profil erzeugen – verzichtet wird. Damit sie schön leicht bleiben, bestehen Freeridesegel hauptsächlich aus großen Monofilmflächen und sind nur an besonders beanspruchten Stellen, wie dem Unterliek, verstärkt. Auch wenn schlankere Masten (sogenannte Skinny-Masten) im Trend sind, ist bei Freeridesegeln noch alles möglich – sie funktionieren sowohl mit dicken (SDM) als auch dünnen (RDM) Masten. Falls du ein Segel unter 5,5 Quadratmeter suchst, wirst du bei Freeridesegeln nicht fündig. Dann musst du eher zu Freestyle-, Wave- oder Freemovesegeln greifen.

2. Freemovesegel – die Alleskönner

Zielgruppe: Aufsteiger, Familien; ein Segel für fast alle Reviere.

Bewertung

Freemovesegel sind die wahren Alleskönner unter den Segeln und bekannt unter verschiedenen Namen wie Freemove, Crossover oder Bump & Jump. Sie haben absoluten Allround-Anspruch – daher auch die vielen Namen, die oft dasselbe bedeuten. Meistens verbreitet in Größen zwischen 5,0 und 7,0 Quadratmetern, haben sie den Anspruch, eine Mischung aus Geschwindigkeit und Fahrstabilität wie bei Freeridesegeln zu bieten, während ein etwas manöverorientierterer Schnitt zugleich für ein spielerisches Handling sorgt.

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Diese Segel sind mit fünf bis sechs Latten ausgestattet, die für Stabilität sorgen, und durch zusätzliche Verstärkungen wie Gittermaterialien und extra Nähte halten sie auch mal einen Ausflug in die Welle aus. In den letzten fünf Jahren wurde der Großteil der modernen Freemovesegel speziell für Skinny-Masten entwickelt. Diese schlankeren Masten erleichtern die weiche Rotation der Latten, ein Feature, das man schon seit Längerem bei Wave- oder Freestylesegeln schätzt.


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3. Wavesegel – (Brandungs-) Spielzeug

Zielgruppe: Brandungssurfer und fortgeschrittene Manöversurfer.

Wavesegel sind die perfekte Wahl für alle, die regelmäßig in brechenden Wellen unterwegs sein wollen. Dank dickerer Materialien und zusätzlicher Verstärkungen halten sie Waschgängen und Stürzen meist stand, ohne Schaden zu nehmen. Ohne Winddruck ziehen sie sich schön flach, was besonders beim Abreiten von brechenden Wellen von Vorteil ist. Aber auch auf Flachwasser bei starkem Wind sind viele Wavesegel eine gute Option für erfahrene Manöversurfer. Die Steuerung an der Gabel eines reinen Wavesegels erfordert allerdings etwas mehr Fingerspitzengefühl, um es in Böen oder in Windlöchern optimal anzustellen, denn sie wirken schnell etwas spielerischer und nervöser als Freemove- oder vor allem Freeridesegel. Wavesegel mit vier oder fünf Latten sind meistens noch ziemlich allroundtauglich und eignen sich auch gut für Starkwindtage auf Flachwasser. Dagegen sind moderne Drei-Latten-Wavesegel speziell für fortgeschrittene Wavesurfer designt, die in großen Wellen mit ablandigem Wind ihren Spaß haben möchten. Egal ob groß oder klein, alle Wavesegel sind seit etwa zehn Jahren konsequent auf Skinny-Masten (RDM) ausgelegt.

4. Freestylesegel – für Trick-Spezialisten

Zielgruppe: Trickser; die auf moderne Powermoves aus sind.

Auch die Segel für Freestyler sind mittlerweile genauso speziell wie die Moves, für die sie gemacht sind. Während in der Gründungszeit der Disziplin noch hauptsächlich manöverorientierte Wavesegel zum Einsatz kamen, gibt es heutzutage eine solide Auswahl an speziellen Freestylesegeln auf dem Markt. Diese waren bis etwa 2010 vom Profilverlauf größtenteils noch stark an die Wavesegel angelehnt. Es wurde lediglich auf diverse Verstärkungen verzichtet, um Gewicht zu sparen. Doch als der Trend zu Powermoves wie Kono, Culo oder Burner überging, die es erfordern, vor dem Absprung unter dem Segel durchzutauchen (ducken), wurden diese deutlich spezieller: Es musste ein komplett flaches Profil ohne störendes Eigenleben her, gepaart mit straffem Achterliek und breiten Dacronbahnen im Vorliek, die die Segel weich machen und dafür sorgen, dass sich dichtgeholt ein tiefes Profil in das im aufgefierten Zustand neutrale Segel ziehen kann. Gängige Segelgrößen sind 4,0 bis 5,6 qm. Diese werden von vier bis fünf Segellatten stabilisiert und sind ausnahmslos auf Skinny-Masten designt. Unterm Strich sind Freestylesegel Spezialisten, für die Verwendung in Kombination mit Freestyleboards. Wer normal hin und her surft und Halsenmanöver macht, bekommt bei Freemove-, Wave- oder Freeridesegeln einen größeren Einsatzbereich.

5. Cambersegel – Windsurfen mit Überschall

Zielgruppe: Speedfreaks und Regattafahrer.

Camber sind Profilzangen, die die Segellatten am Mast abstützen und dadurch (auch ohne Winddruck) ein sehr starres und tiefes Profil erzeugen, vergleichbar mit dem eines Flugzeugflügels.

Hohe Trimmkräfte am Vorliek verleihen Cambersegeln die nötige Grundspannung und stabilisieren das Profil im Grenzbereich. Der Druckpunkt bleibt somit im über- powerten Zustand ziemlich stabil, man kann das Maximum aus der Segelgröße herauskitzeln und auf dem passenden Brett mit der richtigen Technik in reinen Speed umwandeln. Bei den Cambersegeln gibt es unterschiedliche Ansätze: einerseits die High-End-Racesegel mit sieben bis acht Latten und drei bis vier Cambern, die da rauf ausgelegt sind, als erstes die Ziellinie zu überqueren. Andererseits gibt es abgespecktere Varianten mit nur zwei bis drei Cambern und sechs bis sieben Latten, die eine etwas gemäßigtere Grundcharakteristik haben und Richtung Freerace bis Freeride (lediglich mit etwas mehr Leistung und Speedpotenzial) zielen.

Um das Leistungsplus von Cambersegeln zu nutzen, benötigt man ein entsprechendes Board sowie hohes Fahrkönnen.

Um dieses theoretische Leistungsplus jedoch voll zu nutzen, benötigt man ein entsprechendes Freerace- oder Slalomboard sowie höheres Fahrkönnen. Denn egal, wie extrem oder gemäßigt das Cambersegel eingestellt ist, das Handling wird durch die Camber und die breite Masttasche, die viel Wasser und damit Gewicht aufnehmen kann, immer anspruchsvoller.

Wer noch Schwierigkeiten mit Halsen hat, sich mit weit außen positionierten Fußschlaufen auf Freeraceoder Slalomboards schwertut oder beim Wasserstart länger braucht, sollte lieber zu einem Freeridesegel ohne Camber greifen. Cambersegel sind, bis auf wenige Ausnahmen, für SDM-Masten ausgelegt.

6. Foilsegel

Zielgruppe: Foil-Enthusiasten; Verwendung auf Foilboards.

Foilsegel sind speziell für die Verwendung auf Foilboards entwickelt worden. Mittlerweile gibt es sie in verschiedenen Varianten für Freestyle, entspanntes Freeriden oder auch für den Wettbewerb auf der Regattabahn. Trotz ihrer Unterschiede haben sie einige Gemeinsamkeiten: Bei Leichtwind lassen sie sich besonders gut anpumpen, um möglichst früh abzuheben. Dies wird durch ein weiches Segelprofil und eine relativ gerade Mastbiegung erreicht. Anders als bei traditionellen Windsurfsegeln haben Foilsegel meist weniger ausgeprägtes Loose Leech, da aktives Twisten und Druckabbau im oberen Segelbereich hier nicht notwendig sind.

Diese speziellen Designmerkmale sorgen dafür, dass man beim Foilen mehr Leistung bekommt, allerdings funktionieren viele Foilsegel auf normalen Windsurfboards mit Finne eher schlecht oder gar nicht. Wenn du sowohl das Foilen als auch das traditionelle Windsurfen mit Finne genießen möchtest, ist es besser, bei einem üblichen Segel zu bleiben. Für diejenigen, die voll aufs Foilen setzen, sind spezielle Foilsegel die richtige Wahl. Große Foilsegel für Regatten werden meistens mit SDM-Masten gefahren, während die kleineren, manöverorientierten Segel hauptsächlich auf RDM-Masten geriggt werden.


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