Der lange WegFoto: Oliver Maier
Der lange Weg

Shaper Peter Thommen setzt konsequent auf lange Boards – entgegen dem marktüblichen Trend. Wie seine Philosophie besonders Aufsteigern ins Gleitsurfen helfen soll und was seine Modelle Glide und Ride so besonders macht, verrät er im surf Interview.

Peter Thommen gehört zu den bekanntesten Shapern der Szene, er shapte Klassiker wie den F2 Sputnik und für Profis wie Dunkerbeck & Co. Die aktuellen Shapes seines Labels „Thommen Sailboards“ sind hingegen voll auf Hobbysurfer ausgerichtet. Warum ein Schritt zurück auch ein Schritt nach vorne sein kann, verrät er ihm Interview.

Peter, du setzt bei deinen Shapes auf eine größere Länge im Vergleich zu anderen Boards in diesem Segment. Was ist deiner Meinung nach der Vorteil klassisch gestreckter Shapes?

Wie so oft, ist der Blickwinkel ausschlaggebend. Wir reden von Boards, die 255, beziehungsweise 265 Zentimeter lang sind. Das entspricht Längen, die noch vor 15 Jahren bei Waveboards, also der kürzesten Brettgattung, zeitgemäß waren. Slalom- und Freeridebretter waren bis zu drei Meter lang, Einsteigerboards noch etwas länger. Wie auch immer, warum mehr Länge? Gleiten ist, wenn das Brett die eigene Bugwelle überholt. Vor dem Gleitzustand ist das Brett in der Verdrängungsphase, es schiebt Wasser vor sich her und zur Seite. Je stärker die Aufbiegung des Unterwasserschiffs ist, umso mehr Wasser wird geschoben, umso höher wird die Bugwelle und umso mehr Kraft wird benötigt, um diese zu überwinden. Wenn ich die Kurve im Unterwasserschiff über eine längere Strecke verteilen kann, erziele ich automatisch einen flacheren Einfallswinkel des Brettes zur Wasseroberfläche. Ergo schiebe ich weniger Wasser und der Übergang von der Verdrängungs- in die Gleitphase benötigt weniger Kraft beziehungsweise weniger Technik. Zusätzlich ist ein längeres Brett nicht so sensibel bei Fehlbelastungen von Bug oder Heck.

  Thommen RideFoto: Marius Gugg
Thommen Ride

Die Modelle Glide und Ride haben im Unterwasserschiff in Längsrichtung Channels eingebaut. Was ist die Idee dahinter?

Durch die beiden innenliegenden Konkaven wird die Rockerlinie im Mittelschiffbereich noch etwas gestreckter. Auch wird der Wasserfluss in Brettlängsachse unter das Brett gelenkt, das produziert mehr Auftrieb. Weiterhin sind die Konkaven hilfreich, um die Wasseroberfläche an verschiedenen Stellen zu brechen, das Brett taucht dann sanfter in Kabbelwellen ein, es schlägt weniger hart auf.

  Der eingebaute Tragegriff bei den Modellen Glide und Ride ist Gold wert und kann mit einem Schaumstoffstöpsel verschlossen werdenFoto: Oliver Maier
Der eingebaute Tragegriff bei den Modellen Glide und Ride ist Gold wert und kann mit einem Schaumstoffstöpsel verschlossen werden

Du kombinierst vergleichsweise dünne Kanten mit größerer Dicke im Centerbereich. Warum?

Dünnere Rails haben logischerweise weniger Volumen und, wenn aufgekantet, weniger Fläche. Sie lassen sich einfacher ins Wasser drücken als fette Rails und sind in der Regel einfacher zu kontrollieren.

  Das Thommen Glide 165 bietet ein großes Deckpad und weit innen montierbare SchlaufenFoto: Oliver Maier
Das Thommen Glide 165 bietet ein großes Deckpad und weit innen montierbare Schlaufen

Warum werden deine Boards als Thruster gefahren? Welche Funktion haben die Außenfinnen und warum kannst du deine Shapes mit vergleichsweise kurzen Finnen ausstatten?

Die Thruster-Konfiguration ist vor allem eine pragmatische Antwort auf ein praktisches Problem: Wenn viele Kunden in eher seichten Gewässern oder in mit Sandbänken gespickten Revieren unterwegs sind, können ein paar Zentimeter mehr oder weniger Tiefgang entscheidend sein. Die Bretter funktionieren also sowohl als Singlefin als auch als Thruster. Die Thruster-Ausstattung ist auch interessant für Einsteiger/Aufsteiger: Sie bietet mehr laterale Fläche als eine Singlefin, benötigt weniger Geschwindigkeit, um wirklich aktiv zu werden, und entwickelt weniger Hebelkräfte, die es zu kontrollieren gilt. Zur Finnengröße: Diese Bretter gleiten auf einer längeren aktiven Gleitfläche als moderne Slalomboards. Auch die Fußschlaufen sind weiter vorne positioniert. Die Finne wird in erster Linie als Steuerelement und nicht für den Auftrieb des Bretts genutzt, also kann sie kleiner ausfallen und ist dadurch auch einfacher zu beherrschen. Man braucht deshalb keine perfekt ausgefeilte Fahrtechnik, um diese Bretter benutzen zu können.

  Die Modelle Thommen Glide und Ride kommen mit einem 3er-Finnen-Setup (Thruster). Die Mittelfinne fällt für Boards dieser Größe eher klein ausFoto: Oliver Maier
Die Modelle Thommen Glide und Ride kommen mit einem 3er-Finnen-Setup (Thruster). Die Mittelfinne fällt für Boards dieser Größe eher klein aus

Ob die Shape-Philosophie von Peter Thommen aufgeht und wie die Bretter fahren, liest du in der surf Ausgabe 6-2020. Ausgabe verpasst? Dann kannst du diese und viele weitere Print- und Digitalausgaben nachbestellen unter https://www.delius-klasing.de/surf

Die Website des Herstellers findest du hier: https://sailboards.thommen1.com