Das Schulungskonzept bei Patrik ist etwas anders als üblich. Wir haben es über einen längeren Zeitraum an der Surfschule „surfing Kalifornien“ ausprobiert und es hat sich bewährt. Es geht darum, dass wir quasi ab Stunde eins mit dem Schlaufensurfen anfangen. Statt also viel Zeit mit sehr kleinen Segeln, den Kursen und Manövern zu verbringen, geht es darum, die Kinder möglichst schnell ins Gleiten zu bringen. Das entfacht das Feuer!
Natürlich geht das nur, wenn du Material benutzt, das genau darauf ausgelegt ist. Ein gutes Beispiel ist unser E-Ride, ein Modell für Familien und Kinder. Das hat ein Softdeck mit Farbkonzept: Beim Hochziehen stehst du auf Rot, beim Anfahren stehst du auf Orange, und dann geht’s ab zu Gelb und Grün und in die Schlaufen. Deshalb hat das Board viel Volumen im Heck – du kannst in den Schlaufen stehen, ohne zu gleiten, weil diese sehr weit vorne und innen sind. Somit sind Straps nicht hinderlich, sondern eine Orientierungshilfe und sorgen für sicheres Stehen. Auch bei den kleineren Kindermodellen sind frühes Gleiten und kindgerechte Features im Fokus.
Das betrifft vor allem die Schlaufenpositionen. Unsere Kinderboards haben deutlich engere Schrittbreiten und schmalere Plugabstände, damit auch kleine Füße seitlich guten Halt haben. Das Micro Ride 115 ist für alle Kids, die schon über Gleitsurfen nachdenken. Es hat ein Softdeck und eine optionale Mittelfinne für Leichtwind, ansonsten ist der Shape auf frühes Gleiten optimiert. Vor allem die von Freestylebrettern bekannten Shapes haben sich als perfekt für Kinder herauskristallisiert und dienten deshalb als Basis: Sie haben viel Volumen im hinteren Bereich und eine Bodenkurve, die auf frühes Angleiten und sehr gutes Beschleunigen ausgelegt ist. Wenn das Board gut beschleunigt, surft man mit weniger Segelzug, das kommt Kids sehr entgegen. Natürlich wurden die ursprünglichen Freestyleshapes angepasst mit entsprechenden Schlaufenpositionen, dünneren Kanten, und auch die Mastspur ist weiter nach hinten gewandert, damit die Abstände für kleinere Personen passen.
Zusätzlich gibt’s jetzt das Modell Micro-X 85. Das ist ein Board für fortgeschrittene Kinder und Jugendliche, ohne Mittelfinne, basierend ebenfalls auf einem Freestyleshape. Mit 204 Zentimetern ist es schön kurz, die Konstruktion ist angepasst, mit mehr Glas statt Carbon. Das macht es günstiger und im Chop etwas komfortabler. 85 Liter, das klingt klein, aber wenn du nur 40, 50 Kilo wiegst und schon gleiten kannst, dann können 85 Liter ziemlich groß sein. Um Kinder bei der Stange zu halten, ist besser, nicht zu lange mit riesigen Boards zu verbringen, sondern das Feuer durch frühe Gleiterlebnisse anzuzünden. Das setzt nur voraus, dass man passende Stehreviere zum Üben wählt.
Ich würde ganz am Anfang immer erst in ein gutes Rigg investieren, dann ins Board.
Vor allem die Abstimmung der Masten auf leichtere Fahrergewichte! Eigentlich wäre es auch bei Erwachsenensegeln sinnvoll, mehr auf die Masthärte zu achten. Wenn ein 400er Mast empfohlen ist, bezieht sich das auf durchschnittliche Fahrergewichte von vielleicht 75 bis 85 Kilo. Wer klein und leicht ist, würde von einem kürzeren und damit weicheren Mast sehr profitieren, weil das Segel nur dann wie geplant twisten kann. Bei Kindern ist das noch mal extremer, weil sie viel leichter sind. Wenn man da ein kleines Segel mit einem herkömmlichen RDM-Mast bestückt, kann das Segeltopp nicht wie berechnet arbeiten und die Kids haben Kontrollprobleme.
Einfach weil dem Segel viel weniger Kraft entgegengesetzt wird. Die entgegengesetzte Kraft reicht gar nicht aus, damit das Segel das tut, wofür es eigentlich gemacht wurde. Deshalb müssen Masten deutlich weicher sein, wenn leichte Erwachsene oder Kids am Segel hängen. Genau darauf haben wir geachtet. Unsere Patrik- Masten sind nicht nur kurz, sondern schön soft und extrem leicht. Damit haben die Segel eine richtig große Windrange, die funktionieren bei Leichtwind, aber auch bei Starkwind zum Gleiten.
Unsere Masten für die Kids-Segel haben 60 Prozent Carbon, wiegen je nach Länge 750 bis 1050 Gramm und haben eine IMCS-Härte von gerade mal sieben bis zehn. Ich kann nicht verstehen, wie man Kindersegel mit Masten bestücken kann, die oben 30 Zentimeter rausschauen und 1,5 Kilo wiegen. Das mag für uns Erwachsene nerdmäßig klingen, aber man unterschätzt, wie sehr die Kinder kraftmäßig in manchen Situationen ans Limit kommen. Aber oft sind es genau diese „Kleinigkeiten“, die über Spaß oder Frust entscheiden. Jedes Gramm zählt!
Für die ersten Erfahrungen auf dem Wasser reicht natürlich ein einfaches Kinderrigg – Hauptsache, es ist leicht und in einer passenden Größe. Wenn sie dabeibleiben und vor allem Spaß haben sollen, muss das Material aber funktionieren und auf sie abgestimmt sein, vor allem wenn es mit Gleiten und Trapezsurfen losgehen soll. Und man darf auch nicht vergessen, dass man ein gebrauchtes Kinderrigg in guter Qualität gut weiterverkaufen kann. Oder man nutzt es als Starkwindsegel und kauft nur ein größeres zu.